Handy-Falle
ich keinen Finger mehr krumm.«
»Dann hau doch ab!«, rief sein Bruder. »Ich komm schon alleine klar. Ich dachte, auf dich wäre Verlass, aber da hab ich mich wohl getäuscht.«
Eine Tür wurde zugeschlagen, dann war es still. Kim, Marie und Franziska standen noch einen Moment lang bewegungslos an die Hauswand gepresst, dann flüsterte Franziska: »Sie scheinen weg zu sein. Wow, das war ja der Hammer! Habt ihr die eine Stimme auch erkannt? Das war Michi, oder?«
Marie nickte. »Und der andere war sein Bruder – Frank.«
Kims Herz klopfte immer noch wie verrückt, aber diesmal vor Erleichterung. »Ich hab euch doch gesagt, dass Michi nicht der Erpresser ist«, flüsterte sie triumphierend.
»Tja, damit scheinst du tatsächlich recht gehabt zu haben«, stellte Franziska fest und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Marie und ich waren auf der falschen Spur.«
»Nicht ganz. Immerhin hat Michi Botengänge für seinen Bruder erledigt«, sagte Marie. »Und dieser Frank scheint ziemlich tief in der Sache drinzustecken. Ob er der Erpresser ist?«
»Das werden wir gleich wissen«, sagte Franziska. Sie schlich zur Hintertür und schlüpfte ins Haus.
Kim blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Was machte Franziska denn da? Wenn jemand sie jetzt erwischte, würde man sie bestimmt für eine Ladendiebin halten. Aber nach wenigen Sekunden tauchte Franziska schon wieder auf und winkte Kim und Marie aufgeregt zu.
»Beeilt euch!«, zischte sie. »Die Luft ist rein, keiner da.«
Kim zögerte. Doch dann wurde sie vom Jagdfieber gepackt. Jetzt hatten sie die einmalige Gelegenheit, den Fall zu lösen. Und die würde sie sich nicht entgehen lassen, bloß weil ihr das Herz vor lauter Aufregung bis zum Hals klopfte. Mit zitternden Knien schlüpfte sie hinter Marie durch die Hintertür und sah sich um.
Sie waren tatsächlich in der Werkstatt des Elektrogeschäftes gelandet. Der kleine Raum war bis unter die Decke mit Regalen und Schränken voll gestopft, die bis zum Bersten mit allem möglichen Kleinkram gefüllt waren. Aus einem geöffneten Schrank quollen verschiedenfarbige Kabel hervor, auf den Regalen und auf dem Tisch unter dem Fenster stapelten sich kaputte Elektrogeräte, Schraubenzieher und anderes Werkzeug.
Plötzlich hörte Kim ein Geräusch, und vor Schreck vergaß sie einen Moment zu atmen. Sie stand wie gelähmt da und lauschte. Das Geräusch klang gedämpft. Es hörte sich an wie ein Wimmern. Oder wie ein Weinen. Das war es! Irgendwo weinte jemand! Jetzt waren zwischen zwei Schluchzern auch ein paar gemurmelte Worte zu hören.
Die anderen waren ebenfalls stehen geblieben. Franziskas Augen waren vor Aufregung weit aufgerissen, und ihr Gesicht war kalkweiß, als sie sich zu Kim und Marie umdrehte und flüsterte: »Das klingt wie Anna!«
Kim schluckte. »Bist du sicher?«
Franziska nickte heftig. »Anna muss hier irgendwo sein. Vielleicht hat der Mistkerl sie entführt und eingesperrt …« Sie begann, leise nach Anna zu rufen. »Anna? Anna! Wo bist du? Keine Angst, wir holen dich raus.«
»Pssst«, machte Marie und warf einen besorgten Blick zu der Tür auf der anderen Seite der Werkstatt hinüber, die vermutlich in den Laden führte.
»Das Weinen kommt von dort drüben«, flüsterte Kim und zeigte nach rechts.
Franziska stürzte sofort auf die rechte Wand der Werkstatt zu, an der mehrere hohe Regale und ein riesengroßer Schrank aus massivem Holz standen. Sie legte ihr Ohr an die Schranktür und rief verblüfft: »Das Weinen kommt aus dem Schrank!«
»Nicht so laut!«, zischte Kim, während Franziska versuchte, die Schranktür zu öffnen.
»Das Mistding klemmt«, schimpfte sie. »Ich fass es nicht! Hat dieser fiese Typ Anna etwa im Schrank eingesperrt?«
Marie kam ihr zu Hilfe, und gemeinsam schafften sie es, die schwere Tür aufzuziehen. Das Weinen wurde lauter, aber von Anna war nichts zu sehen. Stattdessen standen sie vor einer Treppe. Steinerne Stufen führten nach unten und verloren sich irgendwo in der Dunkelheit. Es roch feucht und moderig.
»Ein versteckter Kellereingang!«, sagte Kim überrascht. »Das gibt’s doch gar nicht!«
»Schnell! Wir müssen Anna befreien!«, rief Franziska und lief die Stufen hinab.
Kim tastete nach dem Lichtschalter und atmete erleichtert auf, als eine Glühbirne an der Decke aufflammte und trübes Licht verbreitete.
»Besser als nichts«, murmelte sie, während sie Marie und Franzi in den Keller folgte.
Am Ende der Treppe landeten sie in einem kleinen,
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