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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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heimlich an sich genommen und den Mim zurückgegeben hatte. Er hielt ihn in der Hand wie einen lebendigen Feind, und sein Atem zitterte.
    »Kurt!« rief Kta und lief auf ihn zu. »Nein, Kurt! Gib ihn mir. Gib ihn mir.«
    Kurt kam taumelnd auf die Füße, den Dolch noch immer in der Hand. Durch seine Tränen sah er Kta nur als vage, schattenhafte Gestalt, die ihm eine Hand entgegenstreckte. Er blinzelte, und sein Blick wurde wieder klar. Er blickte auf Mim hinab.
    »Kurt, ich bitte dich...«
    Kurts Hand umklammerte den Griff des Dolches, daß seine Knöchel weiß hervortraten. »Ich habe noch etwas zu erledigen. Im Afen.«
    »Dann mußt du mich töten, um aus diesem Zimmer zu kommen«, sagte Kta. »Denn du tötest Elas, wenn du die Methi angreifst.«
    Ktas Familie. Kurt sah die Liebe und die Angst in seinen dunklen Augen und konnte ihm nicht böse sein. Kta würde ihn mit allen Mitteln aufzuhalten versuchen, das wußte er. Er blickte auf die blutige Klinge.
    »Kurt.« Kta nahm seine Hand und entwand ihm die Waffe. Nym stand im Schatten hinter ihm; Nym, Aimu und Hef. Hef weinte lautlos, unauffällig selbst in dieser Stunde der Trauer.
    »Komm«, sagte Kta, »komm nach unten.«
    »Rühre sie nicht an!«
    »Wir werden sie in den
rhmei
hinunterbringen«, sagte Kta. »Komm, mein Freund.«
    Kurt schüttelte den Kopf und riß sich zusammen. »Ich werde sie hinuntertragen«, sagte er. »Sie ist meine Frau.«
    Kta nickte, und Kurt kniete sich auf den Boden und nahm Mim auf seine Arme. Sie fühlte sich nicht mehr an wie Mim, sie war ein totes Gewicht wie eine zerbrochene Puppe.
    Schweigend versammelte sich die Familie im
rhmei
: Ptas und Nym, Aimu, Kta und Hef. Kurt legte seine Last zu Füßen Ptas' nieder. Ptas weinte, als sie sich neben Mim niederkniete und ihre Hände über ihrer Brust faltete. Niemand sprach ein Wort. Die einzigen Geräusche waren das Schluchzen der Frauen und Hefs. Kurt konnte nicht mehr weinen. Als er Nym anblickte, las er in seinem Gesicht eine kalte, furchtbare Wut.
    »Wer hat sie dazu gebracht?« fragte Nym, und Kurt zitterte unter dem Gewicht seiner Schuld.
    »Ich habe sie nicht schützen können«, sagte er. »Ich konnte ihr nicht helfen.« Er blickte auf sie hinab und atmete tief durch. »Die Methi hat sie dazu getrieben.«
    Nym blickte ihn mitleidig an. Dann wandte er sich um und trat an das lodernde Feuer. Ein paar Sekunden lang stand der Lord von Elas schweigend mit gesenktem Kopf. Dann richtete er sich auf, hob beide Arme empor und streckte die offenen Handflächen dem heiligen Feuer entgegen.
    »Geister unserer Ahnen«, betete er, »empfangt diese Seele, die nicht von unserem Blut ist, empfangt Mim h'Elas, Geister unserer Ahnen. Sie soll zu euch gehören, so wie sie zu uns gehört hat, liebend und geliebt. Friede war im Herzen dieses Kindes von Elas, Tochter von Minas, von Indras, aus dem strahlenden Indresul.«
    »Geister von Elas«, betete Kta und streckte auch seine Hände den Flammen entgegen, »Geister unserer Ahnen, erwacht und blickt auf uns herab. Hüter von Elas, seht dieses Unrecht, das uns angetan wurde. Rächt dieses Unrecht an euren Kindern. Erwacht und blickt auf uns herab.«
    Kurt stand schweigend, verloren, unfähig, um Mim so zu trauern, wie sie um sie trauerten, ein Fremder selbst noch angesichts ihres Todes. Er sah, wie Ptas den Dolch mit dem Drachengriff aus Ktas Händen nahm. Sie trat zu Mim, beugte sich über sie und hob den Dolch. Kurt schrie entsetzt auf, aber Ptas schnitt der Toten nur eine Haarsträhne ab und warf sie in die Flammen des heiligen Feuers.
    Aimu schluchzte laut. Kurt konnte es nicht länger ertragen. Er warf sich herum und lief aus dem
rhmei
.
    »Es ist vorbei.« Kta kniete sich neben Kurt, der in der Eingangshalle in einer Ecke hockte. Er legte Kurt die Hand auf die Schulter. »Es ist vorbei. Wir werden sie zur Ruhe betten. Möchtest du dabeisein?«
    Ein Zittern fuhr durch Kurts Körper. Er drehte sein Gesicht zur Wand. »Ich kann nicht.« Unwillkürlich fiel er wieder in seine Muttersprache zurück. »Ich kann nicht. Ich habe sie geliebt, Kta.«
    »Dann werden wir uns darum kümmern, mein Freund.«
    »Ich habe sie geliebt«, sagte Kurt noch einmal und fühlte den Druck von Ktas Hand auf seiner Schulter.
    »Gibt es... irgendwelche Riten, die du dir dafür wünschst? Ich bin sicher... daß unsere Ahnen nichts dagegen haben würden.«
    »Was hatte sie denn mit meinen Leuten zu tun?« Kurt schüttelte den Kopf. »Macht es so, daß sie es versteht.«
    Kta

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