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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Schlägerschwinger die schönsten Plätze okkupiert. Ich sah sie in kleinen Wägelchen übers Grün preschen und wünschte ihnen Maulwurflöcher und Wombathöhlen auf den Hals. Sie bedankten sich auf ihre Art und feuerten ihre Golfbälle nach mir.
    Ein paar Meilen weiter stieß ich auf die Straße „La Playa“. Hombre! Endlich ein spanischer Name. Schließlich war es der Mallorquiner Pater Junipero Serra gewesen, der im Jahre des Herrn 1776 die Mission San Francisco de Asis gegründet hatte. Was ist von den spanischen Vorfahren geblieben? Wenig kulturelle Überreste aus der Vergangenheit, aber viel Zukunft. Denn die neuen Junipero Serras strömen aus dem karibischen Raum nach Kalifornien, und stellen mittlerweile die größte Einwanderungsgruppe dar. Nach und nach läuft Spanisch dem Englischen den Rang ab. Überall werden Spenglisch -Kurse angeboten, die Hybridsprache der Immigranten. Außerdem gibts spanische Fernsehsender, spanische Einkaufscenter, und der Beweis, das eine Kultur daran ist, die Macht an sich zu reißen, zweisprachige Straßenschilder. In Los Angeles hatte ich einen Mann mit zuviel Geld getroffen, der sich bei mir ausweinte, dass sein vielköpfiges Personal kein Wort Englisch sprach, während er kein Spanisch verstand. Ich heuchelte Betroffenheit und empfahl, selbst zu putzen.
    Von La Playa bog ich in den Golden Gate Park ein, und sofort hatte ich das Blumenkindergefühl in mir. Wars nicht schön gewesen, damals, als wir noch von „Frieden schaffen ohne Waffen“ träumten und uns in freier Liebe übten? Da habe ich zwar noch nicht mitgespielt, aber schön wars trotzdem. Als ob jemand für mich das Rad der Zeit zurückdrehen wollte, traf ich auf der Wiese am Kezar Drive eine Gruppe langhaariger Hippies mit umgeschnallten Gitarren. Die Frauen trugen Batikkleider und hatten Babies im Arm. Dazwischen kauerten auch eine Menge Leute, denen man ansah, dass eine langjährige Beziehung mit Heroin nicht gut für die Gesundheit ist. Das benachbarte Viertel heißt Haight Ashbury , und auch wenn dort längst der Tourismus die Sache übernommen hat, ein bisschen Authentizität ist geblieben. Die manifestiert sich vor allem im würzigen Geruch, der überall in der Luft liegt, und auch der Grund dafür ist, weshalb die Leute etwas langsamer gehen. In den Plattenläden sind noch immer die local heroes von gestern gefragt wie „Greatful Dead“ und „Jefferson Airplane“. Ich machte es mir auf der Wiese bequem, saugte an einer dicken Tüte, die justamente an mir vorbeiwanderte, und beantwortete die üblichen Fragen. Black Forest, yes. Black Forest Cherry Cake, jummy . Als ich im Gegenzug wissen wollte, wie die Lage sei, als friedensliebender Hippie in einem Land, welches offiziell im Krieg steht, stach ich in ein Wespennest. Der Mann, der als 43. Präsident dem Weißen Haus keine Ehre gebracht hatte, bekam noch einmal sein Fett ab. Einige auf dem Index stehende Worte fielen, dann war die Vergangenheit abgehakt.
    „Wirds jetzt besser?“, wollte ich wissen. Da war sich die Runde uneins. Der Tenor war, dass Amerika schon viele Präsidenten gesehen hatte, die hoffnungsvoll anfingen, aber am Ende vom System gefressen wurden. Dafür sollte man gewappnet sein. Deshalb war man auf der Wiese am Kezar Drive stolz auf die politische Gegenkultur. San Francisco hatte unter Bush als erste Stadt der USA eine Bürgerbewegung initiiert, deren Ziel die Amtsenthebung des unglückseligen Texaners gewesen war. Innerhalb weniger Tage hatten 30000 Menschen die Petition unterschrieben.
    Überhaupt war diese Bewegung, Impeachment Movement genannt, größer gewesen als in Europa wahrgenommen. Unter dem Motto „ George Bush and Dick Cheney have lied the nation into a war of aggression “ 3 hatte es zahllose Kundgebungen gegeben, von Miami / Florida bis North Pole / Alaska.
    Auf solchen Veranstaltungen trugen die Leute T-Shirts mit der Aufschrift Bush is over if you want it . Unter Frauen besonders beliebt war die Variante: The only bush I rely on is mine.
    Doch nicht allein das rettete ein bisschen Stolz hinüber ins 21. Jahrhundert, wo Hippies so exotisch sind wie Amish People oder Mennoniten.
    „The World Naked Gardening Day” , flüsterte mir meine Joint-Nachbarin ins Ohr, „den haben wir erfunden.“
    Das stimmt. In der Stadt am Golden Gate tat man eine Menge, um der Welt in Sachen gardening without clothes auf die Sprünge zu helfen. Jeden 3. Mai feiert man ausgiebig den „Tag der nackten Gartenarbeit“.
    Trotz der 5000

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