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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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Tredwell an; er las sie mit zustimmendem Kopfnicken und einem Ausdruck der Befriedigung, dessen Ursache Byrd leicht erriet, sandte dann einen Polizeidiener ab und nahm die Verhandlung wieder auf.
    Das erwähnte Schriftstück fand sich beim Suchen nach Fräulein Firmans Adresse in einem Fach von Frau Klemmens' Schreibtisch, fuhr der Coroner in seiner Rede fort. Es steckte unter einem Haufen alter Rechnungen in einem unversiegelten Umschlag; die Schrift stimmt mit der desangefangenen Briefes überein, und es ist »Marie Anna Klemmens« unterzeichnet. Ich ersuche den Geschworenen Black , die Anwesenden mit dem Wortlaut bekannt zu machen.
    Herr Black kam der Aufforderung nach und las wie folgt:
    »Im Fall meines plötzlichen oder gewaltsamen Todes fordere ich die Behörden auf, zu untersuchen, ob der strafbare Urheber desselben nicht ein Herr namens Valerian Hildreth ist, wohnhaft in Toledo, Ohio. So lange ich lebe, kann er nicht in den vollen Besitz seines Vermögens gelangen, und da er ein gewissenloser Mensch ist, wird er kein Mittel unversucht lassen, mich aus dem Wege zu räumen. Sterbe ich auf gewaltsame Weise, so geschieht es durch seine Hand, dessen bin ich überzeugt.
    Marie Anna Klemmens.
Sibley N.-Y.«
    Eine schwere Anschuldigung, bemerkte der Coroner, die wohl zu beachten ist. Auf meine Nachfrage hat mir der Polizeiinspektor von Toledo mitgeteilt, daß Herr Hildreth sich gegenwärtig nicht dort befindet, sondern irgendwo in hiesiger Gegend. Tredwell nahm eine Depesche vom Tisch und las:
    »Der Gesuchte von Toledo abwesend. Reiste mit dem Nachtzug am Mittwoch den 27. nach dem Osten. Letzte Nachrichten aus Albany. Hat ausschweifend gelebt und ist, wie allgemein bekannt, in großer, dringender Geldverlegenheit. Näheres durch Brief.«
    Dieses Telegramm, meine Herren, erhielt ich gestern abend, ihm ist soeben ein zweites gefolgt. Er nahm die zuletzt eingegangene Depesche zur Hand:
    »Neuere Nachrichten. Der Mann, den Sie suchen, sprach neulich im Klub von Selbstmord; schien in verzweifelter Lage und meinte, wenn nicht bald etwas geschehe, sei er verloren. Hasardspiel, Wetten und allerlei unglückliche Spekulationen haben ihn zugrunde gerichtet. Alles was er besitzt oder zu erwarten hat, reicht, wie es heißt, kaum hin, seine Schulden zu bezahlen.«
    Darunter steht noch:
    »Er soll in Ihrer Stadt gewesen sein.«
    Byrd sah sich nach dem Ellenbogen in der Türöffnung um: er verharrte völlig unbeweglich, wie von plötzlichem Schrecken gelähmt. Die seltsamste Veränderung war jedoch mit dem Mann am Türpfeiler vorgegangen, der bisher so gleichgültig dreingeschaut hatte. Seine Augen funkelten, er sah drohend und kampfbereit aus, wie ein Panther, der auf seine Beute lauert und sich zum Sprunge anschickt.
    Der Zeuge, den ich jetzt aufrufen werde, fuhr inzwischen der Coroner fort, ist der Eigentümer des Osthotels, – Ah, da sind Sie ja, Herr Symonds. Haben Sie das Fremdenverzeichnis der letzten Woche mitgebracht?
    Hier ist es, erwiderte der neue Ankömmling mit unverkennbarer Unruhe und Verlegenheit in Miene und Gebärde. Er händigte dem Coroner eine Liste ein, die den Geschworenen zur Prüfung übergeben wurde.
    Da steht ein Klemens Smith aus Toledo, bemerkte einer derselben, indem er fragend zu dem Wirt aufsah.
    Smith – Smith? wiederholte Symonds mit unsicherer Stimme. Ach ja, der Herr kam gestern. Er – er ist noch im Hotel.
    Hier beobachtete Byrd ein kleines, ihm höchst interessantes Zwischenspiel: im Augenblick, als der Zeuge den Namen Smith aussprach, hatte der Mann am Pfeiler sein Taschentuchmit einem so kräftigen Schwung herausgezogen, daß es ihm aus der Hand auf den Boden fiel. In der Eile, es aufzuheben, stieß er zur großen Belustigung der Umstehenden den in der Ecke stehenden Hut um. Das darin befindliche Taschentuch fiel dabei auch heraus, worauf der Mann, sich vielmals entschuldigend, beide Tücher aufhob, sie besah, und das eine in seine Tasche steckte. Das andere legte er in den Hut zurück, bei welcher Gelegenheit er diesen so weit auf die Seite stellte, daß der Herr seiner Kopfbedeckung nur habhaft werden konnte, wenn er aus dem verborgenenWinkel heraustrat. Byrd verstand das kleine Manöver seines Kollegen, auch sah er, daß dieser nunmehr seinen Standpunkt in dichtester Nähe des unsichtbaren Herrn eingenommen hatte.

    Jetzt im Hotel, wiederholte der Coroner, und gestern angekommen? – Warum machten Sie denn ein so verlegenes Gesicht bei meiner Frage?
    Weil – weil – stammelte der

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