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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Wirt, der Herr schon einmal vorher da war.
    Wann denn?
    Am Dienstag, sagte jener entschlossen, als sehe er ein, daß es nutzlos sei, länger mit der Wahrheit zurückzuhalten.
    Am Tage der Mordtat? – Und warum ist sein Name nicht verzeichnet?
    Weil er nur kurze Zeit da war, nur um sich bei mir zu erkundigen.
    Wonach?
    Nach der Wohnung der Witwe Klemmens.
    Die Antwort brachte endlich Licht in das Dunkel. Der lange gesuchte Zeuge war gefunden. Die Blicke des Coroners und der Geschworenen erhellten sich, und durch die Menge lief ein erwartungsvolles Gemurmel. Unabwendbar nahte das Verhängnis.
    Wieviel Uhr war es, als Sie den Herrn nach dem Hause der Frau Klemmens wiesen?
    Halb zwölf Uhr mittags.
    Und wann sahen Sie ihn wieder?
    Erst gegen abend. Er kam mit dem Fünfuhrzug an, aber da ich den ganzen Nachmittag auswärts war, sah ich ihn erst spät abends im Gastzimmer. Ich brachte ihm gleich das Fremdenbuch zum Einschreiben und begleitete ihn dann auf sein Zimmer. Er war sehr wortkarg: den Zweck seines Kommens und Gehens habe ich nicht erfahren.
    Weshalb aber verschwiegen Sie, daß ein unbekannter Herr am Tage der Mordtat bei Ihnen eingekehrt ist, um sich nach der Witwe zu erkundigen?
    Symonds sah verlegen zu Boden.
    Ich bringe mich nicht gern in Ungelegenheiten – –
    Aus dem Blick, den der Coroner ihm zuwarf, sprach keine Anerkennung für solche weise Vorsicht. Jetzt wandte er sich an den Polizeidiener:
    Wir werden Herrn Smith als Zeugen vorladen müssen, sagte er. Er soll sich noch im Hotel aufhalten; bringen Sie ihn unverzüglich hierher!
    Das wird kaum nötig sein, ließ sich hier eine laute Stimme aus der Mitte der Zuhörer vernehmen. Zugleich erschien der untersetzte Mann, dem Coroner sichtbar, im Türeingang. Er legte die Hand auf den Ellenbogen, der so lange schon der Gegenstand von Byrds Aufmerksamkeit gewesen war. Ein Ruck – und der stattliche, blonde Fremde vom vergangenen Abend kam plötzlich hinter dem Pfeiler zum Vorschein.
    Was soll das heißen? schrie er, rot vor Wut, den gewalttätigen Detektiv an.
    Sie werden es gleich erfahren, versicherte jener ruhig, treten Sie nur gefälligst etwas mehr in den Vordergrund.
    Ohne Widerstand zu leisten, schritt der Fremde durch die Menge nach dem Eingang des Zimmers hin, in dem sich der Coroner und die Geschworenen befanden.
    Nun, rief er, sich hoch aufrichtend, was wollen Sie von mir?
    Der Detektiv stand hinter ihm, einen bedeutsamen Blick mit Doktor Tredwell wechselnd, der sich an den Gastwirt mit der Frage wandte:
    Kennen Sie diesen Herrn?
    Es ist Herr Klemens Smith.
    Das Gesicht des Fremden glühte, ob vor Zorn oderVerwirrung war schwer zu unterscheiden, doch erwiderte er kein Wort.
    Einen Moment zögerte der Detektiv, dann sagte er bestimmt:
    Das beruht wohl auf einem Irrtum. Es wird richtiger sein, den Herrn jetzt Valerian Hildreth zu nennen.
    Die Röte in dem Antlitz des Fremden wich urplötzlich einer verräterischen Blässe.
    Wie kommen Sie darauf? fragte er, den Detektiv von Kopf zu Fuß betrachtend, so viel ich weiß, habe ich nicht die Ehre Ihrer Bekanntschaft.
    Ganz richtig, entgegnete der Angeredete, das Taschentuch herausziehend, das er vorhin eingesteckt hatte, und es dem andern mit einer Verbeugung überreichend. Ich habe aber Ihr Monogramm gesehen und das ist –
    Genug! fiel ihm jener mit verächtlichem Ton ins Wort. Ich sehe, ich bin einer schlauen Spionage zum Opfer gefallen. Dann trat er stolz über die Schwelle des Gerichtszimmers und sagte zu dem Coroner gewandt:
    Mein Name ist Valerian Hildreth und ich komme aus Toledo. Was wollen Sie von mir? –

Neuntes Kapitel.
    Der völlig überraschende Vorgang hatte die Anwesenden in große Aufregung versetzt. Es dauerte eine Weile, bevor wieder Stille eingetreten war, und der Coroner das Verhör des jungen Mannes beginnen konnte. Was er über seine Vergangenheit mitzuteilen hatte, stimmte genau mit Fräulein Firmans Angaben überein. Nach dem Zweck seiner Reise befragt, bekannte er nicht ohne Beschämung,er habe sie nur unternommen, um Frau Klemmens aufzusuchen und sich über deren Gesundheitszustand zu unterrichten. Durch seine Geldverlegenheit sei er gezwungen, jede Möglichkeit ins Auge zu fassen, auch solche, an die er unter andern Verhältnissen niemals gedacht haben würde.
    Und wann fand Ihre Unterredung mit Frau Klemmens statt? fragte der Coroner.
    Am Dienstag, gegen mittag. – Der Ton der Antwort klang fast herausfordernd. Es herrschte lautlose Stille.
    Sie geben also zu, daß Sie in

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