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Handy-Falle

Handy-Falle

Titel: Handy-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vogel
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ziemlich oft zu spät, was sie normalerweise aber nicht besonders störte. Sie fand es völlig sinnlos, sich ständig abzuhetzen, bloß um auf die Sekunde genau pünktlich zu sein. Nur beim Sportunterricht sah sie das anders. Sport war ihr absolutes Lieblingsfach und davon wollte sie nach Möglichkeit keine einzige Sekunde verpassen. Schon gar nicht, wenn Volleyball gespielt werden sollte, so wie heute.
    »Hoffentlich haben sie noch nicht die Mannschaften gewählt«, murmelte Franziska und betrat den Umkleideraum.
    Abgestandene Luft schlug ihr entgegen. Es roch muffig nach alten Turnschuhen und verschwitzten Sportsachen. Die Tür zur Sporthalle war nur angelehnt, und Franziska konnte das Quietschen von Gummisohlen auf dem Hallenboden hören. Offenbar hatte das erste Spiel schon begonnen.
    Franziska stellte ihre Sporttasche auf einer der Holzbänke ab und wollte sich gerade die Schuhe von den Füßen streifen, als sie merkte, dass sie nicht allein war. Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr und drehte sich um. Im Dämmerlicht der Umkleide entdeckte sie eine Gestalt, die hinter der Bank auf dem Boden kauerte und in einem Kleiderhaufen wühlte. Wegen des Lärms, der aus der Halle hereindrang, hatte sie Franziska offensichtlich noch nicht bemerkt. Franziskas Herz begann schneller zu schlagen, und ihr wurde plötzlich ganz heiß. War das etwa der Schulklassen-Dieb? Wollte er gerade wieder zuschlagen? Bestimmt hatte er nicht damit gerechnet, dass jetzt noch jemand kam, um sich umzuziehen. Manchmal war es eben gar nicht so schlecht, unpünktlich zu sein. Jetzt konnte sie dem Dieb ein für alle Mal das Handwerk legen. Kim und diese eingebildete Marie würden bestimmt vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zukriegen, wenn Franziska ihnen morgen erzählte, wie sie den Dieb ganz alleine gestellt hatte …
    Auf Zehenspitzen schlich Franziska zurück zur Tür und drückte auf den Lichtschalter. Grelles Neonlicht flammte auf, und Franziska kniff geblendet die Augen zusammen. Als sie sie wieder öffnete, erblickte sie ein Mädchen, das wie erstarrt hinter der Bank hockte.
    »Anna?«, fragte Franziska ungläubig. »Was machst du denn da? Warum bist du nicht bei den anderen in der Halle?«
    Anna antwortete nicht. Sie war kalkweiß im Gesicht und starrte Franziska mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Franziska und ging langsam zu ihrer Mitschülerin hinüber. Ihr Blick fiel auf die rote Kapuzenjacke, die Anna in der Hand hielt. »Sag mal, das ist doch Miriams Jacke, oder?«
    Anna schlug die Augen nieder und nickte langsam. Franziska runzelte die Stirn. Konnte es wirklich sein, dass Anna die Schulklassen-Diebin war? Anna wäre so ziemlich die Letzte gewesen, die Franziska verdächtigt hätte. Sie war eindeutig nicht der Typ, der andere Leute beklaute. Schon gar nicht ihre eigenen Mitschüler. Anna war ruhig und zurückhaltend und fiel nie durch irgendetwas auf – abgesehen davon, dass sie supergut in der Schule war. Aber sie gab nie mit ihren Noten an und hatte auch kein Problem damit, andere abschreiben zu lassen. Das hatte Franziska, die meistens erst am Abend vorher anfing für Klassenarbeiten zu lernen, schon mehr als einmal das Leben gerettet.
    »Du wolltest Miriam doch nicht etwa beklauen, oder?«, fragte Franziska. Als Anna weiterhin stumm wie ein Fisch vor ihr auf dem Boden hockte, fügte sie ungeduldig hinzu: »Jetzt mach doch endlich mal den Mund auf!«
    Anna warf Franziska einen flehenden Blick zu. »Sag niemandem was, okay?«, bat sie mit leiser Stimme.
    Franziska ließ sich neben Anna auf die Bank fallen und schüttelte fassungslos den Kopf. »Heißt das, du wolltest gerade wirklich klauen?«
    Anna nickte mit gesenktem Blick. Ihre Lippen zitterten.
    »Und was ist mit den anderen Diebstählen?«, fragte Franziska. »Die zehn Euro von Lukas und das Geld von Murat und Claudia? Hast du das etwa auch genommen?«
    Anna nickte wieder, und Franziska merkte, wie heiße Wut in ihr aufstieg. Plötzlich wurde sie fuchsteufelswild.
    »Sag mal, spinnst du?«, fuhr sie ihre Mitschülerin an. »Du kannst den Leuten doch nicht einfach ihr Geld klauen! Ich hätte echt nicht gedacht, dass du so eine Heuchlerin bist. Tust immer so, als könntest du kein Wässerchen trüben, dabei bist du in Wirklichkeit eine ganz fiese Diebin!«
    Franziska war richtig laut geworden, und Anna starrte ängstlich zu der angelehnten Tür. Aber die anderen waren offenbar so mit ihrem Volleyball-Match beschäftigt, dass sie

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