Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
gehen, vom Haus weg, zog sie mit sich, zwang sie, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten.
    Sie stolperte auf den Felsen, als sie von der Straße in den Obstgarten hinabstiegen und knickte in dem weichen Boden zwischen den Apfel- und Pfirsichbäumen mit dem Knöchel um; und da waren auch Dornen und scharfe Stoppeln auf der Böschung des Bewässerungsgrabens. Er schritt über das Wasser, hievte sie mit einem Arm auf die andere Seite, wie ein unachtsames Kind es mit seiner Puppe tun mochte, und wartete nur einen Augenblick lang, bis sie wieder auf den Beinen war, dann ging er weiter, zerrte sie beinahe im Laufschritt mit sich, bis sie schließlich stolperte und schluchzend auf die Knie fiel.
    Da zog er sie beiseite, in den Schatten der Bäume, setzte sie gegen den niedrigen Ast eines alten Apfelbaums und sah sie an, immer noch hielt er sie mit der Hand am Arm fest. »Wohin wolltest du gehen?« fragte er sie.
    Sie wollte es ihm nicht sagen. Das spärliche Licht, das durch die Blätter des Apfelbaumes sickerte, ließ Stiefel, weite Hosen, einen Ledergurt erkennen, eine Kleidung, wie sie kein Farmer trug, sein hageres, hartes Gesicht war ihr fremd. Aber er schüttelte sie und wiederholte die Frage, und ihre Lippen zitterten, sie konnte nicht mehr klar denken.
    »Ich wollte mich verstecken und dann zurückkommen.«
    »Kannst du irgendwo Hilfe finden?«

    Sie deutete mit dem Kopf in Richtung auf die Berney-Farm, wo Rachel Berney wohnte, und ihr Bruder Johann, und die Sullivans, die eine Tochter in ihrem Alter hatten.
    »Meinst du das Haus fünf Kilometer westlich von hier?« fragte er. »Vergiß es. Gibt es sonst noch eine Möglichkeit?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich – könnte mich in den Felsen verstecken.«
    Er nahm wieder ihre Hand, mit trockenem, hartem Griff, so daß sie erschrak, denn er konnte ihr die Knochen zerquetschen, wenn er noch fester zudrückte. »Und wo wolltest du dann hingehen? Hier wird nichts übrig bleiben.«
    »Ich will nach Hause.«
    »Das kannst du nicht. Denk nach. Denk dir irgendeinen sicheren Platz aus, wo ich dich lassen könnte.«
    »Ich weiß keinen.«
    »Wenn ich dich hier ließe, könntest du dann von den Bergen zum Fluß hinuntergehen? Könntest du so weit laufen?«
    Sie sah ihn bestürzt an. Der Fluß war von den Bergen aus zu sehen, weit, weit unten im Tal. Wenn man dorthin wollte, bedeutete das, daß man eine lange Strecke mit dem Lastwagen die Straße hinunterfahren mußte. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie lange es dauern würde, zu Fuß zu gehen, und untertags war es heiß – und auf der Straße waren Männer wie er. Sie begann zu weinen, nicht allein deswegen, sondern wegen allem, und sie weinte so heftig, daß es sie würgte. Aber er schüttelte sie grob und schlug ihr ins Gesicht. Der innere Schmerz war schon so groß, daß sie den äußeren kaum spürte, aber sie hatte Angst und mußte sich beinahe übergeben. Aus Angst schluckte sie die Tränen hinunter und die Übelkeit dazu.
    »Du mußt dir irgend etwas überlegen, wo ich dich unterbringen kann. Hör auf zu heulen und denk nach!«
    »Ich will nach Hause«, schrie sie, worauf er sie seltsam anblickte und den Griff um ihren Arm lockerte. Er strich ihr übers Haar und berührte ihr Gesicht.
    »Ich weiß, daß du das möchtest. Ich weiß. Aber es geht nicht.«
    »Laß mich gehen.«
    »Sie sind alle tot, kannst du das nicht begreifen?
    Hör mal! Wenn sie einen von uns erwischen, ziehen sie uns die Haut bei lebendigem Leibe ab. Ich muß dich loswerden.«
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.«
    Sie dachte, er würde sie wieder schlagen. Sie kreischte auf und wich zurück. Aber er legte nur die Arme um sie, hob sie auf, legte ihren Kopf an seine Schulter und schaukelte sie in seinen Armen, als wäre sie ein kleines Kind. »In Ordnung«, sagte er. »Ich will sehen, was sich machen läßt.«
    Aiela ging den Flur zum Paredre entlang, in seinem Bewußtsein brodelte es vor Enttäuschung und unterdrückten kalliranischen und menschlichen Verwünschungen, und er wütete gegen Isandes sanfte Anwesenheit in seinen Gedanken, bis sie ihn in Ruhe ließ. Fünfzehn kostbare Tage lang hatte er nun jede Bewegung Daniels überwacht. Die menschliche Sprache war ihm schon geläufiger als die kalliranische: Menschliche Unflätigkeiten und menschliche Bilder strömten beständig durch seine Sinne, verwischten seine eigenen Eindrücke von dem, was um ihn herum vorging, verschlangen sein eigenes

Weitere Kostenlose Bücher