Hanan 2 - Weltenjäger
ein Leitstern, der dem Leben eine Richtung gab. Es floß durch sein Bewußtsein wie Blut durch seine Adern, ein gemeinsamer Impuls, durch den er jede Stimmung seiner Nasithi fühlte, ihre Gegenwart, ihre M'melakhia, seinen Besitz oder Mangel an Arastiethe bei ihnen.
Nun war das Takkhenes wieder da. Er fühlte es, das Ashanome-Rudel, das ihn hervorgebracht und seinen Tod beschlossen hatte; und er wußte, wenn sie noch viel näher kamen, würden auch sie ihn fühlen können, so schwach Takkhenois bei ihm allein auch war. Das feine Haar in seinem Nacken sträubte sich in ihrer Nähe; der Selbsterhaltungstrieb, der in ihm abgeflaut war, verstärkte sich zur Wut.
Sie waren auf der Jagd, und diesmal war er ihr Wild, er, der mit ihnen gejagt hatte. Er konnte zwei von denen herausfinden, die er am besten kannte: Khasif, Ashakh – grausame, unversöhnliche Männer. Chimele würde wohl nicht mit ihnen auf diese elende Welt herabgestiegen sein: Die
Ashanome
würde auf einer entfernten Umlaufbahn kreisen, und Chimele würde das schmutzige Geschäft auf der Oberfläche der Welt verfolgen und die Suchtrupps dirigieren. Eines nicht fernen Tages würden sie ihn finden, die Vaikka würde beigelegt sein – ihr Sieg.
Sein logisches Denkvermögen sagte ihm, daß er sogar jetzt noch etwas gewinnen konnte, wenn er sich ergab, wenn er sich vor Chimeles Füßen krümmte wie eine Katasathe. Sie würde ihm einen Tritt versetzen und die Nasul würde über ihn herfallen und ihn bis zur Bewußtlosigkeit mißhandeln, aber sie würden ihn wahrscheinlich nicht töten. Sein Leben danach würde er in dieser Haltung führen müssen, in ständigem Schrecken, für immer ein Gegenstand der Launen und der Verachtung aller. Es würde ihn langsam aushöhlen: Sein Takkhenes würde jedes Bedürfnis, sich zu wehren, zurückdrängen, und er würde weiterexistieren, bis er schließlich eines Tages von einem Nas beim Katasakke zu Tode geprügelt wurde, oder während des Akkhres-Nasuli ausgestoßen wurde, weil das Takkhenes keiner Nasul ihn als zugehörig anerkannte. Das war es, was einen Ausgestoßenen erwartete, und ein langes, wütendes Zittern lief die Muskeln seines Leibes entlang, er hatte seine Haltung wieder. Arastiethe verbot ihm jedes Nachgeben. Er würde unter ihren Händen zugrundegehen, buchstäblich zu Tode geprügelt, wenn sie ihn in ihre Reichweite bekommen konnten, aber sie würden auch merken, was er ihnen antun konnte. Ironischerweise begann Tejef, der bisher nicht einmal genug Willenskraft aufgebracht hatte, um sich in eine Konfrontation mit einem der elenden Menschen, die die Amaut als Beute betrachteten, hineinziehen zu lassen, nun Pläne für eine Schädigung Ashanomes zu machen, für einen Tod mit Chanokhia.
Seine Mittel waren gering, eine elende, von Kriegen zerrissene Welt, wo landhungrige Amaut eine sterbende menschliche Bevölkerung ausraubten, eine menschliche Rasse, die dem Wahnsinn verfallen war und nun den tierischen Amaut Söldnertruppen für die endgültige Plünderung ihrer eigenen Welt lieferte. Ein solcher Wahnsinn, überlegte er, wäre verständlich gewesen, hätte es sich dabei um Nasul-Loyalität gehandelt, aber darum ging es nicht. Sie kannten keine Treuebindungen, betrieben Arrhei-Nasul einfach durch den Austausch von Waren und Silber, begannen Katasakke und metzelten dann die Frauen, rührende und kraftlose Geschöpfe, einfach nieder. Auf diese Weise bekamen sie keine Jungen und schlachteten auch noch alle hin, die sie finden konnten – das wäre zumindest verständlich gewesen, wenn es in diesen menschlichen Kriegsbanden Nasithi-Tak gegeben hätte. Aber es gab sie nicht, und das Endergebnis schien der Selbstmord der ganzen Gattung zu sein. Tejef hatte es schon lange aufgegeben, über den Wahnsinn dieser Rasse erstaunt zu sein; vielleicht war diese Wildheit als Überlebensinstinkt inzwischen wertlos – es war ein Instinkt, den die Amaut zu ihrem eigenen Vorteil genutzt hatten. Nun gab es vielleicht eine Möglichkeit, ihn zum Vorteil von Tejef, Sra-Sogdrieni, zu nutzen, ein Mittel zur Vaikka an Ashanome, eines, das ihre Achtung erringen würde, wenn sie ihn töteten.
Die Nacht war warm. Eine leichte Brise strich durch das Schutzgitter des Fensters und kräuselte die Vorhänge hinter dem Bett. Das Mondlicht warf unruhige Schatten von Zweigen an die Wand.
Einer der Hunde begann zu bellen, die anderen fielen ein, und das Mädchen im Bett regte sich, setzte sich auf, die Augen weit aufgerissen. Es lauschte einen
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