Hanan 2 - Weltenjäger
Sie werden keinen weiteren Widerstand leisten.«
»Und was beabsichtigt sie, ihnen zu zeigen?«
»Dich«, sagte sie; instinktiv zerriß Aiela die Chiabres-Verbindung, entrüstet durch den Anflug von Grausamkeit bei Isande: Sie genoß es, Daniel zu quälen. Der Impuls, den er in ihre Richtung schickte, vermittelte Zorn, und Isande wich zurück und schämte sich. »Wir haben nach dir gesucht«, sagte sie dann zu Daniel. »O nein, nicht nach dir speziell, aber es kam Chimele zu Ohren, daß Menschen von jenseits der Esliph aufgetaucht waren – wir sind in den letzten Monaten so vielen, vielen Spuren gefolgt, bei den Iduve, den Kallia, sogar bei den Amaut, wir haben jede Auffälligkeit überprüft. Wir haben eine solche Ladung nach Kartos verfolgt – auf wirtschaftlicher Basis: Chimele wußte, daß ihr bei ihrer Suche zumindest die Unterlagen von Kartos nützlich sein würden. Du warst zu haben; und du hast ihr außerordentlich gut gefallen, daher ihre enorme Geduld mit dir. Hoffe nur, daß du sie nicht irregeführt hast.«
»Ich habe sie überhaupt nicht geführt«, protestierte Daniel. »Ich habe immer nur die Amaut gesehen, diese häßlichen kleinen Biester, und ich habe von den Iduve noch nie im Leben gehört.« Und in seinem Bewußtsein verbargen sich Vorstellungen von dem, was mit ihm passieren könnte, wenn er den Iduve von Chaganokh zum Kreuzverhör übergeben würde, oder wenn er nachher für die Iduve wertlos wäre.
»Du bist ein Kameth«, sagte Isande. »Man wird dich nicht abschieben. Aber ich will dir etwas sagen, soweit die Iduve jemals bluffen, ist Chimele dazu bereit; und wenn sie sich täuscht, ist sie ruiniert. Drei Kamethi wäre dann kaum ein angemessenes Serach – eine Grabbeigabe – für eine so alte und ehrbare Dynastie wie die ihre. Wir drei würden sterben; ebenso ihre Nasithi-Katasakke, als Serach beim Zusammenbruch einer Dynastie. Die Iduve könnten ganze Welten von M'metanei zerstören und es weniger spüren als das Ableben Chimeles. Also laß dich von uns, von Aiela und mir, führen. Wenn du bei der Versammlung das tust, was du heute getan hast...«
Nun war es Daniel, der sich abschirmte und die Bilder aus Isandes Bewußtsein abwies. Sie hielt inne.
›Sei nicht grausam zu ihm‹
, bat Aiela.
›Es besteht keine Notwendigkeit dafür, Isande.‹
Sie antwortete nicht gleich. Haß war in ihrem Bewußtsein, der Gedanke daran, was sie tun wollte, wie sie den Menschen behandeln würde, wenn Aiela nicht als Vermittler da wäre, und doch war sie irgendwie beschämt über ihren Zorn. Asuthi dürfen sich nicht hassen; das wußte sie, wenn sie bei klarem Verstand war, und sie unterwarf sich der Tatsache, daß sie an die beiden gebunden war.
›Wenn du ihn nicht bändigen kannst‹
, sendete sie Aiela,
›wirst du ihn verlieren. Du bist in eine Falle gegangen; ich habe mich darauf vorbereitet, von ihm getrennt zu bleiben, aber du bist gefangen, du bist dabei, mit ihm zu verschmelzen; und weil ich dich schätze, bin auch ich gefangen. Bändige ihn! Halte ihn zurück! Wenn er die Iduve erzürnt, sind drei Kamethi noch der geringste Verlust, der dabei herauskommt.‹
6
Der Orithain von Chaganokh wirkte verloren im Paredre der
Ashanome
. Er trug die bei den Iduve übliche, eng anliegende Kleidung, aber in blendendem Weiß und durch Überkleider, Umhänge und einen massiven Silbergürtel, von dem ein Ghiaka herabhing, ergänzt. Sein Name war Minakh, und seine weißsilberne Pracht war nicht zu übersehen unter soviel Indigo und Schwarz, zu dem die hellen Farben der Kallia und des Menschen einen unbeabsichtigten Kontrapunkt im Raum bildeten. Chimele erwartete ihn, sitzend, ähnlich gekleidet wie er, sie trug ein mit dem Kopf eines Raubvogels geschmücktes Ghiaka, aber ihre Farbe war ein düsteres Violett.
Eine knisternde Spannung war in der Luft. Daniel schauderte, weil man ihn so hervorstechend in den Mittelpunkt gestellt hatte, und Aiela gab ihm geistigen Halt. Die Verbindung zwischen den Asuthi schien schwach, gestört durch das Miasma von Schrecken und Feindseligkeit in dem Saal, der mit Tausenden von Iduve gefüllt war. Aller erstarrten beim Anblick von Minakh, ihre weißlosen Augen weiteten sich zu tiefem Schwarz, ihr Atem beschleunigte sich. Ein Dutzend der Mächtigsten der Nasul Ashanome standen bei Chimele; hinter ihr, an beiden Seiten: Khasif, Ashakh – große, furchteinflößende Männer, und zwei Frauen, Tahjekh und Nophres Wächterinnen des Dhis und schrecklich, wenn sie beleidigt
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