Hanan 2 - Weltenjäger
noch vor einem Augenblick war er in einem Zustand völligen Zusammenbruchs gewesen, und Aiela hatte das unangenehme Gefühl, daß nur seine Arastiethe, die reine Arroganz der Iduve, den Mann auf den Beinen hielt. Aber sie würde ihn nicht ewig halten können.
Irgend etwas auf dem Schiff stimmte ganz und gar nicht. Amaut hasteten den Korridor auf und ab, und das Licht wurde immer wieder mal schwächer. Arle sah von ihrem sicheren Platz im Krankenzimmer durch die verglaste Vorderfront zu und merkte, daß die Eile draußen verzweifelte Formen annahm. Wieder wurde es dunkler. Sie huschte zu den Reihen von Instrumenten an Margarets Bett zurück und fragte sich ängstlich, ob sie sich veränderten, weil die Energiezufuhr nachließ, oder weil mit Margaret etwas nicht in Ordnung war.
Sie schlief schon so lange.
(»Du bleibst hier und paßt auf«, hatte Tejef persönlich zu ihr gesagt, als er sie auf diesen Posten setzte und sie vor dem Übelkeit erregenden Sprung des Schiffs nach oben und wieder nach unten sicherte; und Dlechish, dieser schreckliche, kleine Amaut-Arzt war währenddessen hier gewesen und hatte dafür gesorgt, daß mit Margaret alles gut ging.)
Jetzt war Dlechish fort, und Arle war, seit dieser Wahnsinn mit dem Licht begonnen hatte, ganz allein im Krankenzimmer; und sie war froh, daß sie den Raum zumindest nicht mit Amaut teilen mußte.
Aber Margaret war so bleich und atmete so schwer. Wenn die Instrumente schwankten, umklammerte Arle mit den Händen den Rand ihres harten Sitzes und hielt den Atem an, bis die Linien wieder ihr regelmäßiges Muster aufwiesen. Von den Maschinen selbst verstand sie nur, daß diese Linien Margarets Leben bedeuteten und daß, wenn sie aufhörten, auch Margaret nicht mehr existieren würde.
Wieder wurde das Licht schwächer und flackerte. Margaret bewegte sich im Schlaf, warf sich herum und stemmte sich gegen die Fesseln, das Gestell und die Schläuche. Als Arle versuchte, sie ruhig zu halten, wehrte sich Margaret nur noch mehr gegen die Behinderungen und bekam langsam eine Hand frei. Arle flehte sie an. Margarets Bewegungen kamen aus dem Delirium, aus Alpträumen. Sie begann vor Schmerzen zu schreien.
»Tejef!« schrie Arle in die Sprechanlage. Und als keine Antwort kam, ging sie hinaus und versuchte, jemanden zu finden, einen der Wächter, irgend jemanden. Sie lief keuchend zu den Abteilen neben dem Krankenzimmer, öffnete eines nach dem anderen, um wenigstens einen der Amautwärter zu finden.
Aus der vierten Tür kam ein Amaut, der sie anschnatterte und eine häßliche, schwarze Pistole auf sie richtete. Sie kreischte vor Angst, und ihre Augen weiteten sich, als sie den dunklen Mann sah, der in diesem Raum lag, bewußtlos oder tot, gefesselt und von fremdartigen Instrumenten umgeben.
Sie versuchte neben dem Amaut vorbeizuschlüpfen. Er packte mit seiner starken Amauthand ihren Arm und verdrehte ihn brutal. Unvermittelt ließ er sie los.
Sie trat nach ihm und floh, rannte von vorn gegen einen schwarzgekleideten Mann. Sie sah auf und erkannte gerade, daß es Tejef war, als seine Hand in ihr Gesicht knallte.
Der Schlag warf sie zu Boden, verletzte sie am Kinn und machte sie einen Moment lang taub; aber so betäubt und verletzt sie auch war, sie wußte doch, daß er sie nur geohrfeigt, nicht wirklich geschlagen hatte, und daß der Zorn, der ihn erfaßt hatte, vorübergehen würde. Vor Anstrengung schluchzte sie verzweifelt auf, als sie sich hochrappelte, dann raste sie zum Krankenzimmer, zu Margaret, in Sicherheit.
Er war ihr gefolgt und kam, nicht lange nachdem sie die Tür verschlossen und verriegelt hatte, um die Ecke; und zu ihrem Entsetzen sah sie, wie sich die Tür trotz des Riegels öffnete, ohne daß er sie berührte. Sie flüchtete zu Margarets Bett zurück und sank dort keuchend nieder. Um sich zu schützen, versuchte sie, ihn zu ignorieren, sah ihn nicht an.
»Du bist doch nicht verletzt?« fragte Tejef sie. Arle schüttelte den Kopf. Man sprach nicht mit Tejef, wenn er wütend war. Das hatte ihr Margaret eingeschärft. Sie war ganz krank vor Angst.
»Ich sagte, bei Margaret bleiben, M'metanetak. Habe ich ›bleiben‹ falsch ausgedrückt?«
»Margaret ging es schlechter; und ich dachte, Sie seien dort drinnen. Es tut mir leid, Herr.«
»Ich?« Tejef schien höchst überrascht, sogar bestürzt und betastete sanft die heiße Stelle, die sein Schlag auf ihrer Wange hinterlassen hatte.
»Du bist ein Kind, Arle. Ein Kind muß gehorchen.«
»Ja,
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