Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Handyman Jack 01 - Die Gruft

Handyman Jack 01 - Die Gruft

Titel: Handyman Jack 01 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
finden!«
    Hunter blickte auf Westphalen, der nickte. Zum zweiten Mal an diesem Tag fiel ein Gewehrschuss im Tempel-in-den-Bergen. Das Gesicht der Frau wurde zerfetzt, als sich die Kugel in ihren Schädel bohrte. Sie fiel neben ihrem Ehemann zu Boden.
    Westphalen blickte einen Augenblick lang auf ihre reglose Gestalt, dann wandte er sich dem juwelengefüllten Krug zu. Er überlegte gerade, wie man diesen Schatz durch drei teilen und sich dabei doch den größten Anteil sichern konnte, als ein wütendes Kreischen und ein gequältes Stöhnen ihn herumfahren ließen.
    Hunter stand starr und hoch aufgerichtet am Rand des Podests, sein Gesicht hatte die Farbe saurer Molke angenommen. Seine Schultern waren nach hinten gestemmt, die Augen weit aufgerissen und der Mund bewegte sich, aber kein Laut verließ seine Lippen. Das Gewehr entfiel seinem Griff, als aus einem Mundwinkel Blut zu sickern begann. Er schien seine Form zu verlieren. Langsam, wie ein riesiger Luftballon, der aus zahllosen Löchern Luft verlor, sackte er zusammen. Die Knie gaben unter ihm nach und er fiel vorwärts auf sein Gesicht.
    Mit einem vagen Gefühl der Erleichterung sah Westphalen das blutige Loch in Hunters Hinterkopf – er war durch äußere Gewalt gestorben, nicht durch den Fluch einer heidnischen Priesterin. Und seine Erleichterung verstärkte sich sogar noch, als er den dunkeläugigen barfüßigen Jungen sah, der hinter Hunter stand und auf den gefallenen englischen Soldaten hinunterblickte. Er war höchstens zwölf Jahre alt und hielt ein Schwert in der Hand, dessen Klinge im oberen Drittel blutverschmiert war.
    Der Junge blickte von Hunters Leiche hoch und sah Westphalen. Mit einem schrillen Schrei hob er das Schwert und stürmte vorwärts. Westphalen hatte keine Zeit, nach seiner Pistole zu greifen. Ihm blieb keine Wahl, er musste sich mit dem ölgetränkten Säbel verteidigen, den er noch in der Hand hielt.
    Der Junge focht ohne Überlegung, ohne Disziplin, ohne Eleganz; sein Kampfstil bestand nur aus einer nicht enden wollenden Reihe von Attacken, abwechselnd hoch und tief geführt, geleitet von blinder, gedankenloser Wut. Westphalen wich zurück: nicht nur vor der Heftigkeit des Angriffs, sondern auch vor dem irren Ausdruck im tränenüberströmten Gesicht des Jungen. Seine Augen waren zu winzigen Schlitzen verengt, Speichel sammelte sich auf seinen Lippen und troff von seinem Kinn, während er bei jeder Attacke keuchte. Westphalen sah Malleson mit erhobenem Gewehr daneben stehen.
    »Um Himmels willen, erschießen Sie ihn!«
    »Ich brauche freies Schussfeld!«
    Westphalen wich noch schneller zurück, um die Entfernung zwischen sich und dem Jungen zu vergrößern. Schließlich, nach einer Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, schoss Malleson.
    Und verfehlte sein Ziel!
    Aber das Dröhnen des Gewehrschusses erschreckte den Jungen. Er vergaß seine Deckung und blickte sich um. In dem Moment schlug Westphalen zu, ein brutaler abwärtsgerichteter Hieb, der auf den Hals zielte. Der Junge sah ihn kommen und versuchte auszuweichen, aber es war zu spät. Westphalen spürte, wie sich die Klinge durch Fleisch und Knochen fraß, und sah, wie der Junge in einem roten Sprühregen zu Boden ging. Das genügte. Er zerrte seinen Säbel los und drehte sich im gleichen Moment um. Ihm war übel. Er stellte fest, dass es ihm entschieden lieber war, wenn andere das Töten für ihn übernahmen.
    Malleson hatte sein Gewehr fallen lassen und schaufelte sich die Juwelen handvollweise in die Taschen. Er sah zu seinem befehlshabenden Offizier auf. »Das ist doch in Ordnung, oder?« Er deutete auf den Priester und seine Frau. »Ich meine, die brauchen sie ja wohl nicht mehr.«
    Westphalen wusste, er musste jetzt sehr vorsichtig sein. Er und Malleson waren die einzigen Überlebenden, Komplizen bei etwas, dass man nur als Massenmord bezeichnen konnte, sollten die Geschehnisse bekannt werden. Wenn keiner von ihnen beiden jemals auch nur ein Wort davon verlauten ließ, was hier geschehen war, wenn sie äußerst vorsichtig dabei zu Werke gingen, die Juwelen in den nächsten Jahren zu Geld zu machen, wenn keiner von ihnen in betrunkenem Zustand aus Schuldgefühl oder aus Prahlerei heraus diese Geschichte ausplauderte, dann konnten sie beide den Rest ihres Lebens als reiche, freie Männer verbringen. Westphalen war sich ziemlich sicher, dass er sich in dieser Hinsicht vertrauen konnte; er war sich ebenso sicher, dass ein solches Vertrauen in Bezug auf Malleson ein

Weitere Kostenlose Bücher