Handyman Jack 02 - Der Spezialist
einfach.«
»Können wir nicht einfach zusammenleben?« fragte Jack, obgleich er die Antwort längst kannte. Aber wenigstens hatten sie das Thema gewechselt und sprachen nicht mehr über seine Tätigkeit.
»Klar. Sobald Vicky erwachsen ist und auszieht und heiratet und ihr eigenes Leben lebt. Bis dahin wird Vickys Mutter niemals mit jemandem zusammenhausen – noch nicht einmal mit diesem Mann namens Jack, den Vicky und ihre Mutter über alles lieben.«
Gia lebte schon seit vielen Jahren als Künstlerin in Manhattan und schien ein überzeugter Stadtmensch zu sein, aber es geschah immer wieder, daß das Farmgirl aus Iowa in ihr zum Vorschein kam und ihr Handeln bestimmte.
Was Jack eigentlich ganz recht war. Dieses Farmgirl aus Iowa übte einen ganz bestimmten Reiz aus und war ein wichtiger Bestandteil dessen, was sie zu der Gia machte, die er kannte und liebte.
Aber Heiraten war nicht das Problem. Handyman Jack war das eigentliche Hindernis für den Schritt, die Beziehung amtlich absegnen und somit öffentlich bekannt werden zu lassen. Denn sobald Jack mit Gia und Vicky zusammenzog – oder sie mit ihm –, wurde er verwundbar. Es kam häufig vor, daß er sich im Zuge seiner Tätigkeit Feinde machte. Er versuchte, bei seinen Jobs so weit wie möglich unerkannt und im verborgenen zu bleiben, aber in einigen Fällen war ihm das nicht gelungen. Nicht wenige Leute, die einen beachtlichen Groll gegen ihn hegten, wußten, wie er aussah. Immer wieder kam es vor, daß einer von ihnen herausbekam, wo er wohnte. Was darauf folgte, war gewöhnlich unangenehm. Aber weil Jack alleine lebte und weil er sehr vorsichtig war, was das Auftreten in der Öffentlichkeit in Begleitung von Menschen betraf, die ihm lieb und teuer waren, mußten sich diejenigen, die ihm ans Leben wollten, auch direkt an ihn halten. Prima. Das konnte er deichseln. Und tat es auch. Die meisten dieser Leute wurden nie wieder gesehen.
Aber wenn Gia und Vicky in eine enge Verbindung mit ihm gebracht werden konnten, dann würden sie zu Zielscheiben.
Und Jack hatte keine Ahnung, wie er das deichseln sollte.
Wenn einer der beiden jemals wegen ihm etwas zustoßen sollte …
»Okay«, sagte er. »Ich setze mich zur Ruhe, und wir heiraten. Was dann?«
»Leben.«
»Das sagst du so einfach. Du entwirfst weiterhin deine Buchumschläge und produzierst deine Gemälde, aber was ist mit mir? Was soll ich in der Welt der Normalen und Anständigen tun? Ich kann nichts anderes als das, was ich im Augenblick tue.«
Gia stützte sich auf einen Ellbogen, richtete sich halb auf und schaute ihn eindringlich an.
»Das liegt nur daran, daß du nie etwas anderes ausprobiert hast. Jack, du bist ein intelligenter, ideenreicher, erfinderischer Mann mit einem gesunden Körper. Du kannst alles tun, was du willst.«
Aber ich möchte nur das tun, was ich gerade tue, dachte er.
»Aber was wäre zum Beispiel mit dem Spielzeug-Raub gewesen?« fragte er. »Wenn ich mich zur Ruhe gesetzt hätte und wir verheiratet wären, was hättest du dann getan?« Er gab ihr einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Hm? Hm? Was hättest du getan?«
»Ich hätte dich gebeten, die Sachen zurückzuholen.«
Er starrte sie verblüfft an. Nicht eine Spur von Schuldbewußtsein, kein Anzeichen dafür, daß sie einen Scherz machte. Es war ihr ernst.
»Bin ich vielleicht der einzige in diesem Zimmer, der gerade so etwas wie Inkonsequenz wahrnimmt?«
»Nein«, erwiderte sie. »Ich bin eine Heuchlerin und gebe es ganz offen zu. Handyman Jack darfst du nur dann sein, wenn du etwas für mich tust.«
Jack war sprachlos. Was sollte er dazu sagen?
In diesem kurzen Moment der Stille drang ein kehliges Lachen aus dem Wohnzimmer zu ihnen herein. Jack spürte, wie auf Gias Arm eine Gänsehaut entstand.
»Mein Gott, Jack. Hast du das gehört?«
»Nur das Fernsehen. Das ist unser alter Freund Dwight.«
Im Rahmen des laufenden Dwight-Frye-Festivals wurde gerade Dracula gesendet. Jack konnte sich genau vorstellen, welche Szene im Augenblick über den Bildschirm flimmerte. Sie war eine seiner liebsten: das Schiff, das den Grafen nach England brachte, legte an, und der einzige an Bord, der noch am Leben war, war Renfield, der aus dem Laderaum hochschaute, mit Augen, in denen der Wahnsinn funkelte, während sein irres Lachen durch das Schiff hallte.
»Es ist unheimlich.«
»Das soll es auch sein. Der gute alte Dwight machte seine Sache als Renfield so gut, daß er für den Rest seiner Karriere auf diesen Typ
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