Hand in Hand in Virgin River
mit meinem Anwalt telefoniert – ich stecke in der Zwickmühle. Seit Stu sie rausgeschmissen hat, wusste ich, dass sie bei mir bleibt. Alles, was ich damals wollte, war, für sie da zu sein und jemanden zu finden, der ihr hilft, die Situation wieder in den Griff zu kriegen. Ich habe unsere Sorgerechtsvereinbarung rechtlich nicht ändern lassen. Ich hätte es machen sollen, während er sie als seltsames kleines Monstrum sah, das mehr Ärger bedeutete als gut war – er hätte mir vermutlich keine Schwierigkeiten bereitet. Ich hole das jetzt natürlich nach, allerdings kommen wir aus der Sache mit Weihnachten nicht mehr raus. Stu hat mir erzählt, dass sie zum Familienurlaub nach Disney World wollen. Hoffentlich kann sie das irgendwie überstehen. Ich werde vorher noch mal mit ihm reden – ich werde dafür sorgen, dass ich jederzeit darüber informiert bin, wo sie sind, und werde ihm mitteilen, dass ich in der Nähe bleibe, falls es Probleme geben sollte, um sicherzustellen, dass er sie nicht auf dem Fußboden im Spielzimmer schlafen lässt.“
„Denkst du, sie sollte mit Stu und den anderen da hin?“, fragte Kelly.
„Ich fahre mit. Ich werde sie nicht allein in die Höhle des Löwen schicken. Ich begleite sie und steige im selben Hotel ab …“
„Gut“, erwiderte sie. „Ich meine, schlecht für unsere Weihnachten, aber es liegen noch so viele Weihnachten vor uns …“
„Es ist meine Schuld“, sagte er. „Ich habe im letzten Jahr zwei Mal Kontakt zu Stu aufgenommen – überwiegend wegen meiner Schuldgefühle, weil ich ihm angedroht hatte, ihn umzubringen. Ich rief ihn an und erzählte ihm, dass wir umziehen, damit er mich nicht der Kindesentführung beschuldigen konnte. Und ich habe ihm Courtneys letztes Schulfoto geschickt. Sie sieht wieder normal aus – kein Gothicmädchen mehr. Ihr Lächeln wirkt echt. Ich schrieb ihm ein paar Zeilen – dass es ihr gut gehe, dass ihre Noten sich verbessert haben und sie wieder eine Einserschülerin sei. Hätte ich das doch bloß nicht getan. Hätte ich ihn bloß im Glauben gelassen, dass sie immer noch wild und unberechenbar ist, ein schwieriges Gruftimädchen, das nur Ärger macht, vermutlich hätte ich dann nichts von ihm gehört.“ Er holte tief Luft. „Aber ob es uns nun gefällt oder nicht, er ist ihr Vater. Ich dachte, dass es meine Pflicht wäre. Verdammt noch mal. Ich könnte meine Eltern verfluchen, weil sie mir immer so viel Pflichtgefühl eingeredet haben!“
Kelly lächelte ihn an, obwohl ihre blauen Augen ein wenig feucht schimmerten. „Gut für dich. Und du wirst im gleichen Hotel übernachten, damit du sie notfalls retten kannst, falls die Sache ausufert.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte keine Ahnung.“
„In letzter Zeit gab es häufiger mal Dinge, über die ich mich sehr gefreut habe“, meinte er. „Zum Beispiel als sie meiner Mutter zeigte, wie man einen französischen Brotzopf backt. Da habe ich die alte Courtney wiedererkannt. Ich liebe dieses Kind, Kelly. Sie ist meine Tochter.“
Kelly straffte den Rücken. „Sie hat deiner Mutter gezeigt, wie man einen französischen Brotzopf backt?“
Er nickte. „Ich weiß, das hat sie von dir gelernt…“
„Wow. Ich hatte angenommen, dass sie mich hasst.“
„Ich denke, das liegt hauptsächlich an ihrer Angst und ihrem fehlenden Vertrauen …“
„Dir ist klar, dass ich dir überhaupt nicht helfen kann, oder? Ich kann dir mein Mitgefühl ausdrücken und zuhören, doch das ist alles. Erstens, weil ich weder Erfahrung darin besitze noch über tiefere Einblicke verfüge. Zweitens, weil Courtney meine Hilfe nicht wirklich will. Sie erträgt mich – mehr nicht. Aber wenn sie mich wenigstens ein bisschen mögen würde, würde ich euch begleiten. Falls du Probleme mit diesen schrecklichen Eltern hättest, würde ich ihnen nur zu gerne in den Hintern treten und sie beschimpfen.“
„Ich glaube, das wüsste ich zu schätzen …“
„Courtney vertraut dir, Lief. Wenn du ihr sagst, dass du in der Nähe bleibst, bin ich mir sicher, dass es ihr damit gut gehen wird.“
„Dieses ganze Drama tut mir leid. Nichts davon ist ihr Fehler. Wirklich nicht.“
Kelly griff nach seiner Hand. „Ich weiß. Vielleicht kommen wir darüber weg.“
„Und es tut mir leid wegen Weihnachten.“
„Mach dir keine Sorgen. Ich beschäftige mich schon. Vielleicht kann ich doch was tun – soll ich auf Spike aufpassen?“
„Er ist eine echte Bürde“, entgegnete Lief.
Sie drückte ihm lächelnd die
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