Hand aufs Glück: Mittsommerherzen (German Edition)
alten Mannes zu meinem Vorteil auszunutzen! Haben Sie denn überhaupt keine Skrupel?“
Jonas’ Miene verfinsterte sich schlagartig. Offenbar hatte sie mit ihren Worten einen wunden Punkt berührt. „Was wissen Sie schon über mich? Sie kennen mich doch überhaupt nicht!“
Sie stand auf. „Das hat keinen Sinn. Zwischen uns gibt es nichts mehr zu besprechen.
God natt.“
Als sie sich zum Gehen wandte, sprang er ebenfalls auf und hielt sie am Arm zurück. Die Berührung hatte eine völlig unerwartete Wirkung auf Sabrina. Ihre Knie wurden weich, und ihr Herz machte einen überraschten Satz. Plötzlich sehnte sie sich so sehr nach Jonas’ Nähe, dass es beinahe körperlich schmerzte. Er sah sie an, und in seinen Augen spiegelte sich dieselbe Verwirrung wieder, die auch sie empfand.
Abrupt ließ er sie los, wandte sich ab und ging davon.
Sabrina war froh darüber. Was wäre geschehen, wenn er versucht hätte, sie zu küssen? Wäre sie stark genug gewesen, ihn abzuweisen?
Tief durchatmen …
Sie fühlte sich zu aufgewühlt, um sofort zum Haus zurückzukehren, deshalb setzte sie sich noch einmal und schloss die Augen.
Was um Himmels willen ist eigentlich mit mir los?
Nicht einmal Daniel hatte sie je in ein solches Gefühlschaos zu stürzen vermocht, und ihn hatte sie immerhin heiraten wollen! Jonas hingegen war einfach nur ein Mann, den sie zufällig im Flugzeug kennengelernt hatte. Und er hatte recht: Sie wusste so gut wie nichts über ihn – und so sollte es auch bleiben.
Es gab wichtigere Dinge, auf die sie sich konzentrieren musste. Sie durfte ihre Aufmerksamkeit nicht an Jonas verschwenden, der ohnehin nur daran interessiert war, dass
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endgültig bankrottging, damit sie gezwungen war, auf das Angebot seines Klienten einzugehen.
Sie stand auf und kehrte zum Haus zurück. Kurz überlegte sie, ob sie gleich zu Bett gehen sollte. Doch sie glaubte nicht, dass sie jetzt Schlaf finden würde. Deshalb beschloss sie, sich noch einmal die Bilanzen von
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vorzunehmen.
Auch wenn sie nicht sicher war, was das noch bringen sollte.
„Ach, ich beneide dich.“ Sabrinas beste Freundin Tanja, ihre Mitbewohnerin in Berlin, seufzte, als sie am nächsten Morgen miteinander telefonierten. „Weite Wiesen und Felder, glitzernde Seen und helle Sommernächte. Wenn ich nur daran denke, bekomme ich Fernweh …“
„Ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier“, stellte Sabrina klar. „Sondern weil Sigmund jemanden braucht, der sich um die Firma kümmert, solange er im Krankenhaus bleiben muss.“
„Ich weiß, entschuldige bitte“, erwiderte Tanja ernst. „Und? Wie läuft es?“
„Nicht so besonders“, gestand Sabrina. „Wie es aussieht, steht
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kurz vor dem Bankrott. Gestern war ein Anwalt hier, um im Namen eines Konkurrenten ein Kaufangebot zu machen.“
„Und? Sah er gut aus, dieser Anwalt?“
Manchmal fragte Sabrina sich, ob ihre Freundin Gedanken lesen konnte. „Ich wüsste nicht, was das zur Sache tut“, erwiderte sie gereizt, spürte aber, wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. „Das hier ist ernst, Tanja. Mein Vater steht im Begriff, seine Firma zu verlieren!“
„Ich verstehe – er war also umwerfend attraktiv.“
„Tanja!“
„Ach, komm schon, mir kannst du doch nichts vormachen. Er hat dir gefallen, gib es zu.“
Sabrina seufzte. Inzwischen war sie wahrscheinlich knallrot angelaufen. „Also gut, er sieht ganz passabel aus, aber ich sehe trotzdem nicht, was …“
„Wusste ich’s doch!“
„Können wir endlich das Thema wechseln? Du weißt ganz genau, dass mich seit der Sache mit Daniel Männer nicht im Geringsten interessieren.“
„Ach komm, das denkst du vielleicht. Aber dir muss nur der Richtige über den Weg laufen. Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich versucht hab, dich zu verkuppeln. Aber du lässt ja alle Kandidaten eiskalt abblitzen.“
„Weil ich nicht an einer Beziehung interessiert bin“, erwiderte Sabrina. „Aber selbst wenn – ein Mann wie Jonas Lavander käme für mich nicht infrage! Stell dir vor, er hat die Dreistigkeit besessen, sich einfach im Gästehaus einzuquartieren!“
„Jonas Lavander … Allein der Name klingt wie Musik.“ Tanja hatte ihr anscheinend gar nicht zugehört. „Ich wette, eine Nacht mit ihm würde dir guttun.“
„Tanja!“ Jetzt platzte Sabrina endgültig der Kragen. „An so etwas denke ich nicht einmal! Das ist das Schreckliche an euch
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