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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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versuchte, nach ihnen zu treten, schlug ihn der Iduve mit dem Handrücken so hart quer über das Gesicht, daß ihm schwarz vor den Augen wurde: Eine Dosis Hypospray gegen seinen Arm beendete seinen Widerstand.
    Er war nicht völlig bewußtlos. Er versuchte zu gehen, weil der Griff um seinen Arm weniger schmerzhaft war, wenn er sein Gewicht selbst trug, aber es dauerte eine kleine Weile, bis er sich auch nur fragte, wo sie ihn hinbrachten. Einen schwindelerregenden Augenblick lang fuhren sie in einem Lift, traten dann in einen anderen Flur und kamen schließlich in einen Raum. Zur Linken trennte ein Wandschirm aus durchscheinendem, blauem Stein mit eingemeißelten Darstellungen von Schilf und Vögeln dieses kleinere Zimmer von einem riesigen, düsteren Saal.
    Da erinnerte er sich an diesen Ort, diesen museumsähnlichen Saal mit den schönen, durchbrochenen Wandpaneelen und der gefirnißten Decke, den Vitrinen, den reich verzierten, fremdartigen Möbeln. Er war schon einmal hier gewesen, von seiner Zelle aus, aber dies war Wirklichkeit. Die Teppiche gaben unter dem Tritt seiner Stiefel nach, und die Frau, die sie erwartete, war keine Projektion, sondern aus Fleisch und Blut.
    »Aiela«, sagte sie mit ihrem fremden Akzent, »Aiela Lyailleue: ich bin Chimele, Orithain der Ashanome. Und ein solches Benehmen ist kaum eine günstige Einführung; außerdem ist es sehr unklug. Takkh-arrhei, Nasithi.«
    Aiela entdeckte, daß er frei war – betäubt, angeschlagen, gründlich genug geheilt von seiner Tollkühnheit, um eine erneute Züchtigung von ihr nicht zu riskieren. Er trat einen Schritt vor – der Iduve hinter ihm zog ihn genau dahin zurück, wo er gestanden hatte.
    Sie sprach vorwurfsvoll mit ihren Leuten, sie antworteten. Aiela wartete, wobei er ein solch physisches Entsetzen in sich aufsteigen fühlte, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Er konnte ihm nicht einmal in Gedanken Gestalt verleihen. Er fühlte sich abgeschnitten, erstickt, empfand gleichzeitig den Wunsch davonzulaufen und hatte Angst vor der kleinsten Bewegung.
    Und nun wandte sich Chimele von ihm ab und kehrte mit dem breiten Idoikkhe-Band in ihren indigoblauen Fingern zurück. Es war drei Finger breit, auf der Innenseite war ein vielfarbiges Mosaik aus verschiedenen Metallen, durch das Ganze wob sich ein schwarzer Faden. Sie reichte es ihm und erwartete, daß er ihr sein Handgelenk hinhalten würde. Jetzt, jetzt war die letzte Gelegenheit, wenn er sich je wieder gegen etwas auflehnen wollte. Ihm stockte der Atem, und er fühlte ganz stark die drohende Gewalt im Rücken; seine zerrütteten Nerven gehorchten den Befehlen seines Gehirns nicht mehr. Er sah sich einen Arm heben, der zu einem anderen Körper zu gehören schien, hörte ein Klicken, als das kalte Band einrastete, fühlte dessen Gewicht, schwerer als erwartet, als sie ihre Hände wegnahm.
    Ein Juwel aus Milch und Feuer glänzte auf der Oberfläche des Armbands. Das blitzende Metall, das in manchen finsteren Gegenden der Esliph das Leben eines Mannes wert sein mochte, war asymmetrisch bearbeitet, wie es dem Kunstgeschmack der Iduve entsprach. Er starrte es an und erkannte ohne jeden Zweifel, daß er mit ihm seine Grenzen angenommen hatte, daß keine fremde Kraft in seinem Schädel ihn gezwungen hatte, den Arm zu heben; in Aiela Lyailleue gab es eine Schwäche, die er nie zuvor entdeckt hatte, ein schändliches, seine Kraft zerstörendes Entsetzen.
    Ihm war, als sei ihm etwas Wesentliches abhanden gekommen, in Kartos zurückgeblieben. Er hatte Angst. Zum erstenmal fühlte er sich anderen Wesen unterlegen. Ohne jede Würde zerrte er an dem Band, aber von dem Verschluß war keine Spur zu sehen außer einer schwachen Lichtbrechung, keine Schließe, kein Spalt.
    »Nein«, sagte sie, »du kannst es nicht abnehmen.« Mit einer Handbewegung entließ sie die anderen, so daß sie mit ihm allein im Saal stand. Nun fühlte er Mordlust, zum erstenmal war er so
ikas
, Haß zu empfinden – und dann erkannte er, daß er sich fürchtete, obwohl sie eine Frau war. Mit diesem Gedanken gewann er seine Beherrschung wieder und brachte den Mut auf, ihr offen zu trotzen: Er drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte hinaus. Sollten sie doch Gewalt anwenden, wenn sie wollten. So viel Entschlußkraft besaß er noch.
    Das Idoikkhe versetzte ihm einen Stich, wie ein Pfeil durchfuhr ihn der Schmerz von den Fingerspitzen bis zu den Rippen. Beim nächsten Schritt schmerzte es wieder; er blieb stehen, verglich den langen Weg zur

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