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Hanan 2 - Weltenjäger

Hanan 2 - Weltenjäger

Titel: Hanan 2 - Weltenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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beantworten könnte.
    Vor zwei Tagen war Rauch am Horizont gewesen. Alle Wachtposten hatten es gemeldet, und die Kinder hatten sich um die große Felsenkuppel tief im Paß gedrängt, um ihn zu sehen. Aber dann hatte ihr Vater sie alle in den Hof zurückgejagt, und ihnen gesagt, die Fremden würden sie erwischen, wenn sie nicht blieben, wo sie hingehörten. Also, folgerte Arle, war es wie mit dem Hund, etwas, wovor sie sich fürchten sollten, während die Erwachsenen wußten, was es wirklich war und damit fertigwerden konnten. Sie würden sich schon um alles kümmern, man würde im Herbst säen und im nächsten Frühling ernten, und das Leben würde ganz normal weitergehen.
    Sie rollte sich wieder in ihrem Bett zusammen und zog sich die Decke bis unters Kinn. Dadurch fühlte es sich wie Bett, wie Schutz an. Bald darauf schloß sie die Augen und schlief wieder ein.
    Etwas dröhnte, sogar der Boden zitterte, und die Flaschen auf der Anrichte klirrten, die Zweige hoben sich leuchtend rot von der Wand ab. Arle kletterte ans Fenster, um zu sehen, was los war, sie war zu schlaftrunken und benommen, als daß sie bei dem überwältigenden Krach aufgeschrien hätte. Überall rannten Männer umher. Das Tor war offen, dahinter Feuer, gegen das sich dunkle Gestalten abhoben, und Leute rannten auf dem Flur vor ihrem Zimmer hin und her. Ihr ältester Bruder kam mit einer Taschenlampe hereingestürzt, schrie ihr zu, sie solle aus dem Fenster steigen und packte sie beim Handgelenk, ohne zu warten, bis sie die Füße auf dem Boden hatte. Im Laufen zog er sie mit sich, brachte sie, wie sie wußte, in den Keller, wohin man die Kinder in Notfällen immer geschickt hatte. Sie begann zu weinen, als sie an die Außentreppe kamen, denn sie wollte nicht in dieses schreckliche dunkle Loch hinunter, um dort zu warten.
    Plötzlich wurde es hell um sie, eine entsetzliche Hitze, Lärm, Steinsplitter und Staub regneten auf sie herunter. Arle lag flach auf dem Boden, schürfte sich die Hände, die Brust und die Knie an den Stufen auf, kroch weg von der Lichtquelle, noch ehe ihr bewußt wurde, daß eine Explosion stattgefunden hatte. Dann sah sie das Gesicht ihres Bruders, seltsam verdreht auf den Stufen, seine Augen hatten den glasigen Blick eines toten Tieres. Als sie seine Hand nahm, war sie schlaff. Ein Licht blitzte auf. Wieder regneten Steine nieder, erstickender Staub.
    Sie erinnerte sich erst später, was sie dann tat – sie taumelte seitwärts von den Stufen weg, landete auf der weichen Erde des Blumenbeets und rannte verloren unter den dunklen Gestalten herum, die hierhin und dorthin stürzten.
    Sie kauerte auf dem Kies am Tor, dunkle Körper bewegten sich dicht vor ihr, im Licht. Der Hof war wie der Keller, eine schaurige, ausweglose Sackgasse, wo man sie in einer Falle saß. Sie riß sich los und rannte weg vom Haus, versuchte ein Stückchen den Paß hinunterzugehen zu dem verbotenen Pfad in den Felsen, wollte sich dort verstecken, bis sie zurückkommen und ihre Familie suchen konnte.
    Einen Augenblick war es dunkel unter den Felsen, der Schein des Feuers wurde durch eine Straßenbiegung verdeckt; und als sie dann um die Kurve kam, zu der Felsenenge, stand da eine dunkle Männergestalt neben dem Kuppelfelsen, im engsten Teil des Passes, zeichnete sich gegen den Mond und das Gefälle der Straße zum Tal hin ab. Arle sah ihn zu spät, versuchte, seitwärts in die Felsen zu klettern, aber der Mann packte sie, zog sie mit beiden Armen an sich und brachte sie zum Schweigen, indem er seine Hand über ihren Mund und ihre Nase legte und ihr auch noch das Genick zu brechen drohte.
    Er ließ sie los, als ihr Zappeln schwächer wurde, packte den Kragen ihres dünnen Nachthemds und hob die andere Hand, um sie zu schlagen, aber sie wimmerte und machte sich so klein wie sie nur konnte. Da hob er sie mit beiden Armen wieder auf und schüttelte sie, bis ihr Kopf haltlos zurückflog. Sein im Schatten liegendes Gesicht starrte sie im Mondlicht an. Sie hielt still und ließ es zu, daß er ihr kleines Gesicht zwischen seine rauhen Hände nahm, ihre zerzausten Haare glättete und mit den Daumen die Tränen von ihren Wangen wischte.
    »Hilf uns!« sagte sie dann, in dem Glauben, es sei einer der Nachbarn, der ihnen zu Hilfe kommen wollte. »Bitte hilf uns!«
    Seine Hände auf ihren Schultern schmerzten sie. Er stand einen Augenblick lang da, während sie zitternd den Tränen nahe war, dann packte er mit grober Hand ihren Arm und begann die Straße hinunter zu

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