Han Solos Abenteuer 02 - Han Solos Rache
überaus geschickten Pistolenhelden, tödlich beleidigt worden. Die anderen Clans greifen nicht ein, weil sie sich über den Tod des Mor Glayyd freuen würden. Und dem Kodex zufolge darf auch kein Familienmitglied der Glayyds eingreifen. Wenn der Mor Glayyd nicht kämpft oder sein Herausforderer vor dem Zweikampf getötet oder verletzt wird, verliert er völlig sein Gesicht und viel von seiner öffentlichen Unterstützung und verletzt seinen Eid als Clanbeschützer.«
»Wir müssen zu ihm, bevor dieses idiotische Duell stattfindet«, sagte Fiolla scharf zu Han. »Wir können es uns nicht leisten, daß er umgebracht wird.«
»Ich bin sicher, er denkt genauso«, erklärte Han trocken. In diesem Augenblick schwebte ein Fahrzeug heran, ein breites Bodenfahrzeug mit weichen Reifen, schwarzlackiert.
»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte Han zu dem Glayyd-Clangenossen. »Mein Android bleibt hier beim Rettungsboot. Schließlich gehört es mir nicht, und ich bin wohl für die ordnungsgemäße Rückgabe verantwortlich.«
Es wurde kein Einwand erhoben. Bollux stieg wieder in das Boot, und Fiolla und Han machten es sich im weich gepolsterten Inneren des Wagens bequem. Glayyd-Clanleute packten Handgriffe und bestiegen die Trittbretter. Im Fahrzeug war es warm und behaglich; es gab genug Raum für ein Dutzend Insassen. Ein Fahrer, unterstützt von einem Leitcomputer, saß vor einer dicken Trennwand aus Transparentstahl.
Die Fahrt führte sie durch die Stadtmitte. Es war ein eher baufällig wirkender Ort, die Gebäude waren öfter aus Holz oder Stein als aus fusionsgeformtem Material oder geschäumtem Formex. Die Straßenentwässerung erfolgte durch offene Gullys, die häufig verstopft waren.
Die Leute, an denen sie vorbeikamen, waren vielfältig beschäftigt. Es gab Trapper, Schiffsbauer, Forstpolizei, Wartungs-Entstörer, Frachtbeweger und Straßenverkäufer. Zwischen ihnen drängten sich die jungen Männer der Clans und ihre von ihnen wachsam beschützten weiblichen Sippengenossinnen.
Trotz aller Fehler und Nachteile zog Han einen offenen, wilden und lebendigen Planeten wie Ammuud der bedrückenden Zweckhaftigkeit eines Bonadan oder der geleckten Sterilität einer der Hauptwelten der Sektorleitung vor. Diese Welt mochte nie im Geld schwimmen oder in den galaktischen Angelegenheiten von Einfluß sein, aber sie schien einen interessanten Ort darzustellen, wo man leben konnte.
Fiolla zog die Brauen zusammen, als sie an Slumgegenden vorbeirollten. »Es ist eine Schande, im Gemeinsamen Sektor so etwas Häßliches vorzufinden.«
»Es gibt im Sektor viel schlimmere Dinge«, gab Han zurück.
»Behalten Sie Ihre Vorträge über die Nachteile der Sektorleitung für sich«, fuhr sie ihn an. »Darüber weiß ich besser Bescheid als Sie. Der Unterschied zwischen uns beiden ist, daß ich etwas dagegen unternehmen werde. Und mein erster Schritt besteht darin, ins Direktorium zu kommen.«
Han winkte ab und zeigte auf den Fahrer und die Mitfahrenden. Fiolla machte »Hmff!«, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte zornig zu ihrem Fenster hinaus.
Die Glayyd-Festung sah genauso aus; sie war eine Anhäufung riesiger Blöcke fusionsgeformten Materials und strotzte von Detektoren und Feuerstellungen. Die Festung war am Rand der Stadt vor den hoch aufragenden Bergen erbaut, und Han nahm an, daß die Gipfel tiefliegende, nahezu unbezwingliche Bunker enthielten. Der Wagen glitt durch ein offenes Tor am Fuß der Festung und kam in einer höhlenartigen Garage, die von jungen Männern, den Fußsoldaten des Glayyd-Clans, bewacht war, zum Stehen. Sie wirkten nicht sonderlich aufmerksam, und Han ging davon aus, daß der Wagen vor dem Einlaß gründlich überprüft worden war.
Einer der Clanposten führte sie zu einem kleinen Liftschacht und trat zur Seite, als sie hineingingen, um ihr Ziel für sie einzugeben. Sie stiegen rasch hinauf, und da der Schacht nicht mit Ausgleichautomatik ausgestattet war, belegten sich Han die Ohren.
Als die Türen zischend aufgingen, blickten sie in einen Raum, der viel luftiger und weiter war als erwartet. Anscheinend konnte man manche dieser schweren Blöcke und Platten verschieben.
Der Raum war spärlich, aber gut eingerichtet. Robo-Vasallen und schönes, wenn auch veraltetes Anschmieg-Mobiliar verrieten, daß die Bewohner Luxus genossen.
Auf die beiden wartete eine Frau, die einige Jahre jünger war als Fiolla. Sie hatte ein reichbesticktes langes Kleid an, das mit Silberfäden eingefaßt war,
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