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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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Wyoming liegt höher als 1200 Meter über dem Meeresspiegel. Die Luft ist rein, das Licht klar. Als ich den Highway Nr. 16 Richtung Ucross einschlug, leuchteten mir die Bergketten in Grün und Orange entgegen, darüber spannte sich ein blauer Himmel. Verlockend schlängelten sich Flüsse durch die Täler, immer wieder zweigten schmale Pfade vom Highway ab, verloren sich im Nirgendwo. Als ein kleines Schild auf das unbefestigte Sträßchen Nummer 176 wies, konnte ich mich nicht länger beherrschen. Sträßchen Nummer 176, wohin magst du mich führen? Ich bog ab und folgte ihm, Meile um Meile hinein ins Herz der Jagdgründe von Sioux und Cheyenne. Mein Gefühl war zwiespältig. Auf der einen Seite war ich wie jeder Junge mit Indianer- und Cowboyspielen aufgewachsen, und Winnetou hatte einen bedeutenden Teil meiner Sozialisation übernommen. Auf der anderen Seite hatte ich die letzten Jahrzehnte genug über die Historie der Indianer gelernt, um diese Pilcherisierung der Vergangenheit länger ertragen zu können. Wenn man sich mit der Eroberung des Westens durch den Weißen Mann auseinandersetzt, kommen Old Shatterhand & Co nicht gut weg.
    Die großen Indianerkriege auf dem Gebiet von Wyoming brachen im Jahr 1866 aus, als die Neuankömmlinge weitere Niederlassungen ins Jagdgebiet bauten. Davor hatten sich die Sioux kompromissbereit gezeigt, und bei den Verhandlungen in Fort Laramie 1851 sogar einen Friedensvertrag unterzeichnet. Doch die Errichtung von Fort McKinney in der Nähe von Buffalo und Fort Phil Kearny, keine 20 Kilometer weiter, brachten das Fass zum Überlaufen. Überliefert ist die Aussage von Häuptling Red Cloud, in dem er dem Weißen Mann vorwirft, er schreibe seine Verträge mit Wasser.
    Ich parkte die Gummiente an einer Stelle, wo ein schmaler Trampelpfad bergauf führte. Die Erde glitzerte rot. Das war Klinker, der entsteht, wenn unterirdische Kohlelager sich entzünden und verbrennen. Viele Straßen und Wege im Hinterland Wyomings sind aus diesem Stein gebaut – rote Pfade, die sich durch grüne Berglandschaften ziehen.
    Auch wenn es mir auf den ersten Blick so vorkam, war das Land nicht vulkanischen Ursprungs. Vielmehr bedeckte zu Urzeiten ein Ozean die Gegend, und als dieser verschwand, entstand durch Abtragung die typische Wild-West-Landschaft. Bergketten wechselten sich mit flachen Tälern ab, aus denen da und dort bizarr geformte Felsen ragten. Nur wenige Menschen leben hier; Wyoming ist der am spärlichsten besiedelte Staat der USA. Dafür fühlen sich Tiere wohl: Vor meinen Augen kreuzte ein Rudel Antilopen den Weg, ich sah Hirsche und Rehe, am Himmel schwebten Falken und sogar einige Golden Eagles. Deren Spannweite ist beeindruckend. Ganze Schafe kann ein Adler wegtragen, was dazu führt, dass besorgte Mütter ihre Kinder ins Haus holen, wenn das Wappentier Amerikas am Himmel kreist.
    Auf dem Gipfel schweifte mein Blick über Hunderte von Kilometer hinweg in alle Himmelsrichtungen. Im Westen sah ich die schneebedeckten Gipfel der Big Horn Mountains, gen Osten reihte sich Hügelkette an Hügelkette. Das war der Blick, der Wyoming seinen Slogan verlieh: High and wide . Ich versuchte mir vorzustellen, was die ursprünglichen Besitzer des Landes gefühlt hatten, wenn sie hier oben standen, während Büffelherden durch die Täler zogen.
    Ich stellte mir vor, welcher Zorn aufkam, als der Weiße Mann diese Büffel zum Spaß abknallte und das Fleisch verrotten ließ.
    Ich fragte mich, was ich an ihrer Stelle getan hätte.
    Unterhalb des Gipfels entdeckte ich einen Kreis aus Felsen. Wie ein Mini-Stonehenge hatte dieser Teepee- Ring Indianer vor Wind und Wetter geschützt. Jetzt war er mit dichtem Gras bewachsen. Ich trat ein, setzte mich. Und dachte, eigentlich bist du ganz schön müde. Sagte nicht schon Churchill, warum sitzen, wenn ich liegen kann?
    Das tat ich, und war Sekunden später schon eingeschlafen. Als ich wieder erwachte, bemerkte ich drei Dinge: Es war spät geworden. Ich hatte einen Sonnenbrand. Vor mir lag eine Klapperschlange.
    Gerade noch fühlte ich mich verpennt wie ein Murmeltier nach neun Monaten Winterschlaf, im nächsten Augenblick war ich hellwach. Wer im Schwarzwald aufgewachsen ist, weiß, was eine Schlange ist. Auf Bauernhöfen, wo es viele Ratten gibt, fühlen sich zum Beispiel Schwarze Vipern, eine giftige Verwandtschaft der Kreuzottern, wie zu Hause. Ich habe schon tonnenschwere Ochsen gesehen, die vom Biss der Schwarzen Viper in die Knie gingen. Auch Klapperschlangen

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