Handyman Jack 02 - Der Spezialist
hatte sich abgebaut und Jack bohrende Kopfschmerzen beschert. Der Schmerz in seinem Oberschenkel war nach dem Einsammeln der Leichen schlimmer als je zuvor. Mies war auch nicht annähernd eine ausreichende Beschreibung seiner augenblicklichen Stimmung. Und er wußte aus Erfahrung, wie gefährlich das sein konnte. Er neigte dazu, unvernünftig zu reagieren, wenn er sich so fühlte.
Wenn er die Anzeichen rechtzeitig wahrnahm, tauchte er gewöhnlich ab, zog sich zurück und versuchte, die finsteren Gedanken in den Keller seines Bewußtseins zurückzudrängen. Und das hätte er durchaus tun können, wenn Kernel nicht mehr am Leben gewesen wäre. Aber zu wissen, daß dieses stinkende Stück Kameldung immer noch atmete …
»Ja, Sie wußten Bescheid, aber haben Sie irgend jemanden gewarnt? Nein. Sie haben all diese Menschen sterben lassen, nur um einen einzigen loszuwerden.«
»Nicht ich …«
»Ja? Wer dann?«
»Bitte … die Schmerzen … bitte, lindern Sie die Schmerzen.«
Um was bat er? Um Gnade?
»Erzählen Sie mir, wer die Bombe bestellt hat, und ich sorge dafür, daß Sie keine Schmerzen mehr haben.«
»Nein … Sie … bitte.«
»Tut mir leid. Das bin ich Ihnen nicht schuldig. Aber der Name?«
»Nazer … Khalid Nazer.«
»Und wo finde ich ihn?«
»Iswid Nahr … Handelsmission … Vereinte Nationen.«
Khalid Nazer … Jack prägte sich das ein, während er Bakers 9 mm hervorholte. Er holte das Magazin heraus, ließ eine Patrone in der Kammer und spannte den Hammer. Dann drückte er die Mündung gegen die weiche Stelle unter Kernels Unterkiefer. Er legte die Finger des Arabers um den Griff.
»Sprechen Sie Ihre Gebete und drücken Sie ab.«
Dann ging er davon und ließ Kernel mit seiner Dosis des endgültig wirksamen Schmerzmittels zurück.
14
Alicia erschrak beim Klang des Schusses. Sie schaute auf und sah Jack über die Lichtung auf sie zuhumpeln. Er sah niedergeschlagen aus. Der Jack, der sie hierhergefahren hatte, hatte sich in etwas anderes verwandelt, in etwas, das so kalt und unbarmherzig war wie die Männer, die er getötet hatte. Als sie ihm vorhin das Bein verbunden hatte, hatte sie gespürt, daß der alte Jack zurückkehrte … wenn auch nur sehr langsam.
»Was ist passiert?« rief sie ihm zu. »Sind Sie okay?«
Er nickte. »Ich habe nur jemanden von seinen Schmerzen befreit.«
Dieser Jemand konnte nur der Araber sein. Lieber Himmel, wie hatte er nur so lange durchhalten können?
»Sind Sie bereit zum Aufbruch?« fragte Jack. »Ich bringe Sie raus.«
Alicia schüttelte den Kopf. »Fahren Sie nur. Ich bleibe noch eine Weile hier.«
»Die Schneedecke wird immer höher. Später schaffen Sie es vielleicht nicht mehr, von hier wegzukommen.«
»Es ist schon okay. In der Hütte ist es warm. Ich muß über vieles nachdenken.
»Sind Sie sicher?«
»Sehr sicher.«
»Okay«, sagte er und zuckte die Achseln. »Ich lasse Ihnen eins der Mobiltelefone hier. Rufen Sie mich an, wenn Sie zurück sind, und ich bringe Ihnen den Wagen.«
»Das tue ich.«
Er wandte sich zum Gehen, dann drehte er sich noch einmal um. »Sind Sie ganz sicher, daß alles in Ordnung ist?«
»Ganz und gar«, sagte sie und lächelte. »Ich möchte im Augenblick nur eine Weile allein sein.«
»Na schön, das sind Sie hier oben ganz bestimmt. Passen Sie auf sich auf, Alicia.« Er winkte ihr zu, während er sich entfernte. »Und hey – frohe Weihnachten.«
»Frohe Weihnachten auch für Sie, Jack.«
Frohe Weihnachten … das hatte sie völlig vergessen. Nur drei Tage noch … das Fest der Freude …
Sie schaute Jack nach, wie er in der Dämmerung verschwand, dann kehrte sie in die Hütte zurück und schloß die Tür.
Sie hatte schon in dem Moment, als es vorbei war, gewußt, daß sie für einige Zeit hierbleiben wollte. Daher hatte sie, während Jack die Leichen einsammelte, den Fußboden so gründlich wie möglich vom Blut gesäubert. Schließlich hatte sie einen Teppich auf die Flecken gelegt.
Sie ging hinüber zu dem summenden Sender und betrachtete den Strahl greifbaren weißen Lichts.
Eine Technologie, die die Welt veränderte – und Ronald Clayton zu einer vielfach verehrten Persönlichkeit machte, zu einer wichtigen historischen Gestalt, zum Mann des Jahrhunderts, zum Mann des Jahrtausends …
Aber Ronald Clayton war kein großer Mann, er war noch nicht einmal ein gewöhnlicher Mensch, er war ein Monster, das jedes Leben beschmutzte, mit dem es in Berührung kam.
Und allein der Gedanke, daß irgend jemand
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