Handy-Falle
entschied sich Kim schließlich dazu, Marie auch zu dem Treffen im Café Lomo einzuladen. Das würde auf jeden Fall interessant werden. Und wenn sich diese Tussi zu sehr aufplusterte, konnte sie sie immer noch abservieren. Schließlich war es ihr Club, und sie entschied, wer Mitglied wurde und wer nicht.
Schnell tippte Kim die Antwort-Mail und klickte auf »Senden«. Dann lehnte sie sich zufrieden zurück. Der erste Schritt zur Gründung des Detektivclubs war getan. Jetzt musste nur noch der Freitag kommen.
Ein schwieriger Start
Am Freitagnachmittag war Kim so aufgeregt, dass sie viel zu früh ihre Jacke vom Garderobenhaken nahm, um sich auf den Weg ins Café Lomo zu machen.
»Tschüss, Mama!«, rief sie nach oben, wo ihre Mutter in ihrem Arbeitszimmer saß und über irgendwelchen Klassenarbeiten brütete. Wenn sie nicht gerade Wohltätigkeitsbasare organisierte, arbeitete Frau Jülich nämlich als Lehrerin an einer Grundschule.
Kim hörte Schritte im ersten Stock, und der Kopf ihrer Mutter erschien über dem Treppengeländer. »Wo willst du denn hin?«, fragte sie.
»Ich geh ins Café Lomo «, antwortete Kim. »Bin spätestens zum Abendessen wieder da.«
Frau Jülich nickte. »In Ordnung. Mit wem triffst du dich denn?«
»Mit ein paar Leuten von der Schule«, sagte Kim vage.
»Eine Arbeitsgemeinschaft?«, fragte ihre Mutter und machte ein interessiertes Gesicht. »Davon hast du ja gar nichts erzählt.«
»Na ja, so was Ähnliches«, murmelte Kim und wurde rot. Im Lügen war sie noch nie besonders gut gewesen. »Ist auch noch gar nicht sicher, ob aus dem Projekt etwas wird.«
»Wird schon klappen«, sagte Frau Jülich und lächelte Kim aufmunternd zu. »Du darfst nicht immer so pessimistisch sein. Viel Spaß, mein Schatz!«
Frau Jülichs Kopf verschwand, und Kim hörte, wie ihre Mutter zurück ins Arbeitszimmer ging. Erleichtert schlüpfte sie aus dem Haus, bevor ihrer Mutter einfiel, dass sie gar nicht nach dem Thema der Arbeitsgemeinschaft gefragt hatte. Manchmal war es wirklich anstrengend, eine Lehrerin als Mutter zu haben. Ständig wollte sie alles über die Schule wissen: welche Lehrer Kim hatte und wie sie mit ihnen klarkam, wann die nächsten Klassenarbeiten anstanden, an welchen AGs und Projektgruppen Kim teilnahm und wie der Notendurchschnitt ihrer Klasse aussah. Und sobald Kim mehr als eine Drei auf dem Zeugnis hatte, befürchtete ihre Mutter, dass sie durchs Abitur fallen, keinen Job finden und ein Sozialfall werden würde. Das war doch nicht normal, oder?
Zum Glück war wenigstens ihr Vater in Sachen Schulnoten ziemlich locker. Er fand gute Noten einfach nicht so wichtig und holte ihre Mutter immer auf den Teppich zurück, wenn sie sich mal wieder zu sehr über diesen ganzen Schulkram aufregte.
Kims Vater war Uhrmacher und ein leidenschaftlicher Bastler. In seiner Freizeit saß er stundenlang in seiner Hobbywerkstatt im Gartenschuppen und bastelte Kuckucksuhren. Er hatte schon über dreihundert Stück hergestellt. Eigentlich ein ziemlich verrücktes Hobby, aber irgendwie mochte Kim die Kuckucksuhren ihres Vaters.
Kim hatte zu Hause bisher noch nichts von ihrer Idee mit dem Detektivclub erzählt. Ihre Eltern fanden es zwar toll, dass sie viel las und sogar eigene Geschichten schrieb. Aber Kim war sich keineswegs sicher, ob sie es auch toll finden würden, dass sie jetzt praktische Erfahrungen in der Detektivarbeit sammeln wollte.
Darum hatte sie beschlossen, ihre Pläne erst mal für sich zu behalten, auch wenn sie Lügen eigentlich hasste wie die Pest. Aber sie hatte ja gar nicht richtig gelogen, sondern nur ein wenig ungenau geantwortet, oder?
Während Kim den Bürgersteig entlanglief, verdrängte sie ihr schlechtes Gewissen und überlegte, wie das Treffen wohl verlaufen würde. Hoffentlich wurde es kein kompletter Reinfall. Vielleicht würde sie vor lauter Aufregung kein Wort herausbekommen und sich total blamieren. Es hatte Kim schon immer nervös gemacht, mit wildfremden Leuten reden zu müssen. Sie war einfach nicht besonders gut darin, locker mit Leuten zu quatschen, die sie überhaupt nicht kannte.
Vielleicht fanden die beiden anderen ihre Idee vom Detektivclub ja total albern und kindisch. Was, wenn sie Kim einfach auslachten? Und hinterher überall herumerzählten, dass Kim Jülich einen totalen Knall hatte? Dann könnte sie sich nirgendwo mehr blicken lassen und müsste sich bis ans Ende ihrer Tage in ihrem Zimmer verkriechen.
Bei dem Gedanken bildete sich ein dicker
Weitere Kostenlose Bücher