Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Teil.
»Öl«, sagte er nach einem kurzen Moment. Er mußte schlucken. »Öl wird völlig wertlos sein.«
»Nicht ganz«, schränkte Abe ein. »Als Schmiermittel wäre es immer noch zu gebrauchen. Aber als Brennstoff? Keinesfalls!«
»Kein Wunder, daß Kernel praktisch zu allem bereit ist, um an diese Technik heranzukommen.«
»Kernel? Ist das dieser Araber, von dem du mir erzählt hast? Ja, natürlich würde er alles tun. Dieses kleine Spielzeugauto verkörpert sozusagen den totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Mittleren Ostens. Ganz zu schweigen von Texas und der amerikanischen Golfküste.«
»Mein Gott«, sagte Jack. »Der wirtschaftliche Holocaust, von dem du schon seit Jahren sprichst … er ist schließlich doch …«
»Was ich meinte, war die Folge einer galoppierenden Inflation. Aber das ist es nicht. Du brauchst dir keine allzu großen Sorgen zu machen. Es wird ein Heulen und Zähneknirschen anheben, die Finanzwelt und jede Industrie, die große Energiemengen verbraucht, wird bis in die Grundfesten erschüttert, aber nicht vernichtet werden. Es sei denn, man hat sein Vermögen in Ölaktien investiert.«
»Klar. In dem Fall bleibt einem nur noch der Sprung aus dem Fenster.«
»Aber falls man sein Geld in Ländern angelegt hat, die auf ausländisches Öl angewiesen sind …«
»Wie Japan, zum Beispiel?« fragte Jack, indem er an Yoshio dachte.
»Wie Japan, ja. Japan ist ein sehr gutes Beispiel. Dort ist man total von Ölimporten abhängig. Drahtlose Energie würde die Bedeutung Japans und des Mittleren Ostens völlig auf den Kopf stellen. Während die Wirtschaft der einen Seite in den Keller rutscht, schwingt die andere sich in schwindelnde Höhen auf.«
Allmählich entstand ein deutliches Bild. Jack konnte fast das leise Klicken hören, während sich ein Mosaiksteinchen zum anderen fügte.
»Das ist es also«, sagte er. »Kein Wunder, daß die japanische Handelsdelegation völlig aus dem Häuschen war: Ronald Clayton war unterwegs nach Japan, um ihnen seine Technik der drahtlosen Energie zu verkaufen. Kernel und seine Iswid-Nahr-Leute bekamen davon Wind und sorgten dafür, daß er erst gar nicht bis nach Japan kam. Deshalb sind sie auch so sehr auf Geheimhaltung erpicht – sie wollen nicht, daß jemand auch nur eine vage Ahnung hat, daß so etwas wie drahtlose Energie überhaupt existiert.«
Sogar die in Claytons Testament enthaltene Nachricht an Greenpeace ergab jetzt einen Sinn: Drahtlose Energie bedeutete für die Zukunft, daß es nie mehr zu einer Ölpest kommen würde … es gäbe in Zukunft saubere Luft, der Ozonschicht drohte keine Gefahr mehr, und der Umweltschutz hätte eine nie dagewesene Chance. Es war eine Technologie, die im wahrsten Sinne des Wortes die Welt verändern würde …
Abe räusperte sich. »Es gibt da eine Sache, die ich nicht verstehe – ich sollte eher sagen, es ist eine Sache von vielen, die ich nicht verstehe –, und zwar, weshalb Ronald Clayton mit seiner Technik nach Japan ging. Er brauchte Japan doch gar nicht. Er brauchte niemanden. Er mußte nichts anderes tun, als sich seine Erfindung patentieren zu lassen und sie dann in aller Ruhe der Weltöffentlichkeit vorzustellen. Er brauchte niemanden aufzusuchen. Statt dessen hätte sich die ganze Welt bei ihm die Türklinke in die Hand gegeben. Er wäre nicht nur so reich geworden, wie König Midas es sich einst erträumt hat, sondern er wäre auch entsprechend geehrt worden. Er wäre nicht nur der von der Times gekürte ›Mann des Jahres‹ gewesen, sondern viel eher der Mann des Jahrtausends. Weshalb flog er nach Japan?«
»Ich habe nicht die geringste Idee«, gestand Jack, nahm Abe das Autochassis aus der Hand und schaltete den Motor aus. »Aber ich kenne jemanden, der uns in diesem Punkt vielleicht weiterhelfen kann.«
8
»… Und daher bin ich fast sicher«, sagte Jack, »daß dieser kleine Spielzeuglastwagen die ganze Welt auf den Kopf stellen wird.«
Alicia war erleichtert gewesen, als Jack erschien. Nicht froh, sondern nur erleichtert, daß der Mann, der am Empfang stand und nach ihr fragte, ohne einen Termin zu haben, nicht Will gewesen war, der im Laufe des Vormittags schon zweimal angerufen hatte. Alicia wußte, daß sie ihn nicht empfangen konnte, aber vielleicht brachte sie den Mut auf, wenigstens mit ihm zu reden. Das mindeste, was sie ihm schuldig war, war ein Rückruf.
Doch dann war Jack mit diesem Spielzeuglastwagen aus dem Haus herübergekommen, hatte ihn auf ihrem Schreibtisch
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