Hand von Thrawn 01 - Schatten der Vergangenheit
Bothan saß zusammengesunken in seinem Sitz; sein Fell lag vollkommen flach am Körper an. »Warum ich?« wollte Leia wissen.
»Weil Sie diejenige sind, die das Caamas-Dokument zuerst gefunden hat«, erklärte Gavrisom und hob kurz den Schwanz – das Schulterzucken der Calibops. »Weil Ihre Welt, wie die der Caamasi, unter Ihren Augen zerstört wurde, und weil sie ihre Not daher besser verstehen können als die meisten ändern. Weil Sie als verehrte Heldin des Freiheitskampfes noch immer über großen Einfluß unter den Mitgliedern des Senats verfügen.«
»Gegen den Einfluß all dieser Unterzeichner komme ich nicht an«, erwiderte Leia warnend und wies auf den Datenblock. »Außerdem…« Sie zögerte und blickte abermals Fey’lya an. »… bin ich nicht sicher, ob ich nicht mit ihnen darin übereinstimme, daß dies hier ein vernünftiger Kompromiß ist.«
»Ein Kompromiß?« hakte Fey’lya mit erstorbener Stimme nach. »Dies ist kein Kompromiß, Rätin Organa Solo, damit ist das Volk der Bothans dem Untergang geweiht.«
»Wir drei sind allein in diesem Raum, Rat Fey’lya«, erinnerte ihn Gavrisom milde. »Es besteht kein Bedarf an rhetorischen Übertreibungen.«
Fey’lya sah den Calibop an, seine Augen waren ebenso tot wie seine Stimme. »Ich ergehe mich hier weder in Rhetorik noch in Übertreibungen, Präsident Gavrisom«, sagte er dann. »Aber vielleicht begreifen Sie nicht, wieviel Zeit und Mühe es kosten würde, eine unbewohnte Welt, die den überlebenden Caamasi angemessen wäre, auch nur ausfindig zu machen.« Sein Fell sträubte sich. »Aber auch noch darauf zu bestehen, daß wir die Kosten dafür übernehmen, diese Welt gemäß den ursprünglichen Lebensbedingungen der Caamasi umzuformen… Ein derartiges Unternehmen können wir uns unmöglich leisten.«
»Ich bin mit den Kosten eines solchen Unterfangens vertraut«, konterte Gavrisom unverändert geduldig. »So etwas wurde zur Zeit der Alten Republik mindestens fünfmal unternommen.«
»Von Völkern, die ihre Macht und ihr Reichtum hochmütig werden ließen«, schnappte Fey’lya, der plötzlich zum Leben erwachte. »Das Bothan-Volk verfügt weder über Macht noch über Reichtum.«
Gavrison schüttelte die Mähne. »Kommen Sie, Rat, lassen Sie uns ehrlich zueinander sein. Das gegenwärtige Gesamtvermögen der Bothans reicht aus, um ein derartiges Projekt zu decken. Natürlich würde es sich um ein schwerwiegendes Opfer handeln, aber keines, das Sie in den Ruin treiben würde. Ich möchte weiter darauf hinweisen, daß dies Ihre beste Chance ist, diese Angelegenheit schnell und mit friedlichen Mitteln zu bereinigen.«
Fey’lyas Fell richtete sich am ganzen Körper steil auf. »Sie verstehen nicht«, sagte er leise. »Das Gesamtvermögen, von dem Sie sprechen, existiert nicht.«
Leia zog die Stirn kraus. »Wovon reden Sie da? Ich habe die Wirtschaftsberichte selbst gesehen. Darin befinden sich seitenlange Auflistungen von Bothan-Besitz.«
Fey’lya blickte ihr direkt in die Augen. »Das sind alles Lügen«, entgegnete er. »Das alles ist nichts weiter als eine klug eingefädelte Datenblock-Illusion.«
Leia sah Gavrisom an. Die ruhelosen Flügel hatten sich plötzlich zu bewegen aufgehört. »Wollen Sie damit sagen«, fragte der Calibop bedächtig, »daß die Führer der Vereinten Bothan-Clans in einen Schwindel verwickelt sind?«
Das ohnehin gesträubte Fell des Bothan richtete sich noch weiter auf. »Es sollte bloß eine vorübergehende Täuschung sein«, antwortete er. Er hatte düster flehend die Stimme gesenkt. »So wie unsere finanziellen Schwierigkeiten ja auch nur vorübergehend sind. Eine Handvoll falscher geschäftlicher Entscheidungen hat die Rücklagen der Vereinten Clans aufgezehrt und uns tief verschuldet. Dann kam diese Kontroverse, die neue Unsicherheit brachte. Wir benötigten dringend neue Investoren und Kontakte, also…«
Er verstummte. »Ich verstehe«, sagte Gavrisom. Seine Stimme war immer noch ganz ruhig, aber sein langes Gesicht zeigte einen Ausdruck, den Leia noch nie zuvor an ihm wahrgenommen hatte. »Sie bringen mich damit in eine äußerst unangenehme Situation, Rat Fey’lya. Wie genau stellen Sie sich mein weiteres Vorgehen vor?«
Fey’lyas violette Augen trafen die hellblauen des Calibop. »Wir können uns davon erholen, Präsident Gavrisom«, versicherte er. »Es dauert nur seine Zeit. Die vorzeitige Enthüllung dieser Information käme allerdings einer Katastrophe gleich – nicht allein für das Volk
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