Hanan 2 - Weltenjäger
Gefühle zu haben, wenn ihre Zuschauer keine haben konnten. Isande – sie stand daneben, verächtlich, wütend. Er gewann seine Selbstbeherrschung wieder, zwang den benommenen Menschen in einen Stuhl und stellte sich vor ihn, seine Finger in die Schulter des Mannes gepreßt.
›Ruhig, sei ruhig‹
, sendete er immer wieder. Nach einem Augenblick entspannten sich Daniels Muskeln, sein Bewußtsein beruhigte sich; Fragen, Entsetzen.
›Warum wollen sie das alles wissen‹
, dachte er immer wieder.
›Aiela, Aiela, hilf mir – sag mir die Wahrheit, wenn du sie kennst!‹
Und dann, als Antwort auf die zornige Berührung von Isandes Bewußtsein:
›Wer ist Tejef?‹
Entsetzen. Sie zuckte zurück, schirmte sich so heftig ab, daß Daniel aufschrie.
Und die Iduve waren totenstill, alle Augen ruhten auf ihnen, die Nasithi drängten sich um Chimele, sahen so drohend aus, daß sie zu wachsen und der Raum zu schrumpfen schien. Tatsächlich waren mehrere Iduve hinzugekommen, dunkle, zornige Gesichter, ohne zu fragen und unaufgefordert. Immer noch kamen neue, drängten sich auf dem Flur. Keiner sprach. Nur das Geräusch ihrer Schritte war zu hören, und das Rascheln von Tausenden von Körpern.
»Ist diese geistige Verwirrung jetzt unter Kontrolle?« fragte Chimele ruhig, den Blick auf Aiela gerichtet.
›Es ist keine geistige Verwirrung‹
, wollte er sie anschreien.
›Können Sie das denn nicht begreifen?‹
Aber die Iduve waren unfähig zu verstehen. Er verbeugte sich tief. »Er hat sich geängstigt. Er glaubte, eine Bedrohung seiner Rasse zu erkennen.«
Chimele dachte darüber nach. Die Gesichter der Iduve, deren Augen einer Bewegung nach der Seite fast unfähig waren, hatten immer einen direkten, eindringlichen Blick, der wenig von den Gedankengängen verriet, die dahinter abliefen.
Schließlich hob sie die Hand, und die Spannung im Raum ließ merklich nach.
»Dieses Wesen ist einer gewissen Elethia fähig«, sagte sie. »Aber es ist nicht sehr klug, wenn er glaubt,
Ashanome
könnte mit seiner Rasse nicht wirkungsvoller verfahren, wenn wir sie zerstören wollten. Wie lange ist es her, M'metane, daß deine Welt die Anwesenheit solcher Schiffe bemerkte?«
»Ich habe das Gefühl für die Zeit verloren«, antwortete Daniel wahrheitsgemäß. »Ein Jahr vielleicht – möglicherweise etwas weniger. Es scheint eine Ewigkeit zu sein.«
»Rechnest du jetzt nach menschlicher Zeit?«
»Ja.« Ein Einfall stieg in ihm auf, trotzig, selbstmörderisch.
»Wer ist Tejef?«
Es hatte dieselbe Wirkung, als habe er eine Waffe gezogen. Aber diesmal ließ Chimele sich nicht provozieren. Interesse stand in ihrem Gesicht, und sie ließ ihre Nasithi mit einem schnellen Heben der Hand erstarren.
»Chimele«, sagte Isande unglücklich, »er hat es von mir, als ich an Schiffe dachte.«
»Bist du sicher, daß es erst dann war?«
»Ich bin sicher«, sagte sie, aber nun schritt eine Iduve aus dem Melakhis in den Paredre-Bezirk: eine große Frau, gut aussehend, in so sachlicher, eng anliegender schwarzer Kleidung, wie sie normalerweise von den männlichen Iduve bevorzugt wurde.
»Orithain Chimele«, sagte diese Frau. »Ich habe Fragen, die ich ihm gern stellen würde.«
»Mejakh, Sra-Narach, Sra-Khasif, du fällst aus dem Rahmen, obwohl ich deine M'melakkhia in dieser Angelegenheit verstehe. Halt, Mejakh!« Chimeles sanfte Stimme peitschte wie ein Schlag ins Gesicht, und die Frau blieb zum zweiten Mal stehen und sah sie an.
»Dieser Mensch ist kein Kameth«, sagte Mejakh, »und ich bin der Meinung, daß er aus dem Rahmen fällt, Chimele, und daß er wahrscheinlich mehr weiß, als er mitteilen will.«
»Mehr, als er erzählen kann, vielleicht«, sagte Chimele, »aber er gehört mir, Partnerin von Chaxal. Ehre deiner M'melakhia. Sie ist wohl bekannt. Habe Geduld. Ich vergesse dich nicht.«
»Ehre sei dir«, sagte Khasif sanft und zog die Frau an seine Seite. »Ehre für immer, meine Sra. Aber beachte dieses unwissende Geschöpf nicht. Er ist harmlos und nur unwissend. Sei ruhig. Sei ruhig.«
Es wurde wieder still im Raum. Schließlich blickte Chimele Daniel und Aiela an. »Wieviel ist schätzungsweise ein menschliches Jahr in Kej-Zeit, Ashakh, hilf ihnen.«
Eine kleine Verzögerung war nötig. Daniel schauderte innerlich vor Ashakhs Nähe zurück, aber der Iduve bekam durch ruhige, präzise Fragen die Vergleichswerte, die er wollte. Gleich darauf wurden die Daten von der Tischkonsole des Paredre aus in den Computer eingegeben und der
Weitere Kostenlose Bücher