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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Bewegung bemerkbar, die Byrd schon vorhin aufgefallen war. Diesmal war unverkennbar, daß sie durch eine Person veranlaßt wurde, welche sich unmittelbar hinter dem Pfeiler der Vorsaalstür befand, und deren Ellenbogen in der Türöffnung sichtbar wurden.
    Sagen Sie mir, fuhr der Coroner eindringlich fort, ist Ihnen außer Frau Klemmens' Neffen niemand bekannt, für den ihr Tod von Nutzen hätte sein können?
    Sie meinen wohl den jungen Hildreth? entfuhr es ihr unwillkürlich. –
    Ein erregtes Gemurmel lief durch den ganzen Raum, Byrd glaubte sogar einen unterdrückten Ausruf des Schreckens zu vernehmen, auch sah er, wie der untersetzte Mann, der zuvor an dem Pfeiler rechts von der Türöffnung gelehnt hatte, jetzt nach der linken Seite hinüberschritt, wo das für Byrd unsichtbare Individuum saß, nach dem sich wiederum die fragenden Blicke der Menge richteten. Die Ruhe, mit welcher jener Mann seine Stellung veränderte, ein gewisses Etwas in seiner Art und Weise machte den jungen Detektiv stutzig. Plötzlich ging ihm ein Licht auf: der unscheinbare Mensch am Pfeiler war niemand anders, als der neue Detektiv aus Neuyork! Wer aber mochte der Mann sein, der in der verborgenen Ecke saß und welchen jener offenbar beobachtete? –
    Wer ist denn dieser junge Hildreth? war des Coroners nächste Frage.
    Ein Herr aus Toledo, entgegnete Fräulein Firman mit Bestimmtheit, der erst nach dem Tode der Frau Klemmens in den Besitz seines Vermögens gelangen konnte.
    Wie ist das möglich? Sie erwähnten ihn doch nicht unter ihren Verwandten!
    Er ist weder bekannt noch verwandt mit ihr. Eine sonderbare Geschichte! Soviel ich weiß, hängt sie mit dem seltsamen Testament zusammen, das der Großvater des jungen Hildreth hinterlassen hat. Der alte Herr wünschte das große Vermögen, welches er besaß, seinen Enkeln zu sichern, da sein Sohn ein ausschweifender, verschwenderischer Mensch war. So traf denn der Großvater testamentarisch die Verfügung, daß seine Hinterlassenschaft erst unter die Erben verteilt werden solle, nachdem zwei Personen, deren Namen er erwähnte, nicht mehr am Leben seien. Die eine davon war der Sohn seines ersten Kommis, ein Knabe, der bald nach Herrn Hildreths Tode starb; die andere war meine Cousine, Frau Klemmens, die damals als kleines Mädchen bei der Familie zu Besuch war und so rund und rosig aussah, wie das Leben selbst.
    Was wurde denn aus den Hildreths im Laufe der Jahre?
    Der Verschwender, um dessentwillen das seltsame Testament gemacht wurde, soll vor einiger Zeit gestorben sein, auch zwei oder drei von seinen Kindern. Die überlebenden Erben sind der junge Mann, von dem ich sprach – er scheint in seines Vaters Fußstapfen getreten zu sein –, und eine oder zwei Schwestern. Mir selbst sind die Leute ganz unbekannt, man hört jedoch nicht viel Gutes von ihnen.
    Wissen Sie vielleicht den Vornamen des jungen Hildreth?
    Ja, er heißt Valerian, wie sein Vater.
    Der Coroner nickte befriedigt.
    Können Sie mir sagen, fuhr er fort, ob sich Frau Klemmens je Sorgen wegen dieses sonderbaren Testaments gemacht hat? Hat sie sich Ihnen gegenüber nie dahin geäußert, daß ihre eigene Sicherheit bedroht sei, weil die Erben mit Ungeduld auf ihren Tod warten müßten, um in den Besitz des ihnen so lange vorenthaltenen Vermögens zu gelangen?
    Ich erinnere mich nur, daß sie einmal sagte, sie habe keinen Frieden mehr, seit sie wisse, daß es Leute gebe, für die ihr Todestag ein Freudenfest sein werde. »Mir ist immer, als betröge ich sie um ihr Recht,« fügte sie damals hinzu, »es ist nicht meine Schuld, und doch könnte ich eines Tages dafür büßen müssen.«
    Wissen Sie etwas Näheres von Valerian Hildreth? fragte der Coroner weiter. Hat Frau Klemmens in irgend welcher Verbindung mit ihm gestanden oder Nachteiliges über ihn erfahren, so daß sich annehmen ließe, dies sei der Grund ihrer Befürchtungen gewesen?
    Ich habe nur bemerkt, daß sie stets finster dreinschaute, wenn von dem Vater die Rede war; der Sohn soll gleichfalls ein sehr lockeres Leben führen, wie ich von meinen Freunden in Toledo weiß, ob das aber meiner Cousine zu Ohren gekommen ist, kann ich nicht sagen.
    Der Coroner nahm jetzt ein Papier zur Hand, das unter mehreren andern vor ihm auf dem Tische lag. Vermutlich standen Sie in regelmäßigem Briefwechsel mit der Ermordeten, sagte er. Auf ihrem Schreibtisch fand sich ein angefangener Brief, – glauben Sie, daß er für Sie bestimmt war?
    Die Zeugin nahm das Schreiben, welches der

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