Hanan 2 - Weltenjäger
gewöhnlich zugrunde, entweder im Dhis, oder, auf grausamere Art, wenn sie erwachsen waren.
Das Dhis war der Gegenstand aller Konflikte, der Grund aller Existenz – und doch allen verschlossen, die je seine Pforten durchschritten hatten, abgesehen von den Wärtern, den Dhisaisei und den grüngekleideten Katasathei – den Schwangeren, deren Zeit nahe war. Für den Rest der Nasul waren die Katasathei das sichtbarste Zeichen des verehrten Dhis: Männer, die volle Sra zu einer Katasathe waren, vertrieben ihren letzten Partner und alle anderen Männer aus ihrer Gegenwart; Frauen der Nasul gaben ihr Geschenke, und einsame Männer, die nicht Sra waren, deponierten oft welche an Orten, wo sie sie finden konnte. Die einzig mögliche Gefahr für sie kam von einer weiblichen Orithain, die zufällig auch katasathe war. In diesem Fall war es möglich, daß sie vertrieben wurde, daß man ihr das Dhis überhaupt verbot, und daß die sie beschützende Sra in Gefahr gerieten: Die Grausamkeit einer Orithain war schrecklich, wenn es sich um die Nachkommen einer Rivalin handelte, und selbst andere Nasuli wichen einer Nasul aus, deren Orithain katasathe war, denn sie wußten, daß dort der Wahnsinn regierte.
So war es früher gewesen. Dann entstand Cheltaris, die Stadt der vielen Türme, die Stadt der Widersprüche. Niemals hatte es Regierung oder Gesetze gegeben; die Nasuli drängten sich zusammen, existierten nebeneinander mit Hilfe des Rituals, festigten sich, machten Fortschritte. Man erinnerte sich dunkel an Cheltaris: Verlassen war es jetzt, Nasul auf Nasul war fortgezogen, als die Akitomei vom Stapel liefen; und welche seltsame Logik die Nasuli davon überzeugt hatte, daß ihre Überlebenschance sternwärts lag, war zweifellos für die Iduve einsichtig, wenn auch für niemanden sonst.
Wo das jeweilige Dhis war, war die Heimat; und doch, nun, da die Dhis innerhalb der mächtigen, zwischen den Sternen wandernden Akitomei vor Vaikkha-Dhis und Entführungen geschützt waren, wurden die Nasuli von Inzucht bedroht. So entwikkelte sich der Brauch des Akkhres-Nasuli, einer Verbindung zweier Akitomei zum Zwecke des gemeinsamen Katasakke.
Das war für die beiden betroffenen Nasuli das potentiell riskanteste Wagnis, entschärft durch Eide, durch kunstvolles Ritual, durch strengste Formalitäten – und, wenn alles andere sich als nutzlos erwies, durch die Macht und die Vernunft der beiden Orithainei.
Chaxal.
Nun tot.
Chimeles Vater.
Zu seiner Zeit, weit jenseits der Metrosi bei einem Stern namens Niloqhatas, hatte Akkhres-Nasul stattgefunden.
Eine solche Verbindung war bei Ashanome selten; der Anlaß dafür war etwas noch Selteneres – eine Kataberihe-Zeremonie. Der Orithain Sogdrieni der Nasul Tashavodh hatte Mejakh, Sra-Narach von Ashanome erwählt, seine Partnerin zu werden und ihm ein Kind zu gebären, das der Erbe von Tashavodh werden sollte. Die Bindung zwischen Tashavodh und Ashanome beunruhigte die Iduve, denn diese waren zwei der ältesten und am meisten zu fürchtenden Nasuli, und der Austausch, den sie planten, würde schwerwiegende Veränderungen in der Stellung und im Gleichgewicht der Kräfte bei den Iduve hervorrufen. Die Spannungen waren ungewöhnlich stark.
Die Schwierigkeiten begannen mit einem Kameth von Tashavodh, der zufällig Mejakh Sra-Narach bei einem ihrer wohlbekannten Anfälle von schlechter Laune in die Quere kam. Sie tötete ihn.
Mejakh war schon an Bord der
Tashavodh
bei der langen Reinigungszeremonie vor dem Kataberihe. Aber voll Zorn über den Zwischenfall stürzte Sogdrieni in ihre Gemächer, trieb ihre eigenen Kamethi hinaus und fiel über sie her. Er hätte ihr vielleicht, sobald sich die Gemüter beruhigt hatten, gestattet, wieder mit der Reinigung zu beginnen, da Vaikka beigelegt war; aber es war eine verzwickte Situation: Mejakh war fast sicher schwanger, da eine Empfängnis bei der Paarung fast unvermeidlich war. Und er schätzte Mejakhs Arastiethe falsch ein: Sie tötete ihn und floh vom Schiff.
Verwirrt trennten sich Ashanome und Tashavodh, Tashavodh war wie betäubt durch den Tod des Orithain, auf der
Ashanome
war man zufrieden, daß man aus der Vaikka als Sieger hervorgegangen war. Tatsächlich war es eine Vaikka-Dhis, ein Diebstahl eines Jungen; und um der Vaikka noch Chanokhia hinzuzufügen, fing Mejakh in derselben Stunde, in der sie auf die
Ashanome
zurückkehrte, Katasakke mit einem Iduve von namenloser Geburt an.
So verletzte sie, diesmal freiwillig, die Reinigungsbestimmungen
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