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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ihm vielleicht ein Denkmal errichten könnte …
    Sie wollte sich übergeben.
    Und dennoch, welches Recht hatte sie, der Welt ein derart wertvolles Gut vorzuenthalten?
    Keins. Sie war nur ein Mensch, und da draußen waren Milliarden, die davon profitieren könnten.
    Sie spürte, wie sie hin und her gerissen wurde, spürte die Schnüre, die sie lenkten wie eine Marionette. Und sie kannte auch den Namen des Puppenspielers.
    Ja, sie hatte über sehr vieles nachzudenken.

Heiligabend

1

    Alicia fuhr bergab durch die Dunkelheit auf die Lichter von New Paltz zu. Sie fühlte sich ausgelassen, beinahe euphorisch.
    Zwei Tage hatte sie gebraucht, zwei Tage voller Qual, aber am Ende hatte sie einen Entschluß gefaßt.
    Und nun fühlte sie sich – sauber. Ja, sauber, das war das einzige Wort dafür. Es war, als hätte sie eine abgewetzte, von Motten zerfressene Haut abgestreift und eine neue erhalten, die sie der Welt jetzt zeigte.
    Von jetzt an war sie eine andere Alicia Clayton. Sie hatte eine ganz neue Haltung. Eine ganz neue Einstellung. Gleich heute würde sie damit beginnen. Es würde nicht leicht sein, darüber machte sie sich keine Illusionen. Aber sie hatte das Gefühl, wenn sie es schaffte, so zu tun, als wäre sie die neue Alicia, dann würde sie eines Tages selbst daran glauben.
    Das war die einzige Möglichkeit, um weiterzumachen. Denn das Leben, das sie bisher geführt hatte, war kein richtiges Leben gewesen. Sicher, die Arbeit war wichtig, aber es mußte mehr geben als nur das. Alicia war entschlossen, das Leben auszukosten, es zu genießen.
    Ein gutes Leben zu führen, ist die beste Revanche… wie oft hatte sie diesen Satz schon gehört? Nun erkannte sie, daß er voll und ganz auf sie zutraf.
    Alicia hatte einen der Nachrichtensender aus der Stadt eingestellt, während sie durch die verschneiten, mit Girlanden geschmückten Straßen von New Paltz fuhr. Sie war zwei Tage weg gewesen, stellte jedoch fest, daß sie nicht viel versäumt hatte.
    Die einzige halbwegs interessante Meldung betraf einen arabischen Handelsattaché namens Nazer oder so ähnlich, der vor seinem Apartment in Manhattan auf eine Art und Weise ermordet worden war, die an eine Hinrichtung erinnerte. Ein Attentat? so fragte der Nachrichtensprecher. Die Polizei untersuchte zur Zeit, ob diese Tat in irgendeiner Verbindung zu dem ermordeten Araber stand, der zusammen mit fünf anderen Leichen in den Catskills aufgefunden worden war.
    Diese Frage stellte sich Alicia auch.
    Sie schaltete das Radio aus, als sie auf die Schnellstraße gelangte. Sie griff nach dem Mobiltelefon. Ein heftiger Druck legte sich auf ihre Brust, als sie eine Nummer eingab. Der Daumen verharrte für einen kurzen Moment über der SENDEN-Taste, doch dann holte sie tief Luft und drückte sie.
    Als sie hörte, wie die vertraute Stimme sich mit einem freundlichen »Hallo« meldete, hätte sie am liebsten die Verbindung gleich wieder unterbrochen, doch dann zwang sie sich dazu, die Worte auszusprechen.
    »Will? Hier ist Alicia. Können wir reden?«

2

    »Das ist nicht gerade der Heilige Abend, wie ich ihn geplant hatte«, sagte Jack.
    Gia und Vicky hatten ihn in das Center for Children With Aids und dort in die Säuglingsabteilung entführt. Gia erzählte ihm, daß die Babys kein Aids hätten – sie wären lediglich HIV-positiv. Als ob das ein Trost wäre.
    »Und was hattest du geplant?« fragte Gia aus einem Schaukelstuhl, in dem sie saß und ein in eine Decke eingehülltes drei Monate altes Baby fütterte. Sie trug eine grün-rot karierte Sporthose und einen roten Rollkragenpullover. Die reinsten Weihnachtsfarben.
    »Nun … ich am Feuer mit einem heißen Punsch im Glas, du in der Küche damit beschäftigt, die Weihnachtsgans zuzubereiten …«
    Sie grinste. »Und Tiny Vicks singt ›Stille Nacht, heilige Nachts nehme ich an.«
    »Etwas in dieser Richtung.«
    »Dann träum ruhig weiter, Scrooge.«
    Vicky lachte in einem anderen Schaukelstuhl, wo sie mit einem anderen Baby schmuste. Sie trug ein rotes Samtkleid und eine weiße Strumpfhose. »Er ist nicht Onkel Scrooge. Er ist Jack Crachit!«
    Ebenezer Scrooge hatte sich für Vicky in einen disneymäßigen Onkel Scrooge verwandelt, aber Jack korrigierte sie nicht. Onkel Scrooge war schließlich ein alter Freund.
    »Wie witzig, ha-ha-ha, Vicks«, sagte Jack. Er hatte seinen eigenen Schaukelstuhl, aber kein Baby, was ihm auch ganz recht war.
    Gia stand auf und legte den Kopf des Babys an ihre Schulter.
    »Er ist Mr. Scrooge«,

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