Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
Leia. »Oder wenn Sie das vorziehen, kann ich die Datenkarten auch mit nach Coruscsant nehmen und Rat Sien Siev oder einen anderen Historiker bitten, sie zu schätzen.«
»Und wenn ich mich weigere?«
Leia nickte in Richtung Cakhmaim. »Würden Sie es vorziehen, daß ich die Noghri den Preis festsetzen lasse?«
Lak Jit verzog das Gesicht zu einem Ausdruck, der lediglich an ein weiteres devaronianisches Lächeln erinnerte, das indes noch dünner ausfiel. »Ich scheine keine andere Wahl zu haben.« Er trat vor und streckte ihr einen Stapel Datenkarten hin. »Also gut. Schätzen Sie sie. Da Sie mir nichts zu essen brachten, haben Sie und Ihre Gastgeber sicher nichts dagegen, wenn ich mir was zu futtern suche, während Sie sich an die Arbeit machen.«
»Du hast gesagt, nur eine Minute, Mom«, mischte sich Jacen ein.
»Still, Jacen«, versetzte Leia, nahm mit spitzen Fingern den Stapel Datenkarten und zählte sie rasch durch. Sechs Stück, gut, und genauso schäbig und schmutzig wie Lak Jits Kleider. Sie waren wahrscheinlich mit der Wolke aus Schutt und Trümmern aus dem Mount Tantiss geschleudert worden, als Chewbacca und Lando Calrissian den Energiereaktor der Basis in die Luft jagten, und hatten seither unter der Oberfläche von Wayland geruht.
Lak Jit räusperte sich. »Darf ich…?«
»Ja, gehen Sie«, schnitt Leia ihm das Wort ab. Sie hatte nicht gewußt, daß Devaronianer sich ihre Nahrung suchten, und sie verspürte absolut keine Neigung, Einzelheiten darüber zu erfahren. »Jacen, sei still. Es dauert nur noch eine Minute, versprochen.«
»Beeilen Sie sich, bitte«, sagte Lak Jit und verschwand durch die Tür.
»Mom…«
»Wieso fragst du Cakhmaim nicht, ob er dir die historischen Schnitzereien hier an den Wänden zeigt, wenn du dich langweilst?« schlug Leia vor und kratzte vorsichtig an der Schmutzkruste, die die oberste Datenkarte überzog. »Oder geh und schließ dich den Noghri-Kindern beim Kampftraining an. Ich glaube, Mobvekhar bringt ihnen heute Hebelgriffe bei.«
Jacen zog die Nase hoch. »Jedi brauchen so etwas nicht. Wir haben die Macht.«
»Du bist aber noch kein Jedi«, rief Leia ihm ins Gedächtnis und sah ihn streng an. Sie war ohnehin nicht besonders glücklich über die Unterbrechung ihrer Ferien, aber dieses Gezeter war nur dazu angetan, alles noch viel schlimmer zu machen. »Wenn du einer wärst, wüßtest du, daß der Besitz der Macht nicht bedeutet, den Zustand deines materiellen Körpers vernachlässigen zu können. Das Kampftraining der Noghri ist eine gute Übung.«
»Genauso wie eine Bergbesteigung«, konterte Jacen. »Wann gehen wir also?«
»Wenn ich fertig bin«, antwortete Leia mit Nachdruck, beendete ihre Säuberungsarbeit und musterte die Beschriftung der Datenkarte. Übersicht über die Vierte Pestoriv-Konferenz stand dort. Also nichts von Bedeutung: Die Pestoriv-Konferenz war uneingeschränkt öffentlich gewesen und überdies vollständig dokumentiert.
Es sei denn, der Imperator hatte seine eigene private Version dessen besessen, was sich dort zugetragen hatte. Sie würde sich später damit beschäftigen, da die Datenkarte ohnehin erst einmal gründlich gereinigt werden mußte, ehe sie es wagen konnte, sie in ihren Datenblock zu schieben. Sie schob die Karte unter den Stapel und warf einen Blick auf die Beschriftung der zweiten. Ähnlich harmlos: irgend etwas über Ri’dar-Paarungstänze. Die dritte Datenkarte…
Sie starrte das Etikett an; ein plötzlicher Schauer lief ihr über den Rücken. Vier Worte, vom Schmutz befreit.
Die Hand von Thrawn.
»Mom?« fragte Jacen, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Obwohl er noch jung war und unerfahren in der Macht, war er seiner Mutter doch eng verbunden, fast so eng wie seiner Schwester Jaina. »Was hast du?«
Leia griff nach der Macht hinaus und faßte sich. »Ich bin in Ordnung«, versicherte sie ihrem Sohn. »Etwas auf dieser Karte hat mir einen Schrecken eingejagt, das ist alles.«
Jacen reckte den Hals, um einen Blick darauf zu werfen. »Die Hand von Thrawn. Was bedeutet das?«
Leia schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
»Oh.« Jacen sah mit gerunzelter Stirn zu ihr auf. »Und warum hast du dann solche Angst?«
Das war eine gute Frage, mußte Leia zugeben. Konnte das schlichte, wenn auch unerwartete Auftauchen von Thrawns Namen sie so getroffen haben? Dies schien ihr nicht sehr wahrscheinlich. »Auch das weiß ich nicht, Jacen«, entgegnete sie. »Vielleicht habe ich mich nur an die
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