Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
Hätte Westphalen geblinzelt, wäre es ihm entgangen.
    Der Mönch und seine Maultiere hatten bereits das Tor durchquert und waren auf dem Weg in die Berge nordwestlich der Stadt, als Westphalen am Tor anlangte.
    »Gib mir deine Waffe, Soldat!«
    Der Wachtposten salutierte, dann streifte er sich die Enfield von der Schulter und reichte sie Westphalen ohne zu zögern. Westphalen kannte ihn. Ein Zeitsoldat namens MacDougal – jung und rotbackig, ein guter Kämpfer und starker Trinker wie die meisten der Königlich Bengalischen Füsiliere. In den drei Wochen, seit er das Kommando der Garnison von Bharangpur übernommen hatte, hatte er ihn eigentlich als guten Soldaten eingeschätzt.
    »Ich stelle Sie unter Arrest wegen Missachtung Ihrer Dienstpflichten.«
    MacDougal erbleichte. »Sir, ich …«
    »Und wegen Bestechlichkeit!«
    »Ich habe versucht, es ihm zurückzugeben, Sir.«
    Westphalen lachte. Der Mann hielt ihn offenbar nicht nur für blöd, sondern auch noch für blind!
    »Sicher haben Sie das! Genauso, wie sie die Maultiere gründlich durchsucht haben!«
    »Der alte Jaggernath bringt nur Lebensmittel in den Tempel, Sir. Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier, und er kommt ganz regelmäßig einmal im Monat, immer bei Neumond. Ganz bestimmt, Sir!«
    »Er muss wie jeder andere auch kontrolliert werden.«
    MacDougal sah der entschwindenden Maultierkarawane hinterher. »Jaggernath sagt, sie mögen es nicht, wenn ihr Essen berührt wird, Sir. Das darf nur ihresgleichen.«
    »Na, ist das nicht schade! Und ich schätze, Sie haben ihn aus reiner Herzensgüte unkontrolliert weiterziehen lassen?« Die Unbotmäßigkeit des Soldaten stachelte Westphalens Ärger immer mehr an. »Leeren Sie Ihre Taschen aus. Wir wollen doch mal sehen, wie viele Silberstücke es gekostet hat, die eigenen Leute zu verraten.«
    Die Farbe schoss in MacDougals Gesicht zurück. »Ich würde meine Kameraden nie verraten!«
    Aus irgendeinem Grund glaubte Westphalen ihm. Aber er musste die Sache jetzt durchziehen.
    »Leeren Sie Ihre Taschen aus!«
    MacDougal leerte nur eine: Aus der rechten Tasche zog er einen kleinen unbehauenen Stein mit einer klaren dunkelroten Farbe.
    Westphalen konnte im letzten Moment ein Keuchen unterdrücken.
    »Geben Sie her!«
    Er hielt den Stein ins Licht der untergehenden Sonne. Er hatte genügend unbearbeitete Edelsteine gesehen, als er allmählich das Familienvermögen zu Geld gemacht hatte, um die drängendsten seiner Gläubiger zu befriedigen. Das hier war ein unbearbeiteter Rubin. Nur ein kleiner, aber mit dem richtigen Schliff brachte er leicht seine hundert Pfund. Seine Hand zitterte. Wenn der Mönch so etwas beiläufig einem Wachposten geben konnte, damit der seine Lebensmittel nicht anfasste …
    »Wo ist dieser Tempel?«
    »Keine Ahnung, Sir.« MacDougal beobachtete ihn beflissen. Wahrscheinlich hoffte er, sich noch aus den Anschuldigungen herauszuwinden. »Es ist mir nie gelungen, das herauszufinden. Die hiesigen Leute wissen es nicht, und es scheint auch, als wollten sie das gar nicht wissen. Es heißt, der Tempel-in-den-Bergen ist voller Juwelen, aber er wird von Dämonen bewacht.«
    Westphalen grunzte. Noch mehr heidnischer Blödsinn. Aber der Stein in seiner Hand war echt. Und die beiläufige Art, mit der MacDougal ihn erhalten hatte, deutete darauf hin, dass da, wo dieser herkam, noch viele weitere sein dürften. Mit äußerstem Widerwillen reichte er MacDougal den Stein zurück. Er würde um einen höheren Pott spielen. Und um das zu tun, musste es scheinen, als würde ihn Geld nicht im Mindesten interessieren.
    »Ich schätze, es ist kein Unglück geschehen. Sehen Sie zu, was Sie dafür bekommen können, und teilen Sie es unter den Kameraden auf. Und verteilen Sie es gerecht, verstanden?«
    Für einen Augeblick schien es, als verlöre MacDougal vor Erleichterung die Besinnung, aber er brachte noch einen zackigen Salut zustande. »Ja, Sir!«
    Westphalen warf ihm die Enfield wieder zu und ging davon, wohl wissend, dass er in MacDougals Augen jetzt der gerechteste und großzügigste Befehlshaber war, unter dem dieser je gedient hatte. Westphalen wollte, dass die Truppen diesen Eindruck von ihm hatten. Er hatte noch Verwendung für MacDougal und all die anderen Soldaten, die schon seit ein paar Jahren in Bharangpur stationiert waren.
    Westphalen wollte den Tempel-in-den-Bergen finden. Vielleicht war das die Lösung seiner finanziellen Probleme.
     

Kapitel 3
     
    Manhattan,
    Freitag, 3. August
     
    1
     
    Jack

Weitere Kostenlose Bücher