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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sie nicht verstand. »Das Herdfeuer deiner Art – vorausgesetzt, daß du tatsächlich zivilisiert bist – liegt in weiter Ferne. Es müßte schrecklich sein, unter Fremden zu sterben mit Riten, die nicht deine eigenen sind, ohne Angehörige, die dich der Obhut deiner Ahnen anempfehlen können, in einem Grab, das nicht einmal deinen richtigen Namen trägt.«
    Kurt senkte den Kopf und sah plötzlich einen anderen halbdunklen Raum, in dem Mim vor dem Herdfeuer von Elas lag, Mim, die nicht unter ihrem richtigen Namen in Nephane begraben worden war, in einer fremden Welt, die von fremden Göttern beherrscht wurde, und er erinnerte sich wieder an die Hilflosigkeit, die er damals empfunden hatte. Er hatte plötzlich Angst, und ihre Worte hatten seiner Angst einen Namen gegeben. Er dachte an seinen Tod, an ein Begräbnis unter Anrufung von Göttern und unter Anwendung von Riten, die ihm fremd waren und die er nicht verstand. Er wünschte fast, sie würden ihn in die See werfen zu den Fischen und zu Kalyts grünäugigen Töchtern.
    »Habe ich eine wunde Stelle berührt?« fragte Ylith leise. »Haben die Hüter von Elas Anstoß an dir genommen, oder hattest du geglaubt, ein Nemet zu sein?«
    »Elas war mein Zuhause«, sagte er.
    »Du hast dort geheiratet.«
    Er blickte überrascht auf. »Wer... woher weißt du es?«
    »Elasin-Indresul hat mit Kta über dein Leben in Elas gesprochen. War die Frau mit dieser Ehe einverstanden, oder wurde sie dazu gezwungen?«
    »Sie ist freiwillig zu mir gekommen.« Er schluckte seine Wut hinunter und beschloß um Mims willen höflich und bescheiden zu bleiben. »Methi, sie war eine Tochter deines Volkes, in Indresul geboren. Ihr Name war Mim t'Nethim e Sel.«
    Ylith runzelte verstört die Stirn. »Hast du mit Lhe darüber gesprochen?«
    »Bitte?«
    »Er ist aus dem Haus Nethim. Lhe t'Nethim u Kma, der zweite Sohn von Lord Kma. Nethim ist mit Elas verfeindet. t'Elas hat in seinem Verhör den Hausnamen Mims nicht erwähnt.«
    »Er hat ihn nicht gekannt. Nur mir hat sie sich offenbart. Sie ist auch nicht unter ihrem richtigen Namen begraben worden. Es wäre eine große Güte, wenn du Lord Kma von ihrem Tod benachrichtigen würdest, damit er für sie beten kann. Ich glaube nicht, daß es gut wäre, wenn ich ihm diese Nachricht selbst übermitteln würde.«
    »Sie werden fragen, wer schuld an ihrem Tod ist.«
    »Shan t'Tefur und Djan von Nephane.«
    »Nicht Kurt t'Morgan?«
    »Nein.« Die Erinnerungen an den Alptraum, die er bei Tageslicht aus seinem Gedächtnis verdrängen konnte, drängten sich jetzt wieder an die Oberfläche: das Halbdunkel, das Feuer, Nym vor der
phusmeba
stehend, die tote Mim zu seinen Füßen, als er die Ahnen von Elas anflehte, sie bei sich aufzunehmen. Nun, jetzt konnte er seine Bitte den Ahnen persönlich vortragen. Nym und Ptas und Hef... In jener Nacht hatten sie noch gelebt, und jetzt waren sie bei Mim. Im Reich der Schatten...
    »Ich werde mit Kma t'Nethim und mit Lhe sprechen«, sagte die Methi.
    »Vielleicht solltest du ihnen nicht sagen, daß Mim mit einem Menschen verheiratet war«, sagte Kurt.
    Ylith schwieg ein paar Sekunden lang. »Ich habe das Gefühl, daß du sehr um sie trauerst«, sagte sie dann. »Unsere Gesetze sagen, daß die Menschen keine Seele besitzen und daß Mim eine schwere Sünde auf sich geladen hat, als sie freiwillig die Ehe mit dir einging.«
    »Sie ist tot. Laß sie in Frieden ruhen.«
    »Wenn ich zugeben würde, daß es keine Sünde war«, sagte sie nach kurzem Überlegen, »dann wäre das ein Eingeständnis, daß viele weise Männer einem Irrtum erlegen sind, daß unsere Priester eine Irrlehre predigen, daß unser ganzes Staatswesen auf einem Irrtum beruht. Ich müßte zugeben, daß es in einem geordneten Universum Kreaturen gibt, die nicht in diese Ordnung passen. Ich müßte zugeben, daß diese Welt nicht die einzige ist, daß Phan nicht der einzige Gott ist. Ich müßte Dinge zugeben, für die man wegen Häresie zum Tode verurteilt wird. Sieh mich an, Mensch. Sieh mich an!«
    Er tat es, und nackte Angst lag in seinem Blick, weil er plötzlich die Tragweite ihrer Worte erkannte. Sie ahnte die Wahrheit. Es hatte keinen Sinn, mit ihr zu argumentieren. Es war aus politischen und religiösen Gründen nicht opportun, daß diese Wahrheit publik wurde.
    »Du bestehst also darauf«, fuhr sie fort, »daß es zwei Universen gibt, das meine und das deine, und daß du auf irgendeine Weise von dort in das meine gekommen bist. Nach unseren Gesetzen

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