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Handy-Falle

Handy-Falle

Titel: Handy-Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vogel
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fensterlosen Raum, der bis unter die Decke mit technischen Geräten voll gestopft war. Kim sah sich verblüfft um. Überall blinkten Lämpchen, auf dem Boden waren Kabel verlegt, und auf einem Tisch lagen mehrere Kopfhörer, die per Kabel mit den Geräten verbunden waren. Es sah aus wie in der Schaltzentrale eines Raumschiffs. Das Schluchzen klang jetzt ganz nah, aber von Anna war immer noch nichts zu sehen.
    »Anna?«, rief Franziska. »Wo bist du?«
    »Sie ist nicht hier«, sagte Marie und zeigte auf einen großen Lautsprecher. »Daher kommt das Weinen. Scheint eine Tonbandaufnahme oder so was zu sein.«
    Das Weinen aus dem Lautsprecher klang immer verzweifelter. Im Hintergrund waren Stimmen zu hören, und eine Kirchturmuhr schlug einmal. Kim blickte auf ihre Armbanduhr. Punkt eins! Mittagszeit. Plötzlich fiel ihr siedend heiß ein, dass sie ganz vergessen hatte, ihrer Mutter Bescheid zu sagen, dass sie heute später zum Mittagessen kommen würde. So ein Mist! Das würde einen Riesenärger geben. Kim seufzte. Aber darüber konnte sie sich später immer noch Gedanken machen, ändern ließ sich das jetzt sowieso nicht mehr. Und im Moment gab es wichtigere Dinge, über die sie nachdenken musste.
    »Das ist keine Tonbandaufnahme«, sagte Kim, »sondern ein Livemitschnitt. Was wir da hören, passiert jetzt in diesem Moment. Anna sitzt gerade irgendwo und weint. Offenbar wird sie abgehört.«
    »Dann ist das also eine Abhöranlage?«, fragte Marie und betrachtete interessiert die vielen technischen Geräte.
    Kim nickte. »Und zwar eine ziemlich große. Sieht ganz so aus, als hätte Frank sie selbst zusammengebaut. Offenbar ist Anna nicht die Einzige, die abgehört wird.«
    »Woher weißt du das denn alles?«, fragte Franziska. »Kennst du dich mit so was aus?«
    Kim zuckte die Schultern. »Ich interessiere mich nun mal für alles, was mit Computern und Technik zu tun hat. Das habe ich von meinem Vater geerbt. Der bastelt auch am liebsten den ganzen Tag in seiner Hobbywerkstatt herum. Letztens bin ich im Internet zufällig auf eine Seite über Abhöranlagen gestoßen. Es ist kaum zu glauben, was man mit den Dingern alles anstellen kann. Dieser Frank scheint ein ganz schöner Technikfreak zu sein, wenn er die Anlage tatsächlich selbst zusammengebaut hat …«
    Sie nahm einen der Kopfhörer vom Tisch und setzte ihn auf. Sie hörte Besteck klappern, und eine weibliche Stimme fragte: »Na, wie war’s heute in der Schule?«
    »Wie immer«, antwortete eine muffig klingende Jungenstimme.
    Die Frau seufzte. »Du bist ja mal wieder sehr gesprächig heute. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?«
    »Quatsch«, brummte der Junge. »Alles bestens. Ich brauche übrigens neue Hallenturnschuhe. Für die Schule. Kannst du mir Geld geben?«
    »Schon wieder? Du hast doch letzte Woche erst zwanzig Euro von mir bekommen.«
    »Das war für den Schulausflug«, erklärte der Junge. »Was ist jetzt? Gibst du mir das Geld?«
    Kim setzte den Kopfhörer schnell wieder ab. Sie hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Es war ein komisches Gefühl, heimlich die Privatgespräche anderer Leute mit anzuhören. Komisch und nicht besonders angenehm.
    Marie hatte sich auch einen Kopfhörer aufgesetzt. »Die Stimme kenne ich!«, rief sie plötzlich. »Das ist ein Mädchen aus meiner Klasse. Sie scheint gerade irgendwo zu jobben. Klingt wie ein Eiscafé oder so was.«
    »Alle scheinen plötzlich dringend Geld zu brauchen«, murmelte Kim.
    »Und dieser fiese Frank kassiert es ein«, ergänzte Marie.
    Franziska hatte ebenfalls nach einem Kopfhörer gegriffen. Kaum hatte sie ihn aufgesetzt, wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. »Das ist ja Chrissie!«, krächzte sie mit heiserer Stimme. Dann wurde sie knallrot und nahm den Kopfhörer schnell wieder ab. »Sie knutscht gerade mit Bernd herum. Igitt! Das muss ich mir wirklich nicht anhören! Na ja, wenigstens scheinen sich die beiden wieder versöhnt zu haben. Vielleicht wird Chrissies Laune dann ja auch wieder besser. In letzter Zeit war sie wirklich kaum zu ertragen.«
    »Deine Schwester wird auch abgehört?«, fragte Kim verblüfft. »Das würde allerdings erklären, warum sie immer so schlecht drauf war.«
    Franziska nickte. »Stimmt! Und jetzt weiß ich auch, warum sie sich so aufgeregt hat, als sie dachte, ich wäre an ihr Handy gegangen. Sie wollte nicht, dass ich etwas von Franks Anrufen mitbekomme. Und was machen wir jetzt?«
    »Erst mal so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden«, sagte Kim

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