Hanan 2 - Weltenjäger
da an deinem Handgelenk dastehen und mit dieser lächerlichen Waffe, gänzlich hilflos also. In erster Linie wirst du mich behindern, und dann wirst du für nichts sterben.«
Aiela ließ seine Hand auf der beanstandeten Pistole ruhen und sah mit starr vorgerecktem Kinn zu dem Iduve auf. »Wir sind keine Mörder«, sagte er, »aber das heißt nicht, daß wir uns nicht unserer Haut wehren können.«
Ashakh zischte verächtlich. »Au. Die Kallia konnten sich den Luxus erlauben, so schonend mit Leben umzugehen, seit wir kamen und Ordnung in eure Welten brachten. Aber Tejef wird jede Anstrengung unternehmen, um mich zu vernichten. Wenn es ihm gelingt, bist du waffenlos. Ich würde dir mit Freuden meine Waffe hier für deine geben, aber schau, man kann sie von außen nicht bedienen, und du kannst sie weder einstellen noch abfeuern. Nein, Chimele hat ihre Befehle gegeben, und ich nehme an, daß sie mich ebenso aufgibt wie Khasif. Sie hat mir verboten, Chaikhe aufzusuchen, aber du hast keinen solchen Befehl. Ich verlange dich nicht als Serach, obwohl mir das zur Ehre gereichen würde; ich würde es aber gerne sehen, wenn du für Chaikhe eine Verbindung mit deinen Asuthi auf Tejefs Schiff herstellen würdest.«
›Hör auf ihn!‹
drängte Isande, und Freude und Erleichterung überfluteten sie. Aber ihre Begeisterung erstarb, als sie seinem entschlossenen Widerstand begegnete.
»Nein, Herr«, sagte Aiela. »Ich gehe mit Ihnen.« Halb erwartete er eine Reaktion des Idoikkhe für seine Unverschämtheit, aber Ashakh runzelte nur die Stirn.
»Tekasuphre«, stellte der Iduve fest. »Chimele sagt, daß du zu unvorhersehbaren Handlungen neigst.«
»Aber ich gehe mit«, sagte Aiela, »wenn Sie mich nicht aufhalten.«
Ashakhs Gesicht verzog sich zu einem plötzlichen Grinsen, das noch schrecklicher war als sein Stirnrunzeln. »Also eine Vaikka-Dhis, Kameth. Wir werden tun, was wir können, und er wird uns bemerken, bevor Chimele diese elende Welt zu Asche verbrennt.«
»Ai, Herr!« winselte Kleph und schlug, erschrocken über seinen Ausbruch, die Hände vor den Mund.
Im nächsten Moment hatte er das Licht gelöscht und versuchte zu fliehen. Aiela faßte nach ihm und erwischte nur seine Kleidung, aber Ashakhs Arm hielt den Amaut unvermittelt zurück und das Licht kam wieder; da Kleph mit den Armen ruderte, raste der Schein wild durch den Tunnel; dann hatte er das Wesen an der Kehle gepackt und hätte es beinahe erwürgt, wenn Aiela nicht eingegriffen hätte. Ashakh ließ den armen Teufel einfach fallen, und Kleph rollte sich zu einer Kugel zusammen, stöhnte und schaukelte in seinem Jammer hin und her.
»Auf!« befahl Aiela und zog ihn am Kragen, und Amaut erhob sich gehorsam, wollte ihm aber nicht ins Gesicht sehen und produzierte leise Zisch- und Klopfgeräusche in seiner Kehle.
»Diese Person ist unberührbar«, sagte Ashakh; das Wort in seiner Sprache war e-takkhe, außerhalb des Takkhenes. Im Wortschatz der Iduve gab es keine nähere Bezeichnung für Feind, und der Impuls zu töten brannte in Ashakhs normalerweise ruhigen Augen.
»Er ist an mich gebunden«, sagte Aiela.
»Paß auf!« erwiderte Ashakh, nicht mehr als: nach den Sitten der Iduve war müßiges Geschwätz ebenso unerwünscht wie die Einmischung in wohlüberlegte Entscheidungen eines anderen.
›Was glaubst du, wer du bist?‹
schrie Isande, die durch seine Abschirmung geschlüpft war.
›Aiela, was tust du, um Himmels willen?‹
Er schloß sie mit einem geistigen Zusammenzukken aus.
›Unfair, unfair‹
, beharrte ihr Bewußtsein im Zurückweichen.
›Aiela, hör zu!‹
Er packte den armen Kleph am Arm und schüttelte den schweren, kleinen Kerl. »Kleph: glaubst du jetzt, daß ich meinte, was ich sagte? Verletzt es deine kostbaren, empfindlichen Gefühle, daß diese schöne Welt ein Aschenhaufen wird? Wenn du andere Pläne für sie hast, dann bring uns zum Hafen! Vielleicht können wir es noch aufhalten. Verstehst du mich diesmal?«
»Ja«, sagte Kleph, und zum erstenmal seit Ashakhs Ankunft blickten ihn die riesigen runden Augen gerade an.
»Ja, Herr.«
Kleph schob sich an ihm vorbei und setzte sich an die Spitze. Seine niedrige Stirn war in tausend Falten gelegt, so daß die farblosen Fransen seines Haars direkt über seine Augen hingen. Seine dünnen Lippen rollten sich flink ein und aus. Aiela war nicht sicher, wieviel er wirklich verstehen konnte. Beinahe wünschte er, der kleine Amaut würde es schaffen zu entkommen, sobald sie den Hafen
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