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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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auf Anhieb verstand. Kathy war im Occidental für Würstchen und Speck verantwortlich, und für die okkulten Dinge des Lebens.
    „Hast du das Gespenst gesehen?“, wollte sie wissen, während sie mir Kaffee einschenkte.
    Wahrscheinlich schaute ich sie an wie ein Gespenst. „Das kleine Mädchen“, half sie mir auf die Sprünge. „Ohne Füße.“
    Eine durchzechte Nacht ist nie gut fürs Denkvermögen. Ich schwieg beharrlich. Kathy nicht.
    „Was ist mit dem alten Mann?“, sagte sie. „Der Bruder vom Typen, der 1920 das Hotel beim Pokern gewann? Hast du ihn getroffen?“
    Um ehrlich zu sein, nein. Um ganz ehrlich zu sein, bedauerte ich das nicht die Bohne. Ich kenne „Shining“ von Stephen King, wo ständig diese zwei toten Mädchen in den verlassenen Gängen eines Hotels auftauchen, indem sich ein Schriftsteller zurückgezogen hat. Trotzdem war meine Neugierde geweckt. Kathy setzte sich zu mir.
    „Es war an meinem ersten Tag“, erzählte sie. „Ich war in der Küche, da hörte ich etwas. Das heißt, eigentlich hörte ich nichts. Aber ich fühlte es. Ich drehte mich um, da stand das Mädchen. Sie hatte keine Füße. Ich habe geschrieen, das kannst du mir glauben. Ruth kam rübergerast und fragte, was ist denn los? Ich stammelte, da, da, ein Geist, aber da war niemand. Das Mädchen war verschwunden. Ach du Gütiger, dachte ich, du erzählst was vom Geist, da schmeißen die dich gleich wieder raus. Aber Ruth sagte, ach du meinst Sarah? Das ist ja seltsam. Die kommt sonst nie runter. Die bleibt lieber im zweiten Stock.“
    Kathy schaute mich mit großen Augen an. Nein, sie schaute mit großen Augen an mir vorbei. Stand da jemand hinter mir? Das kleine Mädchen? Der alte Mann? Ich widerstand der Versuchung mich umzudrehen.
    „Sie war die Tochter einer der Huren“, flüsterte Kathy. „Starb mit acht Jahren an Tuberkulose. Wenn du sie triffst, fragt sie nach ihrer Mama. Sie fragt immer nach ihrer Mama.“
    Damit erhob sie sich. „Es gibt Pancakes“, sagte sie. „Willst du Cream und Sirup drauf?“
    „Ja“, sagte ich. „Und ein Kirschwässerle dazu. Oder besser gleich ein Doppeltes.“
    Doch das hörte sie nicht mehr. Plötzlich fiel mir alles wieder ein. War ich nicht zweimal aufgewacht und hatte kratzende Geräusche gehört? Und das seltsame Licht, das hin und her huschte wie eine Fata Morgana? Ich hatte es auf den Whisky geschoben, und darauf, dass ich nicht so trinkfest war wie Big Nose George Parrott. Aber auf einmal nagten Zweifel an mir. Das war keine Fata Morgana gewesen! Sondern Sarah! Der Bruder vom Pokerspieler! Und jedes andere Gespenst, welches das Occidental bevölkerte!
    Wyoming blickt auf eine lange Geschichte von Geistern und Wesen aus der Schattenwelt zurück. Eine davon ist der Medicine Wolf . Nach den Überlieferungen einer Heilerin der Sioux, Uncage-wakan-win, ähnelt sein Heulen den Todesgesängen der Frauen ihres Stammes. Wer ihn hört, sei gewarnt: Das Heulen kündigt Katastrophen an.
    Alles Hokuspokus? Jedenfalls nicht für Jim Bridger. Es war im Jahr 1865, als der Mountain Man Chefscout im Dienste von General Patrick E. Connor während dessen Powder River Expedition tief in die Jagdgründe der Sioux war. Die Soldaten lagerten am Lake De- Smet am Fuße der Bighorns, nicht weit von meinem Frühstückstisch entfernt, als Bridger das Geheul des Medicine Wolf hörte. Sofort weckte er den General und drängte ihn, das Lager abzubrechen. Für ihn, der Zeit seines Lebens in der Wildnis verbracht hatte, war es selbstverständlich, auf die Warnungen nichtmenschlicher Wesen zu hören. Für Connor war das alles „absurdes Geschwätz“. Er hätte besser auf Bridger gehört: Kurze Zeit später wurde seine Einheit von Sioux-Kriegern nahezu aufgerieben. Die wenigen Überlebenden gerieten auf der Flucht in einen Blizzard, welcher das Thermometer auf minus 40 Grad fallen ließ. Kaum einer kam davon, Connor selbst verlor danach seinen Rang als General. In seinen Berichten findet sich keinerlei Hinweis auf den Medicine Wolf , doch sein Offizier, Captain H. E. Palmer, berichtet darüber in „History of the Powder River Expedition of the 11. Kansas Volunteer Corps.“
    Auch wenn mich die Versuchung reizte, eine weitere Nacht im Occidental zu verbringen, machte ich mich nach einer Portion Pancakes ohne Kirschwässerle auf die Socken. Hinter Buffalo begann die Hügellandschaft des uralten Jagdgebiets der Sioux und Cheyenne, wo einst der Medicine Wolf heulte. Dort zog es mich mächtig hin.
    Nahezu ganz

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