Hanan 2 - Weltenjäger
»und die meine nicht. Ich habe große M'melakhia für euch Menschen, wirklich. Ich füge euch nicht mit Absicht Schaden zu, und wenn ich könnte, würde ich einige Zeit auf euren Welten verbringen, um zu verstehen, was ihr seid. Aber du kennst mein Volk, auch wenn du noch nicht lange ein Kameth und ein Asuthe bist. Ich glaube, du weißt genug, um zu verstehen. Hier geht es um Vaikka; und nachgeben heißt sterben; moralisch und physisch sterben. Man kann ohne Arastiethe nicht weiterleben.«
»Und was ist das für eine Arastiethe«, schrie Daniel, »wenn Sie nicht einmal Ihre eigenen Kamethi, die Ihnen vertrauen, retten können?«
»Sie
gehören
mir«, antwortete Tejef, der sich in Daniels verwickelter Logik nicht zurechtfand.
»Weil Sie sie betrogen haben, weil Sie ihnen die Wahrheit vorenthalten – weil sie darauf vertrauen, daß Sie sie beschützen werden.«
»Daniel!« schrie Arle, erschreckt durch das Geschrei, wenn sie auch nicht verstand, worum es ging. Das rettete ihn, denn sie warf sich dazwischen, und ihre hohe, dünne Stimme wirkte abkühlend.
Tejef wandte sich abrupt ab, da er sich der Widersprüche, die in ihm kämpften, schmerzlich bewußt wurde. Sein Puls raste, seine Kopfhaut zog sich zusammen, sein Atem beschleunigte sich. Er wußte, daß er sich aus der Harachia dieser Wesen entfernen mußte, bevor er seine Würde gänzlich verlor. Khasifs Takkhenois und die Harachia von Mejakhs Leiche hatten ihn erschüttert: Die Nähe anderer Iduve mahnte ihn an die Realität, an den Verlust seiner Chanokhia. Er hatte Menschen ins Dhis gebracht; und nun hatte er die Kontrolle über sie verloren. Das Kind hätte nicht herauskommen dürfen. Er selbst hatte einen fremden Mann hierhergebracht, weil er die menschliche Chanokhia anders eingeschätzt hatte: Aber er hatte sich getäuscht. Er war übervorteilt worden, hatte Margaret, die beinahe Nas war, in ihrer Ehre gekränkt, und er hatte zugelassen, daß dieser M'metane-toj das Kind, das er ihr gegeben hatte, sah und berührte. All seine Sorgfalt in der Behandlung der Menschen hatte ihre Bedeutung verloren angesichts einfacher Anständigkeit. Harachia zerrte an seinen Gefühlen, fast als ob diese drei Menschen: Mann, Frau und Kind, ein gegen ihn verbündetes Takkhenes besäßen – obwohl M'metanei so etwas nicht haben konnten. Er selbst hatte ihnen die Macht gegen sich gegeben. Auf entstellte Weise drückte die kalliranische Sprache das aus: Seine eigene hatte nicht einmal die Begriffe, um seinen persönlichen Ängsten Gestalt zu verleihen.
»Tejef.« Margaret trat mit leichten Schritten hinter ihn; ihre Hände faßten seinen Arm. »Tejef? Was ist los? Was hat er gesagt?«
»Geh hinein!« schrie er sie an, als er mit physischem Entsetzen erkannte, daß sie Arle und das offene Dhis für Daniel freigegeben hatte. »Geh!«
»Was ist los?« beharrte sie. »Tejef...«
Er hatte diese Frau begehrt, er begehrte sie immer noch; und die Beschmutzung durch ihre Berührung ließ seine Kehle vor Wut eng werden. Was sie noch sagte, hörte er nicht mehr, und er nahm nur zur Hälfte wahr, wie sein Arm unwillkürlich ausholte, wie ihr Entsetzensschrei plötzlich verstummte. Dieser Schrei, er schreckte ihn aus seinem Zorn: Er drehte sich schon um, sah, wie sie an die Wand prallte, wie die Wand nachgab, bevor sie hinunterrutschte, und der Schrei des Kindes war wie ein Echo auf den Margarets. Er fiel neben ihr auf die Knie, berührte ihr Gesicht und versuchte die Glieder zu lockern, die verrenkt und gebrochen waren und durch ihre Lage noch mehr verformt wurden. Daniel packte ihn an der Schulter, um ihn zurückzureißen, und Tejef schlug ihn mit einer Heftigkeit, die tödlich wirken sollte. Aber der Mensch war schneller, und nur die Seite seines Arms traf Daniel und warf ihn über den spiegelglatten Boden. Er rollte sich ab und rappelte sich zum Angriff auf.
»Nein!« wimmerte Arle und hielt ihn auf, klugerweise hielt sie ihn auf; und Tejef wandte seine Aufmerksamkeit wieder Margaret zu.
Sie war bei Bewußtsein und schluchzte vor Schmerzen, als er versuchte, ihre Beine auszustrekken; Tejef zog seine Hände sofort zurück, wischte sie an den Schenkeln ab und fühlte den Wunsch, den Menschen zu töten, weil er das mit ansah, und weil er schuld daran war. Aber Arle war zwischen ihnen, und als Margaret zu weinen begann, zog Daniel das Kind beiseite und kniete nieder, ohne Tejef zu beachten, um Margaret in ihrer eigenen Sprache zu trösten, die er viel besser beherrschte als
Weitere Kostenlose Bücher