Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
und Ihre Autorität in Frage stellen, diese beiden Missionen überhaupt durchzuführen zu können. Jedes Eindringen in den Raum der Neuen Republik hat unter dem direkten Befehl des Oberkommandierenden der Flotte, Admiral Pellaeon, zu erfolgen.«
»Vielleicht«, sagte Disra. »Vielleicht aber auch nicht. Lassen wir das mal einen Augenblick außer acht. Gibt es sonst noch Fragen?«
»Ich habe eine«, meldete sich Captain Dorja von der Relentless zu Wort. »Diese Mission nach Morishim, zu der Sie mich entsenden wollen. Was ist das für ein Kurierschiff, das Sie mich abzufangen baten?«
Disra hob die Augenbrauen. »Baten, Captain? Baten?«
»Ja, Euer Exzellenz«, erwiderte Dorja steif. »Captain Nalgol hat vollkommen recht: Sie sind der Oberbefehlshaber der Flotte des Braxant-Sektors und damit allein zu Operationen innerhalb der Grenzen des Braxant-Sektors berechtigt; Missionen nach Morishim oder Bothawui fallen nicht in Ihre Zuständigkeit.«
»Ich verstehe.« Disra blickte den vierten Captain an. »Sie sind ziemlich schweigsam, Captain Argona.«
»Die Eisenfaust unterstellt sich selbstverständlich Ihrem Kommando, Euer Exzellenz, und wir gehen an jeden Ort, an den Sie uns schicken«, antwortete Argona leise. »Gleichwohl muß ich Captain Trazzens Einschätzung beipflichten. Man schickt nicht leichten Herzens vier der insgesamt dreizehn Sternzerstörer der Sektoren-Flotte auf derart ferne Missionen.«
»Vor allem nicht drei davon auf diese Langzeitmission in das Bothawui-System«, fügte Trazzen hinzu, »deren Natur, wie ich Sie erinnern darf, jede Möglichkeit eines schnellen Rückrufs von vornherein ausschließt.«
»Allerdings«, sagte Argona. »Sie müßten praktisch Kuriere in Marsch setzen, um dort draußen Kontakt mit uns aufzunehmen. Im Notfall könnten sich die zusätzlichen Tage, die das dauern würde, als verheerend erweisen.«
»Nichts von Wert wurde jemals ohne Risiko erworben«, stellte Disra kalt fest. »Ich beginne jedoch zu denken, daß ich mich möglicherweise falsch entschieden habe, als ich Ihnen diese Missionen antrug. Falls Sie es vorziehen, sich von einer historischen militärischen Operation zu beurlauben…«
»Nein.«
Die Stimme kam aus der Richtung von Disras Geheimgang. Die Captains drehten sich um…
… und Großadmiral Thrawn betrat den Raum.
Jemand keuchte vernehmlich. Der Laut erstickte und wich einem betäubten Schweigen. »Entschuldigen Sie, Admiral?« fragte Disra bedächtig.
»Ich sagte, Sie werden keinesfalls von dieser Mission freigestellt«, sagte Thrawn mit ruhiger, kühler Stimme, während er zum Schreibtisch ging und sich in Disras Sessel niederließ. »Ich hatte meine Gründe für die Auswahl dieser Sternzerstörer und ihrer Captains. An diesen Gründen hat sich nichts geändert.«
Einen Moment lang richteten sich seine glühenden Augen auf die Captains, die, unübersehbar verwirrt, Haltung vor ihm angenommen hatten, und maßen und musterten einen nach dem anderen. Dann lehnte er sich in dem Sessel zurück und lächelte dünn. »Beachten Sie, Euer Exzellenz«, sagte er und blickte zu Disra auf, während er eine abschätzige Geste in die Richtung der vier Captains machte, »wie mein unerwartetes Erscheinen sie vollständig paralysiert – obwohl sie sich inzwischen schon wieder weitgehend erholt haben. Eine rasche und dehnbare Auffassungsgabe in Kombination mit unverbrüchlicher Treue zum Imperium. Das ist die Kombination, die ich brauche. Die Kombination, die ich bekommen werde.«
»Selbstverständlich, Admiral«, sagte Disra.
Thrawn wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Captains zu. »Natürlich haben Sie Fragen«, fuhr er fort. »Bedauerlicherweise kann ich die eine Frage, die Ihnen vor allem auf der Seele brennt, zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten. Solange ich Vorbereitungen treffe, wieder offen das Kommando zu übernehmen, muß die Methode, die es mir erlaubte, den Mordanschlag vor zehn Jahren zu überleben, ein Geheimnis bleiben. Ich muß Sie überdies darum bitten, daß Sie meine Rückkehr für den Moment geheimhalten und nur Ihre Führungsoffiziere einweihen und das auch nur, nachdem Sie den imperialen Raum verlassen haben. Andernfalls…« Er neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Ich nehme an, Sie haben Fragen zur Befehlskette.«
»Keine Fragen, Admiral«, sagte Trazzen; seine Stimme klang beinahe ehrfürchtig. »Jetzt nicht mehr.«
»Gut.« Thrawn hob eine blauschwarze Braue und sah Nalgol an. »Ich entnehme Ihrem Gesichtsausdruck, Captain
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