Hamilton, Edmond - CF13 - Planetoid des Todes
gibt«, dachte Curt hastig. »Wir könnten eure Pflanzenkörper oder Wurzeln an Bord nehmen, so daß ihr auf einer anderen Welt weiterwachsen könntet.«
»Das ist unmöglich. Unsere Körper sind zu sehr an diese Welt angepaßt, um unter anderen chemischen Bedingungen überleben zu können«, antwortete der Bewohner. »Doch ich würde es euch mitteilen, wenn ich wüßte, wo es hier Kalzium gibt. Ich will euch nichts Böses. Es stimmt zwar, daß wir dazu gezwungen waren, einige von euch einzufangen und zu vertilgen, aber das ist eure Schuld, weil ihr hier euer Lager aufgeschlagen habt. Dadurch sind die kleinen Tiere, von denen wir vorher lebten, nicht mehr hierhergekommen, und wir sind nun einmal von tierischer Nahrung abhängig.
Aber auch wenn ich euch helfen will, kann ich es nicht. Ich glaube, daß es auf dieser ganzen Welt kein einziges Kalziumatom geben dürfte.«
Curt spürte, wie sein Herz stockte. »Überhaupt kein Kalzium? Woher willst du das wissen, wo ihr doch weder sehen noch hören noch euch bewegen könnt?«
»Wir haben vor langer Zeit die Geschichte dieses Planetoiden erforscht, indem wir die Gehirne und das Wissen der degenerierenden menschlichen Kolonisten angezapft haben. Wir haben in Erfahrung gebracht, daß diese Welt einst ein Mond in einem System war, dessen Sonne gänzlich frei von Kalzium, Natrium und einigen anderen Elementen war. Durch einen atomaren Spaltungsprozeß, ähnlich dem Kohlenstoff-Stickstoff-Zyklus, wurden diese Elemente alle ausgeglüht, bevor diese Sonne Planeten gebar.«
Captain Future drehte sich zu den anderen um. Er berichtete, was ihm der Bewohner erzählt hatte.
»Der Bewohner sagt die Wahrheit«, meinte das Gehirn. »Seine Erklärung für die Tatsache, daß Starfall kein Kalzium besitzt, ist wissenschaftlich plausibel. Das erklärt auch die silikonorientierte Knochenstruktur der Dschungelschweine.«
»Dann – dann ist alles aus für uns?« flüsterte Joan. Ihr Gesicht war aschfahl, doch ihr Blick war unentwegt auf Curt gerichtet.
In diesem Augenblick wurden sie von einem weiteren Erdstoß erschüttert. Wie ein Stück Treibholz auf den Wogen des Meeres hob und senkte sich ihre kleine Anhöhe. Eine neue, noch höhere Lavawelle schwappte träge auf sie zu.
»Die Lavawelle da wird die Kuppe überschwemmen!« schrie Ezra Gurney.
Einer der Meuterer ergriff Captain Futures Arm. »Sie haben versprochen, dieses Schiff von dieser Welt fortzubringen, und wenn alles andere versagen sollte!«
Curt Newton blickte ihm mit aufeinandergepreßten Lippen ins Gesicht. Jetzt stand die letzte, schreckliche Möglichkeit vor ihm, die er die ganzen Tage im Bewußtsein gehalten hatte – jetzt wurde er tatsächlich mit ihr konfrontiert.
Er blickte ihr gelassen entgegen. Er wußte, was er zu tun hatte – und wie knapp die Zeit dafür war.
Wie eine Trompete erklang seine Stimme über dem Getöse. »Alles an Bord! Wir starten!«
»Aber Chef!« protestierte Otho. »Du weißt doch, daß die Zyks uns um die Ohren fliegen werden, wenn wir sie ohne Kalzium starten!«
»Ich habe ausreichend Kalzium für ein Zyklotron«, erwiderte Curt sofort. »Ich habe es euch nicht gesagt, weil ich hoffte, noch mehr zu bekommen. Aber ein Zyk reicht, um das Schiff von Starfall fortzubringen.«
»Es regnet Feuer!« kreischte einer der Meuterer entsetzt.
Tatsächlich ergoß sich plötzlich ein Schauer brennender Asche über ihre Köpfe, und sie kämpften sich bis zum Schiff durch.
»Alles hoch auf die Brücke!« schrie Curt. »Dort ist es weniger gefährlich, falls den Zyks etwas zustoßen sollte.«
Curt schob Otho in den Pilotensessel des wankenden, bebenden Schiffs und gab ihm detaillierte Anweisungen für einen Start mit einem einzigen Zyklotron.
»Du darfst das Zyk nur eine Minute in Betrieb lassen, dann mußt du das gestartete Schiff in Richtung System lenken. Aber starte frühestens zehn Minuten, nachdem ich hinuntergegangen bin, um den Katalysator einzufüllen.«
Otho nickte. »Verstehe, Chef. Zehn Minuten, nachdem du hinuntergegangen bist, aktiviere ich Zyk Nummer eins, gebe eine Minute lang volle Kraft um zu starten und drossele es wieder.«
Curt Newton zögerte. Seine grauen Augen hatten ein merkwürdiges Schimmern, als sie den Blicken der anderen begegneten.
»Simon – Grag – Otho – für den Fall, daß etwas schieflaufen sollte, wollte ich euch nur sagen, daß es niemals bessere Freunde gegeben hat als euch.«
Es war ein Augenblick der Bewegtheit, und auch Joan Randall merkte es,
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