Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
gehe mal nachsehen.«
Die Bothans in dem Archiv hatten vielleicht noch nicht mitbekommen, was da vor sich ging, der Rest des Gebäudes war jedoch bereits auf dem laufenden. Der Korridor war voller hin und her hastender Bothans, einige trugen Schachteln mit Datenkarten oder anderes Equipment, wieder andere nahmen nur die Beine in die Hand. Han überquerte eine Galerie, die auf die Vorhalle hinausging und sah, daß offenbar das gesamte Personal des ersten Stocks über die große zeremonielle Freitreppe nach oben drängte und zum größten Teil Kisten und Ausrüstung schleppte.
Nur eine Handvoll Bothans schwamm gegen den Strom und eilte die Treppe hinunter. Diese Gruppe war samt und sonders mit Blastern ausgestattet.
Die Vorhalle, so entschied Han, wirkte gegenwärtig nicht wie ein sicherer Aufenthaltsort. Zum Glück würde er nicht dort hinunter gehen müssen. Der zweite und der dritte Stock besaßen Beobachtungsbalkone, die auf den Vorplatz des Gebäudes blickten und von denen aus er die Lage würde beurteilen können. Er bahnte sich in diese Richtung einen Weg durch die hastenden Bothans. Es bedurfte mehrerer Versuche, um das Büro ausfindig zu machen, das mit dem Balkon verbunden war, doch dann schob er die diskret verglaste Tür zur Seite und sah nach draußen.
Es war viel schlimmer, als er befürchtet hatte. Die Menge war riesig und überflutete die gesamte Straße; Menschen und Nichtmenschen strömten gemeinsam weiter auf das Gebäude zu. Han trat auf den Balkon hinaus, um besser sehen zu können, als eine Gestalt fast an der Spitze des Aufmarschs schrie und wild gestikulierte und nach oben deutete. Hans Hand fiel auf seinen Blaster…
»Bürger der Neuen Republik«, rief eine tiefe Bothan-Stimme aus der Nähe. »Ich appelliere respektvoll an Sie alle, Ruhe zu bewahren…«
Die Menge antwortete darauf mit noch mehr Lärm, der weder besonders ruhig noch respektvoll anmutete. Han trat nun an den Rand des Balkons, reckte den Kopf und warf einen Blick auf den Balkon des zweiten Stockwerks direkt unter ihm. Und da sah er ihn: einen vornehm aussehenden älteren männlichen Bothan, der das kunstvolle Siegel und Signet eines Clanführers trug. »Keine Clanführer in diesem Teil von Bothawui, wie?« murmelte Han und richtete sich wieder auf. Er war beileibe kein Experte, aber das hier sah keineswegs wie die Sorte Mob aus, die sich von ein paar beschwichtigenden Worten eines Bothan ernsthaft beeindrucken ließ.
Was vermutlich bedeutete, daß es am klügsten wäre, wenn er wieder hineinging und zu Leia zurückkehrte. Nur für alle Fälle. Er warf einen letzten Blick auf den Aufmarsch und wollte sich abwenden.
Die erste Reihe der Menge hatte nunmehr das Zentralgebäude der Vereinten Clans erreicht, die Leute dahinter drängten und stießen nach und füllten die Lücken an den Seiten. Navett hob den Schaft des Blastergewehrs an die Schulter und blinzelte versuchsweise durch das am Lauf angebrachte Zielfernrohr. Es wurde höchste Zeit…
Und dann schickten die Bothans, wie er es von ihnen erwartet hatte, einen Repräsentanten auf den unteren Balkon, um zu dem Mob zu reden. Die Gestalt hob die Hände und bat um Ruhe – natürlich ohne erkennbaren Effekt –, und Navett machte sich daran, das Fadenkreuz auszurichten, als eine zweite Gestalt auftauchte, diesmal auf dem Balkon darüber.
Ein Mensch? Navett ließ stirnrunzelnd den Lauf nach oben wandern und stellte das Visier scharf…
… seine Augen weiteten sich ungläubig. Han Solo – es war tatsächlich Han Solo. Der Held der Rebellion und Garant für Ärger in jeder Hinsicht. Und da war er und stand direkt vor seiner Nase auf einem Balkon.
Navett hatte stets von sich geglaubt, einen Schutzengel zu haben, doch manchmal vermochte er seinem Glück selbst nicht zu trauen.
»Navett?« drang Pensins Stimme klar in sein Ohr. »Auf dem oberen Balkon…«
»Ich sehe ihn«, erwiderte Navett und bemühe sich, cool und professionell zu klingen. Han Solo höchstpersönlich. Das wahr einfach zu schön, um wahr zu sein.
»Und welchen von beiden nehmen wir jetzt?«
Navett grinste kurz. »Beide natürlich. Es bleibt doch noch genug Zeit, oder?«
»Nun, ja…«
»Also beide«, erklärte Navett. »Und wir fangen mit Solo an. Zählen Sie für mich.«
»Also gut«, sagte Pensin. »Fünf Sekunden, vier, drei…«
Han war erst seit wenigen Minuten fort, als die Tür unversehens wieder aufsprang. »Rätin Organa Solo«, sagte Orou’cya schwer atmend. »Wir brauchen
Weitere Kostenlose Bücher