Han Solos Abenteuer 02 - Han Solos Rache
und trug ein Umschlagtuch aus einem hauchdünnen blauen Stoff. Ihr rötlich-braunes Haar wurde von einem blauen Band festgehalten. An ihrer linken Wange sah man die Verfärbung einer kürzlichen Verletzung; Han hielt sie für die Spur eines Schlages ins Gesicht. Die Frau zeigte einen Ausdruck von Hoffnung und auch Bedenklichkeit.
»Wollen Sie nicht hereinkommen und sich setzen? Ich fürchte, man hat versäumt, mich mit Ihren Namen bekannt zu machen.«
Sie stellten sich vor und ließen sich auf den bequemen Möbelstücken nieder. Han hätte sehr gern etwas getrunken, aber die Frau war so zerstreut, daß sie das Thema überhaupt nicht ansprach. »Ich bin Ido, die Schwester des Mor Glayyd«, sagte sie schnell. »Unser Polizist hat Ihre Geschäfte nicht näher bezeichnet, aber ich beschloß, Sie zu empfangen, in der Hoffnung, es betrifft diesen… derzeitigen Kummer.«
»Sie meinen das Todesduell?« fragte Fiolla rundheraus.
Die junge Frau nickte.
»Nicht wir«, sagte Han hastig, um Klarheit zu schaffen.
Fiolla warf ihm einen ätzenden Blick zu.
»Dann glaube ich nicht, daß mein Bruder Zeit haben wird, mit Ihnen zu sprechen«, fuhr Ido fort. »Das Duell ist zweimal verschoben worden, obwohl wir damit nicht gerechnet hatten, und ein weiterer Verzug wird nicht gestattet werden.«
Han wollte etwas einwenden, aber Fiolla, diplomatischer als er, wechselte vorübergehend den Lauf des Gespräches, indem sie fragte, was die Herausforderung ausgelöst hätte.
Idos Fingerspitzen berührten die Schlagspur an ihrem Gesicht. »Das ist die Ursache«, sagte sie. »Ich fürchte, dieses kleine Zeichen ist das Todesurteil für meinen Bruder. Vor einigen Tagen erschien hier ein Fremdweltler und brachte es fertig, mir bei einem Empfang vorgestellt zu werden. Wir gingen auf seine Aufforderung hin im Dachgarten spazieren. Er begann sich über etwas, das ich gesagt hatte, zu empören; so schien es jedenfalls. Er schlug mir ins Gesicht. Meinem Bruder blieb nichts anderes übrig, als ihn zum Duell zu fordern. Seitdem haben wir erfahren, daß der Mann ein berühmter Pistolenheld ist, der schon viele Gegner getötet hat. Das Ganze scheint eine Verschwörung zu sein, aber es ist unmöglich, das Duell zu verhindern.«
»Wie heißt der Mann?« fragte Han, dessen Interesse geweckt war.
»Er wird Gallandro genannt«, erwiderte sie.
Han kannte den Namen nicht, sah aber seltsamerweise an Fiollas Miene, daß das bei ihr der Fall war. Sie verfügt über ganz merkwürdige Informationen, dachte er.
»Ich hatte gehofft, Sie wären gekommen, um das Duell zu verhindern oder einzugreifen«, sagte Ido. »Keiner von den anderen Clans wird es tun, weil man uns im Unglück sehen möchte. Und dem Kodex zufolge kann niemand anderer in unserem Clan oder von seinen Bediensteten an meines Bruders Stelle treten. Aber ein Außenstehender dürfte das, entweder in unserem oder seinem Interesse. Das heißt, wenn es eine Sache ist, die ihn direkt betrifft.«
Han überlegte sich, daß er, wenn er der Mor Glayyd wäre, mit dem Familienschmuck in der Tasche Ausschau nach einem schnellen Sternenschiff halten würde. Seine Grübeleien wurden von Fiollas Stimme unterbrochen.
»Ido, bitte, lassen Sie uns mit Ihrem Bruder sprechen; vielleicht können wir doch etwas tun.«
Nachdem Ido außer sich vor Freude davongestürzt war, explodierte Han ohne Rücksicht auf möglicherweise vorhandene Lauschanlagen. »Was ist los mit Ihnen? Was können Sie tun, um ihm zu helfen?«
Sie erwiderte munter den Blick. »Ich? Na, gar nichts. Aber Sie können an seine Stelle treten und ihn retten.«
»Ich?« heulte er auf und sprang so blitzschnell hoch, daß er beinahe einen Robo-Vasallen umgestoßen hätte. Das mechanische Wesen zuckte mit einem elektronischen Aufkreischen zurück. »Ich weiß nicht einmal, worum es bei dem Streit geht«, fuhr Han lautstark fort. »Ich bin hier und suche jemanden, der mir Zehntausend schuldet. Ich kenne diese Leute gar nicht. Dabei fällt mir ein, es sah ganz so aus, als wüßten Sie von dem Pistolenhelden… wie heißt er gleich?«
»Gallandro, ein Name, den ich schon gehört habe. Wenn das derselbe Mann ist, handelt es sich um den engsten freien Mitarbeiter des Gebietsleiters; ich habe seinen Namen vorher nur einmal gehört. Odumin, der Gebietsleiter, muß in die ganze Sache verwickelt sein: Das müssen die ›Maßnahmen‹ sein, über die Magg Zlarb informiert hat. Wenn Gallandro den Mor Glayyd tötet, wird es damit vorbei sein, daß Sie Zlarbs
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