Handyman Jack 02 - Der Spezialist
sie regelrecht umgehauen. Aber Jacks Plan, sich in das Haus zu schleichen und es zu durchsuchen, erfüllte sie mit Entsetzen.
Und er hatte nicht von irgendeinem vagen Zeitpunkt in der Zukunft geredet. Er wollte schon morgen losziehen. Morgen!
Sie hatte nein gesagt. Nein, nein, nein. Sie hätte eigentlich auf einen solchen Schritt vorbereitet sein müssen. Wenn er das Haus morgen durchkämmen wollte, dann würde er es wohl allein tun müssen.
Aber Jack hatte auf ihrer Begleitung bestanden. Er hatte gesagt, sie wäre schließlich eine erwachsene Frau und würde sämtliche möglichen Verstecke kennen. Sie müßte mitkommen, es ginge nicht anders.
Indem sie sich in Erinnerung rief, daß es schließlich nur ein verdammtes Haus war, mehr nicht, hatte sie zugestimmt.
Jack würde sie am nächsten Abend um sieben Uhr abholen. Alicia erschauerte und blickte von ihrem Teller hoch. Will und der Kellner sahen sie an – erwartungsvoll.
»Entschuldigung«, sagte sie. Offenbar war ihr irgend etwas entgangen.
»Wollen Sie den Wein kosten?« fragte Will und deutete auf die neue Flasche Wein in der Hand des Kellners.
»Nein«, erwiderte sie. »Es ist der gleiche Wein wie in der ersten Flasche, deshalb wird er bestimmt in Ordnung sein.« Sie konnte diesem Ritual des Weinverkostens nichts abgewinnen. Ihr Gaumen war sowieso nicht empfindlich genug. Entweder man mochte einen Wein, oder er schmeckte einem nicht.
»So«, sagte Will, nachdem der Kellner ihre Gläser gefüllt hatte, »wie sehen Ihre Pläne für die Woche aus?«
Ich war heute an einem unbefugten Eindringen in ein Haus beteiligt, und morgen habe ich vor, irgendwo einzubrechen.
»Das Übliche, nehme ich an. Sie wissen schon, mich bemühen, die Krankheit in den Griff zu bekommen. Und was ist mit Ihnen?«
»Das Übliche, so wie bei Ihnen. Das Verbrechen suchen und es mit den Wurzeln ausreißen wie ein lästiges Unkraut.«
Sie lachten. Vielleicht lag es nur am Wein, aber sie stellte fest, daß ihr Wills lässiges Benehmen immer besser gefiel, vor allem seine Art, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Sie mochte sein verschmitztes Grinsen und die Art und Weise, wie er sein Weinglas hielt, indem er mit seinen Fingern den Rand umschloß und es zwischen seinen Fingerspitzen baumeln ließ, während er redete, und diesen Blick, mit dem er ihr in die Augen schaute, wenn sie etwas sagte. All das waren Dinge, die ihr vorher an ihm noch nicht aufgefallen waren.
Sie leerten auch noch diese zweite Flasche Wein, so daß Alicia, als sie schließlich das Restaurant verließen, sich irgendwie warm und zufrieden fühlte. Sie hörte sich selbst fragen, ob Will noch mit hinaufkommen wollte, als er sie vor ihrem Apartmenthaus absetzte.
Sie verspürte einen gelinden Schrecken – Warum hatte sie das getan? –, befahl sich aber dann, ganz ruhig zu bleiben. Es wäre durchaus in Ordnung. Heute abend, an diesem Ort, mit diesem Mann … es wäre völlig normal. Sie wollte es … sie brauchte es.
»Möchten Sie einen Kaffee?« erkundigte sie sich, während sie seinen Mantel an die Garderobe hängte.
»Nein«, erwiderte er. »Der Kaffee, den wir bei Zov’s getrunken haben, wird mich sowieso die halbe Nacht wachhalten. Aber ich möchte gerne etwas anderes.«
Während Alicia sich zu ihm umdrehte, nahm er sie in die Arme – ganz sanft und zärtlich – und zog sie an sich.
Sie verdrängte ein Aufwallen von Angst und Unsicherheit und gab dem leisen Druck nach. Sie spürte seine Unsicherheit, wußte, daß er sich bei jedem Sträuben ihrerseits sofort zurückziehen würde. Sie wollte jedoch gehalten werden, wollte sich beschützt fühlen, wollte sich völlig entspannen und gehenlassen, und einmal, nur dieses einzige Mal, das Gefühl haben, daß sie nicht die ganze Zeit allein sein mußte, daß sie sich nicht ausschließlich auf sich zu konzentrieren brauchte, nicht alles und jedes ganz allein tun mußte. Nur einmal wollte sie das Gefühl haben, daß da jemand war, mit dem sie alles, was ihr wichtig war, teilen konnte. Nur einmal.
Ihre Nervosität wuchs, schlug beinahe in Angst um, als er seinen Kopf herabbeugte, aber sie wich nicht zurück.
Es ist in Ordnung …es wird alles gut sein …
Ihre Lippen berührten sich, und seine waren warm und weich, und der Wein entfaltete in ihr seine wohlige Wärme, und, ja, alles wäre völlig in Ordnung …
Aber dann umschlossen seine Arme sie, und plötzlich konnte sie nicht mehr atmen. Sie kam sich vor wie in einer Falle, und sie mußte weg, mußte
Weitere Kostenlose Bücher