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Hamburger, Hollywood & Highways

Titel: Hamburger, Hollywood & Highways Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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rausgeholt“, sagte Mike. „Aber jetzt muss ich arbeiten.“
    „Im Fischergewerbe?“, fragte ich.
    Mike grinste. „Wie man's nimmt. Hab ‘ne Bar. Geangelt wird da auch. Komm vorbei, ist nicht weit.“
    Er gab mir eine Adresse in der Nähe von Flushing Meadows. Nicht weit war gut. Eine Stunde Fahrzeit im Bus. Nach oben offen auf der amtlichen Stauskala.
    Mike machte sich auf den Weg, ich blieb sitzen. Irgendwo hinter New Jersey versank die Sonne und ließ mit ihren Strahlen die Fassaden der Wolkenkratzer aufleuchten. Im Empire State Building wurden Lichter angeknipst, auf dem Art-Deco-Dach vom Chrysler- Building tanzten Superman und Superwoman ein gewagtes Tête-à-tête. In elegantem Bogen flog ein Wasserflugzeug über mich hinweg und landete auf dem Fluss. Von den Heli-Ports am Ufer stiegen Hubschrauber auf, stoben in alle Richtungen davon.
    Was für eine Stadt!
    Was für eine Stadt.
    Kommt dieser Gedanke, wird es Zeit, weiterzuziehen. Als Nomade muss man mit New York vorsichtig umgehen. Die Stadt ist wie ein Magnet. Herkommen ist leicht, wegkommen sehr schwierig.

Der Amerikanische Traum im Land der Pilgerväter
    Raus aus der Stadt und rein ins Land. Wieder saß ich in der Bimmelbahn, draußen vor dem Fenster zog New York vorbei. Zog New Jersey vorbei. Zogen Englewood und Demarest vorbei. Und dann war plötzlich Schluss mit Häusern, und die Landschaft wurde grün. Der Acela Express trug mich in die Ecke des Landes, wo europäische Siedler das erste Mal den Kontinent betreten hatten. Aber sie waren sie nicht die Ersten gewesen: Die Indianer – von Kolumbus fälschlicherweise so genannt, da er sich in Indien wähnte – wanderten vor über 10000 Jahren aus Asien über die Beringstraße ein. Die Wikinger unter Leif Eriksson kamen um 1000 nach Christus bis ins heutige Massachusetts. Später waren es Venezianer wie Giovanni Caboto, Spanier wie Ponce de Léon oder Franzosen wie Jacques Cartier, welche die Küste zwischen Florida und der Mündung des St. Lorenz- Stroms erreichten. Um 1500 trat der Florentiner Entdecker Amerigo Vespucci der von Kolumbus vertretenen Ansicht entgegen, diese Gebiete seien Teile Asiens. Beistand bekam er – man höre und staune – von einem Deutschen. Der Kartograph Martin Waldseemüller aus Freiburg schuf nach Überlieferungen von Ptolemäus und Vespucci eine Karte, in der er die Neue Welt weder wie bisher als Terra incognita noch als Westindien bezeichnete, sondern, Amerigo Vespucci zu Ehren, als Amerika.
    Dabei blieb es.
    Die englischen Siedler, die 1607 Virginia gründeten, 1620 Massachusetts und 1623 New Hampshire, wurden durch die Industrialisierung, Überbevölkerung und Religionsverfolgungen zur Emigration gezwungen. Wie die Pilgerväter, die auf der berühmten „Mayflower“ nach Plymouth, Massachusetts segelten, konnten die meisten von ihnen besser beten als Felder bestellen. So waren die ersten Jahre eine reine Katastrophe, und mehr als einmal retteten Indianer die Siedler vor dem Hungertod. Was ihnen nicht gedankt wurde, denn schon bald kam es zu blutigen Fehden. Der Strom der Neuankömmlinge riss nicht ab. Nach den Engländern waren es Deutsche, vor allem Mennoniten aus der Pfalz und dem Rheinland, dann Schotten, und als in Irland die Kartoffelpest ausbrach, gingen weitere 2 Millionen Menschen nach Amerika. Immer wieder trug mich der Acela-Express an Orten vorbei, die mit „Pilgrim's Landing“ oder „First Settlement“ bezeichnet waren.
    Einer dieser Orte war Old Saybrook, und lag an der Mündung des Connecticut River. Dahin war Adrian Block 1614 im Auftrag der Holländischen West-Indien-Gesellschaft gesegelt, um die Küstenlinie nördlich von New Amsterdam zu erkunden. Dabei stieß er auf den Fluss. Es gelang ihm, die mächtigen Sandbänke der Mündung zu überwinden, und stromaufwärts zu fahren. Das Land machte einen vielversprechenden Eindruck, und so kam es, dass sich auf Blocks Empfehlung um 1623 eine Gruppe holländischer Männer und Frauen ansiedelte. Was den Engländern gar nicht gefiel. Dem Earl of Warwick, Präsident der Ratsversammlung für Neu England, kam eine clevere Idee. Schnurstracks übertrug er elf seiner besten Freunde und Verwandten das Land, das ihm zwar nicht gehörte, aber groß genug war, Ansiedelungsgelüste der Beschenkten zu wecken. Ein paar Monate später entluden englische Siedler ein Schiff in der Nähe von Old Saybrook. Sie brachten nicht nur Hacken und Spaten für den Landbau mit, sondern auch Kanonen. Könnte ja sein, die

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