Hanan 1 - Brüder der Erde
unter Kontrolle zu bringen.
»Wie geht es ihr?« fragte er.
»Sie wird es überstehen. Nym hat mir euer Verschwinden gemeldet, als ihr nicht nach Elas zurückkehrtet. Meine Männer haben sie im Hafen gefunden. Sie wanderte dort ziellos umher, und als man sie zu mir brachte, konnte ich kein vernünftiges Wort aus ihr herausbekommen – sie verlangte nur immer wieder, nach Elas gebracht zu werden –, bis ich schließlich aus ihr herausbrachte, daß du ebenfalls verschwunden seist. Dann erschien Kta hier und sagte mir, daß du zurückgekommen und sofort zum Afen gegangen seist, um mit mir zu sprechen. Er ist in Begleitung einiger meiner Männer gekommen, sonst hätte er es bestimmt nicht geschafft. Die Stimmung der Leute ist äußerst gespannt. Ich habe Kta von einer Eskorte nach Elas zurückbringen lassen und ihm gesagt, er solle dort warten. Ich hoffe, daß er das auch getan hat. Nach dem Aufruhr, den du auf dem Tempelplatz angestiftet hast, war es dann nicht schwer, dich zu finden.«
Kurt neigte den Kopf, erleichtert, daß Mim in Sicherheit war, und zu müde, um sich auf eine Diskussion einzulassen.
»Hast du eigentlich eine Ahnung, was du angerichtet hast? Meine Männer dort draußen sind in Lebensgefahr. Nur deinetwegen.«
»Es tut mir leid.«
»Was ist dir eigentlich passiert?«
»t'Tefurs Männer haben mich auf dem Markt überfallen und in ein Lagerhaus verschleppt. Dort hielten sie mich bis zum Dunkelwerden fest und brachten mich dann zum Hafen – wahrscheinlich, um mich dort verschwinden zu lassen. Ich bin geflohen. Vielleicht... es könnte sein, daß ich einen oder zwei von ihnen getötet habe.«
Djan stieß einen leisen Fluch aus. »Was noch?«
»Einer der Männer, die mich vom Tempelplatz hierhergeschleppt haben, gehört zu der Gruppe, die mich auf dem Markt überfallen hat. Ein anderer hat früher das Haus von Elas überwacht. Es waren t'Tefurs Leute, Djan.«
»Soll ich Shan herrufen lassen? Wenn du diese Beschuldigungen in seiner Gegenwart wiederholst...«
»Ich werde ihn umbringen.«
»Das wirst du nicht tun«, schrie Djan, am Ende ihrer Geduld. »Du hast mir schon genug Ärger gemacht, du und deine kleine eingeborene Frau. Ich kenne deine Sturheit, aber meine Geduld hat ihre Grenzen, und die hast du jetzt erreicht. Eins verspreche ich dir: Wenn du mir noch einmal in die Quere kommen solltest, ziehe ich dich und ganz Elas dafür zur Verantwortung.«
»Was soll ich denn tun? Einfach warten, bis sie mich wieder überfallen? Soll meine Frau sich aus Angst vor ihnen verstecken? Willst du mir verbieten, die Männer zur Rechenschaft zu ziehen, die für alles verantwortlich sind?«
»Du wolltest in Elas leben. Du hast mich fast darum angefleht. Du hast freiwillig alle Probleme auf dich genommen, die das Leben in einem Nemet-Haus und mit einer Nemet-Frau mit sich bringt. Jetzt sieh zu, wie du mit ihnen fertig wirst.«
»Ich verlange, daß du etwas unternimmst.«
»Und ich verlange, daß du mich mit deinen Problemen endlich in Ruhe läßt. Du wirst mir allmählich sehr lästig.«
Die Tür wurde langsam geöffnet, und Mim trat herein. Sie blieb auf der Schwelle stehen und starrte Kurt an, der von seinem Stuhl aufsprang. Sie brach in Tränen aus und stand ein paar Sekunden lang reglos. Dann fiel sie vor Djan auf die Knie und berührte mit ihrer Stirn den Boden.
Kurt trat auf sie zu, zog sie hoch und nahm sie in seine Arme. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und begann zu schluchzen. Ihr Kleid war bis zur Hüfte aufgerissen, der
pelan
mit Straßenschmutz und Blut besudelt.
»Wenn du klug bist, wirst du etwas unternehmen«, sagte Kurt heiser, »denn wenn ich einem von diesen Männern irgendwo begegnen sollte, bringe ich ihn um.«
»Falls du glauben solltest, ich hätte es vorhin nicht ernst gemeint, irrst du dich«, sagte Djan scharf.
»Was sind das für Zustände, wenn einer Frau so etwas passieren kann? Wieso soll ich eure Gesetze respektieren, wenn man einer Frau so etwas ungestraft antun kann?«
»h'Elas«, sagte Djan, ohne seine Worte zu beachten, »hast du gesehen, wer dir das angetan hat?«
»Bitte«, sagte Mim schluchzend, »beschäme meinen Mann nicht.«
»Dein Mann hat Augen im Kopf und kann sehen, was dir passiert ist. Er hat gedroht, das Recht in seine eigenen Hände zu nehmen, und das wäre ein Unglück für Elas – und für ihn. Also versuche dich zu erinnern, h'Elas.«
»Methi, ich... ich weiß nicht mehr, als ich dir schon gesagt habe. Sie haben mir etwas über den
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