Handyman Jack 02 - Der Spezialist
festgelegt war. Immer wenn sie jemanden brauchten, der für alle deutlich sichtbar nicht alle Tassen im Schrank hatte, holten sie Dwight Frye.«
Gia warf einen Blick auf die Uhr. »Mein Gott, sieh mal, wie spät es schon ist. Ich möchte noch ein paar Weihnachtseinkäufe machen, ehe wir Vicky abholen müssen.«
»Ich glaube nicht, daß wir noch genug Zeit für Westchester haben«, meinte er.
»Das ist richtig. Dann eben zu FAO Schwartz.«
Jack stöhnte.
»Hör auf, dich zu beklagen.« Sie gab ihm einen Kuß, dann rollte sie sich aus dem Bett und ging in Richtung Badezimmer. »Ich dusche schnell, dann können wir aufbrechen.«
Er schaute ihr zu, wie sie durch das Zimmer schritt. Er liebte es, wenn sie nackt war, und genoß den Anblick ihrer kleinen, festen Brüste, ihrer langen Beine, des dreieckigen Kissens aus hellem Schamhaar, das bewies, daß sie von Natur aus blond war.
Jack fragte sich, wie sie wohl als Schwangere aussehen würde. Wahrscheinlich sensationell.
Seltsamerweise dachte er in letzter Zeit häufig an Babys. Seit er Gia am Freitag mit dem Aids-Kind auf dem Arm im Center gesehen hatte. Das Leuchten in ihren Augen … dieser liebevolle Blick. Gia war eine natürliche Helferin und Pflegerin. Jack wußte das, weil er sie so häufig mit Vicky gesehen hatte. Strenggenommen war Gia eine alleinerziehende Mutter, aber sie gab Vicky mehr, als ein halbes Dutzend anderer Eltern es zusammen vermocht hätten.
Er hörte, wie die Badezimmertür ins Schloß fiel, und lauschte dem Rauschen des Wassers in den Rohren, als sie die Dusche aufdrehte.
Er schloß die Augen und stellte sich vor, wie Gia ein anderes Kind im Arm hielt … ihr gemeinsames Kind. Er dachte daran, mit Gia und Vicky und einem neuen kleinen Menschen alt zu werden, an die Verbindung zwischen Gia und ihm, und diese Vision ließ in seinem Innern eine kleine Sonne aufgehen.
Aber um das zu erreichen, müßte er sein Leben ändern.
Jack stieg aus dem Bett und öffnete die unterste Schublade der alten Eichenkommode. Er suchte zwischen den verschiedenen Perücken, Schnurrbärten, Brillen, Nasenpolstern und anderen Gegenständen herum, bis er den Vollbart fand. Er holte ihn aus seinem Schutzbeutel und untersuchte ihn. Er sah allmählich ziemlich ausgefranst aus. Er würde sich bald einen neuen besorgen müssen.
Er hielt ihn vor sein Gesicht und schaute in den Spiegel.
Nicht gerade berauschend, aber wenn er seine Haare ein wenig anders kämmte – den Scheitel etwas weiter zur Mitte verschob –, verlieh der Bart seinen normalerweise kantigen Zügen eine ovale Form und verbarg genug von seinem Gesicht, um nicht erkannt zu werden.
Sieh dich doch an, sagte er sich. Du mußt dir einen Bart ankleben, um in der Stadt Weihnachtseinkäufe zu machen. Ständig mußt du über die Schulter blicken. Was für ein Leben ist das denn?
Wenn er sich zur Ruhe setzte, konnte er sich einen echten Bart wachsen lassen und hingehen, wohin er wollte – Gia an einem Arm und Vicky am anderen – und sich einen Teufel darum scheren, wer ihn dabei sah.
Zur Ruhe setzen …
Nun, warum nicht? Vielleicht wurde es allmählich Zeit. Er hatte genug heikle Situationen überstanden, so daß es für ein Dutzend Leben reichte, aber bisher noch keine bleibenden Schäden davongetragen. Er schrieb das seiner Sorgfalt zu, auch auf das kleinste Detail zu achten, aber vielleicht war es auch einfach nur Glück gewesen. Was sollte er tun – weitermachen und darauf warten, daß er am Ende tot oder als Krüppel auf der Strecke blieb? Was hatte er davon, wenn er immer größere Risiken einging?
Sei kein Idiot, sagte eine Stimme in ihm. Hör auf, so lange du noch intakt bist.
Die Stimme hatte wie immer recht.
Und wie immer nahm Jack ihren Rat nicht an.
Jedenfalls jetzt noch nicht.
Montag
1
Alicia stand unschlüssig vor der Bar, kniff im grellen Sonnenschein des späten Morgens die Augen zusammen, während sie durch das schmuddelige Fenster blickte, um sich einen Eindruck vom Inneren der Bar zu verschaffen.
War es das? Jack hatte ihr erklärt, das Lokal hieße »Julio’s«, und genau das stand auf dem Schild über der Tür, aber es sah so schäbig aus. Sie hatte mit irgendeinem angesagten, typischen Upper-West-Side-Edelbistro gerechnet, aber die schmuddelig aussehenden Männer, die hier ein und aus gingen, waren ganz eindeutig keine Yuppies.
Alicia war davon ausgegangen, daß Jack sie in ihrem Büro aufsuchte, wie er es schon einmal getan hatte, doch er hatte ihr erklärt, daß
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