Handbuch für Detektive - Roman

Titel: Handbuch für Detektive - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck

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Brotzeitdose.
    Emily kam hinter dem Schreibtisch hervor und wollte Unwins Hut nehmen, doch der hielt ihn fest. Sie griff danach und zog so lange, bis er nachgab, strich dann den Filzhut glatt und hängte ihn an den Garderobenständer.
    Sie stand sehr dicht bei ihm, und plötzlich kam ihm der Raum für sie beide zu klein vor. Ihr Parfüm hing in der Luft: Lavendel, erschnupperte er. Als sie nach seiner Aktentasche griff, drückte er sie an seine Brust und schlang zum Schutz die Arme darum.
    «Ist schon in Ordnung», sagte sie und zeigte lächelnd ihre schiefen Zähnchen. «Dafür bin ich da.»
    Seine Assistentin wusste also, wofür sie da war, auchwenn Unwin selbst es nicht wusste. Aber was sollte er mit ihr machen? Hätte er an seinem Schreibtisch im vierzehnten Stock gesessen, hätte er sich möglicherweise etwas überlegen können. Es gab immer Etiketten zu schreiben, Aktenmappen zu sortieren: alphabetisch oder in chronologischer Reihenfolge, aufsteigend oder absteigend. Doch Unwin erfreute sich selbst an diesen einfachen Tätigkeiten und hätte sie sich nicht gern nehmen lassen.
    Er schlüpfte mit einem Arm aus dem Mantel und ließ die Aktentasche in die andere Hand wandern, während Emily den Überzieher entgegennahm und unter dem Hut an den Haken hängte. Auch von seinem Schirm hatte sie bereits Besitz ergriffen, ohne dass er so recht bemerkt hätte, wie das vonstattenging.
    «Ich habe eine Menge zu tun», sagte er.
    Sie verschränkte die Arme. «Natürlich bin ich darauf vorbereitet, mir alles über unseren Fall anzuhören, da ich annehme, dass Ihr Wächter bereits Kontakt mit Ihnen aufgenommen hat.»
    «Ich bin … mit dem Herrn zusammengetroffen», sagte Unwin.
    Es klopfte an der Tür, und Emily machte auf, bevor Unwin sie davon abhalten konnte. Draußen auf dem Flur stand ein Mann in einem frisch gestärkten weißen Hemd und gelben Hosenträgern. Sein Alter war schwer einzuschätzen: Das ungekämmte blonde Haar hätte zu einem dreizehnjährigen Burschen gepasst, doch er betrat den Raum mit der forschen Gelassenheit eines Mannes, der viel älter war. Er trug ein Päckchen von der Größe eines Schuhkartons, das in braunes Papier eingewickelt war.
    «Bote für Sie, Sir», verkündete Emily laut, als befinde sich Unwin nicht im gleichen Zimmer wie sie.
    Unwin nahm das Päckchen entgegen und wickelte es aus, während die beiden ihm dabei zuschauten. Drinnen lag eine Agentur-Dienstmarke mit der Aufschrift «Charles Unwin, Detektiv». Daneben eine Pistole. Schnell klappte Unwin den Deckel zu. «Wer hat das geschickt?»
    «Es gehört nicht zu meiner Funktion als Bote, Ihnen diese Information zu geben», sagte der Bote und strich mit den Daumen an der Unterseite seiner Hosenträger auf und ab.
    Unwin hatte schon öfter versucht, mit Boten ins Gespräch zu kommen. Im Grunde hielt er sie allesamt für Schlawiner, weil sie ständig darauf bedacht waren, die Regeln, denen ihr Beruf unterlag, zu ihren eigenen Gunsten auszulegen. Dieser hier war offensichtlich keine Ausnahme.
    «Können Sie mir sagen, wann die Sendung aufgegeben wurde?», versuchte Unwin es anders.
    Der Bote schaute nur zur Decke, als wollte er damit zu verstehen geben, dass die Antwort sie nur beide beschämen könnte.
    «Stehen Sie denn zur Verfügung, um eine Botschaft zu überbringen?»
    Unwin wusste, dass der Mann ihm in die Falle gegangen war. Boten waren verpflichtet, nur das auszuliefern, was man ihnen gab, ob Päckchen oder mündliche Nachrichten, aber einen Botengang ablehnen konnten sie nicht. Dieser hier ließ seine Hosenträger los und seufzte. «Gesprochen oder getippt?», wollte er wissen.
    «Getippt», sagte Unwin. «Emily, Sie haben mir doch gesagt, Sie seien eine ausgezeichnete Schreibkraft.»
    «Ja, Sir.» Sie kehrte an ihre Maschine zurück und spannte ein frisches Blatt mit dem Siegel der Agentur ein. Dann ließ sie die Hände über den Tasten schweben und neigte denKopf ein wenig nach links. Ihre Augen wurden glasig, als blickte sie an irgendeinen fernen, stillen Ort.
    Unwin begann: «An Doppelpunkt Lamech Komma Wächter Komma Sechsunddreißigster Stock Absatz Von Doppelpunkt Charles Unwin Komma groß S groß C groß H groß R groß E groß I groß B groß E groß R Komma vierzehnter Stock Komma vorübergehend neunundzwanzigster Stock Absatz.
    Und jetzt zum Text selbst. Sir Komma bei allem Respekt möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf meine kürzlich erfolgte Beförderung lenken Komma die mir Komma wie ich glaube Komma fälschlich