Hanan 1 - Brüder der Erde
sehr schwer verständlich, Kta t'Elas.«
Kta verneigte sich, ohne zu antworten.
»Vel t'Elas«, wandte sich die Methi an den Vertreter von Elasin-Indresul, »ist dieser Sohn eures Hauses ein Anhänger der Sufaki-Häretik?«
»Große Methi, Elas hat festgestellt, daß er Kenntnisse von fremdem Wissen und fremden Irrtümern besitzt, aber seine Erziehung war orthodox.«
»Kta t'Elas«, sagte die Methi, »was ist der Ursprung der Menschen?«
»Das weiß ich nicht, Methi.«
»Würdest du sagen, daß sie eine Seele besitzen und daß sie den Nemet gleich sind?«
Kta hob den Kopf. »Ja, Methi«, sagte er entschieden, das glaube ich.«
»So, so.« Ylith runzelte die Stirn und stand auf. Dann blickte sie die Wachen an. »Lhe, bringe diese beiden Gefangenen in das obere Gefängnis und gibt ihnen, was zu ihrem Wohlbefinden nötig ist. Aber bringe sie getrennt unter und sorge dafür, daß sie nicht in Kontakt miteinander treten können.«
»Jawohl, Methi.« Er verbeugte sich.
Sie blickte angewidert auf den halbnackten Kurt.
»Und sorge dafür, daß er anständig gekleidet ist. Wenn er schon glaubt, mit den Nemet auf einer Stufe zu stehen, soll er auch so behandelt werden.«
Licht flammte auf.
Kurt blinzelte und rieb sich die Augen, als das Öffnen der Tür und der Eintritt von Männern mit Fackeln ihn aus dem Schlaf riß und in neue Panik stürzte. Gesichtslose Schatten traten auf ihn zu.
Er warf die Decke ab und sprang aus dem Bett der neuen Zelle, die man ihm gegeben hatte.
»Du mußt mitkommen«, sagte Lhes Stimme aus dem Licht der Fackeln.
Kurt zwang sich zu einer höflichen Verbeugung und zog sich an.
Als er fertig war, packten ihn zwei Wachen bei den Armen.
»Lord Lhe«, sagte Kurt und blickte den Nemet vorwurfsvoll an. Und der würdige, elegante Lhe war wirklich der Gentleman, für den Kurt ihn hielt, zu sehr Nemet und Indras, um die Regeln der Höflichkeit zu verletzen.
»Ich denke, er wird freiwillig mitkommen«, sagte er zu den Wachen; die ließen ihn widerwillig los.
»Danke«, sagte Kurt mit einer knappen Verbeugung. »Kannst du mir sagen, warum...«
»Nein, Mensch«, sagte Lhe. »Wir wissen es nicht. Wir sollen dich in die Gerichtshalle bringen.«
»Finden bei euch die Gerichtsverhandlungen in der Nacht statt?« fragte Kurt schockiert. Selbst in dem liberalen Nephane wurden keine Rechtsgeschäfte mehr erledigt, nachdem Phan das Land verlassen hatte.
»Du kannst nicht vor Gericht gestellt werden«, sagte Lhe. »Du bist ein Mensch.«
Irgendwie überraschte ihn diese Eröffnung nicht, aber er hatte sich bisher noch keine Gedanken über seinen legalen Status gemacht. Anscheinend zeigte sich seine Unsicherheit auf seinem Gesicht, denn Lhe blickte ihn verlegen lächelnd an, hob die Schultern und machte eine hilflose Geste.
»Du mußt jetzt mitkommen«, sagte er.
Kurt ging mit ihnen durch mehrere Hallen, Treppen hinauf, bis sie eine Halle aus altem Mauerwerk erreichten.
Die hohe Decke war im Licht der einzigen Fackel, die in einem Wandsockel steckte, kaum sichtbar. Die Einrichtung bestand nur aus einem langen Tisch für das Gericht und den dazugehörigen Stühlen.
Vor dem Richtertisch war ein schwerer Eisenring in den Boden eingelassen, an dem eine Kette befestigt war. Lhe bat ihn höflich, sich neben die Kette zu stellen, die einer seiner Männer dann an Kurts Fußfessel befestigte.
Er starrte Lhe an, wütend, aggressiv, und Lhe vermied seinen Blick.
»Kommt«, sagte Lhe zu seinen Männern. »Wir werden hier nicht mehr gebraucht.« Und zu Kurt: »Mensch, du wirst durch Bescheidenheit mehr erreichen als durch Stolz.«
Vielleicht hatte er das als guten Rat gemeint, vielleicht hatte er dabei innerlich gelacht. Kurt starrte den Männern nach, als sie den Saal verließen, von Wut und Angst geschüttelt.
In einem plötzlichen Wutanfall stieß er einen gellenden Schrei aus und stieß mit dem Fuß nach der Kette, riß daran und trampelte auf ihr herum. Es war ihm egal, ob er sich den Fußknöchel brach oder nicht. Aber er erreichte nur, daß er dabei das Gleichgewicht verlor und hart zu Boden fiel. Die Kette war nicht lang genug für solche Eskapaden, und die Eisenschelle um seinen Knöchel riß ihm die Haut auf. Er blieb ein paar Sekunden lang reglos liegen, halb betäubt von Schmerz und Wut, dann stemmte er sich stöhnend auf Hände und Knie und ließ den Kopf hängen.
»Fühlst du dich jetzt wohler?« fragte die Methi.
Er wandte sich um und sah sie im engen Lichtkreis der Fackel stehen. Sie
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