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Hand und Ring

Titel: Hand und Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Kathrine Green
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an Ferris.Auch dieser blickte nach der Richtung hin. Als sie aber bemerkte, daß noch jemand sie von der Tür des Wohnzimmers aus beobachtete, verzichtete sie auf jeden weiteren Versuch.
    Von der Tür her vernahm man ein leises Gespräch, konnte jedoch im Zimmer die Worte nicht verstehen. Es war eine Botschaft aus dem Gasthaus, wo der Hausierer einstweilen in Haft gehalten wurde. Der Mensch hatte in schrecklicher Angst eingestanden, er habe aus einem Hause, wo man ihm zu essen gegeben, mehrere Löffel mitgenommen. Er glaubte, man wolle ihn um dieses Diebstahls willen ins Gefängnis führen und gab freiwillig seinen Raub heraus. Von dem furchtbaren Verdacht, der über ihm schwebte, hatte er offenbar keine Ahnung.
    Dem Bezirksanwalt war diese Nachricht augenscheinlich nicht unwillkommen. Nun, wir werden ja sehen, sagte er, wieder ins Zimmer tretend, und fügte hinzu, als er die Blicke der jungen Dame ungeduldig fragend auf sich gerichtet sah: Es scheint sich doch als sehr zweifelhaft zu erweisen, ob der Hausierer der Täter ist.
    Sie schrak zusammen und trat unwillkürlich auf Ferris zu. Sogleich näherte sich Byrd der Stelle, wo der kleine Gegenstand lag, den sie vorhin mit ihrem Fuß bedeckt hatte; es war ein Ring, den er gelassen aufhob.
    Sie gab nicht acht darauf, sondern fragte, den erregten, fast angsterfüllten Blick auf den Bezirksanwalt richtend, mit erstickter Stimme:
    Was sagen Sie? Nicht der Hausierer? Aber wer ist dann der Mörder?
    Das ist bis jetzt noch eine offene Frage, entgegnete Ferris, das aufgeregte Mädchen verwundert betrachtend.
    Beruhigen Sie sich doch, Imogen! nahm hier Orkutt wieder das Wort; wozu diese heftige Gemütsbewegung über eine Angelegenheit, die doch für Sie nicht von so entscheidenderWichtigkeit ist? Ich bitte Sie dringend, gehen Sie nach Hause.
    Ein abweisender Blick war ihre ganze Antwort auf die wohlgemeinte Ermahnung; sie stand unbeweglich da, das Auge bald auf den einen, bald auf den andern der Herren gerichtet, als suche sie in deren Mienen eine Bestätigung der entsetzlichen Furcht zu lesen, die sich in ihrem Innern barg.
    Da fühlte sie ihren Arm berührt.
    Entschuldigen Sie, mein Fräulein, sagte hinter ihr eine Stimme in sorglos heiterem Tone, gehört dies vielleicht Ihnen?
    Wie aus einem Traum erwachend, wandte sie sich um; aller Augen schauten auf Byrd, in dessen geöffneter Hand ein wertvoller Diamantring funkelte.
    Ich fand ihn am Boden zu Ihren Füßen, erklärte der Detektiv der jungen Dame in ehrerbietigem Ton. In Orkutts Zügen malte sich heftige Bestürzung, auch die übrigen zeigten ihr Erstaunen beim Anblick des kostbaren Juwels.
    Imogen dagegen hatte auf einmal ihre volle Ruhe wiedergewonnen, wie dies starke Naturen im Augenblick der Gefahr vermögen.
    Ich danke Ihnen, erwiderte sie, sich anmutig verneigend und die Hand langsam nach dem Ringe ausstreckend. Ja, er ist mein, ich habe ihn wohl fallen lassen, ohne es zu bemerken. Sie sah Orkutts fragenden Blick auf sich gerichtet und errötete leicht, steckte aber, ohne zu zögern, den Ring an den Finger.
    Der junge Detektiv war von dieser Wendung der Dinge höchlich überrascht. Daß sie sich so kaltblütig einen Gegenstand aneignen würde, von dem er alle Ursache hatte, zu glauben, daß er ihr nicht gehöre, hatte er nicht erwartet. Es beunruhigte ihn innerlich in hohem Grade, um so mehr, als die beiden andern Herren den Vorgang als ganz natürlich zu betrachten schienen; doch besaß er Selbstbeherrschung genug,nichts von seinem Argwohn merken zu lassen. Mißvergnügt, daß ihm der Versuch so schlecht gelungen war, trat er an ein Fenster des Wohnzimmers.
    Nun kommen Sie, Imogen, ich begleite Sie nach Hause, sagte jetzt Orkutt, dem Fräulein den Arm reichend, länger können Sie doch unmöglich hier bleiben wollen.
    Noch bevor sie eine Erwiderung fand, öffnete sich jedoch die Tür zum Schlafzimmer: auf der Schwelle erschien der Arzt, welcher bei der Sterbenden Wache gehalten, um ihre letzten Seufzer zu vernehmen. Seine feierliche Miene, seine erhobene Hand verkündeten deutlich, was vorging; ein Schauer der Erwartung durchrieselte die Herzen aller Anwesenden.
    Sie regt sich, sie bewegt die Lippen, flüsterte der Arzt ins Zimmer hineinhorchend.
    Aus dem Dunkel hinter ihm erklang ein Ton, zuerst leise und unbestimmt, dann laut und deutlich vernehmbar bis in den äußersten Winkel des fernsten Gemaches. Es war nur ein kurzer Ausruf, der sich wieder und wieder hören ließ: »Hand! Ring!« und abermals: »Ring!

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