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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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blickte mit seinen wässerigen Augen Kurt an. »Steh auf«, sagte er.
    Kurt stemmte sich mit den gefesselten Händen gegen die Säule und kam schwerfällig auf die Füße. Plötzlich faßte er wieder Hoffnung. Er wußte nicht, warum gerade dieser Nemet-Priester sie in ihm erweckte, aber die Stimme des alten Mannes klang sanft, und in dem Blick der schwarzen Augen lag so etwas wie Güte.
    »Priester«, drängte die Methi.
    »Große Methi«, sagte der Priester, »dies ist ein schwieriges Problem. Ob dieses Wesen ein Kind der Schöpfung ist, so wie wir es verstehen, kann ich nicht sagen. Aber er ist kein Tamurlin. Es liegt in den Händen der Methi, das zu tun, was sie für richtig und gerecht hält, aber es ist durchaus möglich, daß wir es hier mit einem denkenden und fühlenden Geschöpf zu tun haben, auch wenn es nur ein Mensch ist.«
    »Ist die Kreatur gut oder böse, Priester?«
    »Was sind die Nemet, Große Methi?«
    »Die Nemet«, sagte die Methi ungeduldig, »sind die Kinder Naes'. Wessen Kind ist er, Priester?«
    »Das weiß ich nicht, Große Methi.«
    Ylith senkte den Blick, sah Kurt verstohlen an und sagte: »Priester, ich beauftrage dich, diese Frage im Priester-Kollegium zu klären und mir eine Antwort zu bringen. Nimm den Menschen mit, wenn du es für notwendig erachtest.«
    »Methi, ich will das Kollegium konsultieren, und wir werden ihn holen lassen, falls seine Anwesenheit nötig werden sollte.«
    »Dann bist du jetzt entlassen«, sagte sie, und der Priester ging.
    Nach ihm verließ auch die Methi den Raum, und Kurt hockte sich wieder auf den Boden, verwirrt und todmüde. Er war allein und war froh darüber.
    Er lehnte sich an die Säule, schloß die Augen und versuchte zu schlafen. Im Schlaf verging die Zeit. Im Schlaf brauchte er nicht zu denken.
    Im Schlaf erinnerte er sich aber manchmal auch an Mim und an Elas.
    Türen krachten auf und wurden zugeworfen. Leute trampelten in den Raum und rissen ihn aus seinem Dämmerschlaf.
    Die Methi war zurückgekommen.
    Und sie brachten Kta.
    Kta sah ihn und atmete erleichtert auf, konnte aber nichts sagen. Die Methi forderte seine Aufmerksamkeit. Kta kniete sich vor ihr auf den Boden und drückte sein Gesicht auf den kalten Stein. Seine Bewegungen wirkten mühsam und angestrengt. Er schien sehr mitgenommen zu sein.
    Ylith ignorierte ihn. Sie blickte über ihn hinweg einen hochgewachsenen, grauhaarigen Mann an, der sich steifbeinig auf den Boden kniete und sofort wieder aufstand.
    »Vel t'Elas«, sagte Ylith, »was hat das Haus Elasin-Indresul über diesen Mann Kta beschlossen?«
    Ktas entfernter Verwandter verbeugte sich kurz. Er strahlte große Würde aus und erinnerte Kurt ein wenig an Nym. »Wir überantworten ihn der Gerechtigkeit der Methi. Sie möge über Leben oder Tod entscheiden.«
    »Zu welchem Urteil seid ihr hinsichtlich seines Verhaltens gegenüber Elas gekommen?«
    »Wir bitten um die Gnade der Methi. Er hat unsere Gesetze beachtet und verehrt unsere Ahnen. Wir haben ihm nur zweierlei vorzuwerfen: seine Beziehungen zu diesem Menschen und daß er aus Nephane stammt.«
    »Kta t'Elas u Nym«, sagte Ylith.
    Kta hob den Kopf und hockte sich auf die Fersen. »Kta t'Elas, euer Volk hat eine Fremde zur Regentin gewählt. Warum?«
    »Sie wurde vom Himmel auserwählt, Methi, nicht von unserem Volk, und nach den Sprüchen unserer Orakel war es eine gute Wahl.«
    »Die vom Upei und den Familien in aller Form bestätigt wurde?«
    »Ja, Methi.«
    »Dann«, sagte sie zu den Männern, die mit Kta in den Raum gekommen waren, »hat der Himmel entschieden, daß Nephane wieder uns gehören soll. Wo, Kta t'Elas, der du Indrasgeboren bist, liegt deine Loyalität?«
    »Im Land meines Vaters, Ylith-Methi, und bei den Freunden meines Hauses.«
    »Also fühlst du keine Loyalität gegenüber diesem Haus von Elas, aus dem deine Ahnen stammen?«
    »Große Methi«, sagte Kta mit gebrochener Stimme, »ich verehre dich und das Haus meiner Ahnen, aber meine Bindungen an Nephane sind genauso stark. Ich kann nicht mich und die Ahnen Elas' entehren, indem ich mich gegen die Stadt wende, die mich geboren hat. Elasin-Indresul würde mich verachten, wenn ich es täte.«
    »Wie ist der Name deiner Mutter, Kta t'Elas? War sie Indras oder Sufaki?«
    »Methi, sie war Lady Ptas t'Lei e Mat sh'Nym.«
    »Ein sehr gutes Haus, das Haus Lei. Dann bist du also in beiden Linien Indras und sicher aus einem orthodoxen Haus. Trotzdem hast du dir Sufaki und Menschen zu Freunden gewählt. Ich finde das

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