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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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diesmal sie in sein Büro kommen müßte. Okay. Das war nur recht und billig. Aber wer hatte schon ein Büro in einer Arbeiterkneipe?
    Und könnte der Eigentümer nicht wenigstens ab und zu das große Frontfenster putzen? Es war so verschmiert, daß sie kaum hindurchschauen konnte. Und das wenige, das sie von der Inneneinrichtung erkennen konnte, war ziemlich entmutigend.
    Sie sah vorwiegend Grünpflanzen – Tradeskantien, Asparagusfarn, Ampelkraut –, aber sie waren allesamt eingegangen. Eigentlich sogar noch mehr als eingegangen, nämlich mausetot. Die wenigen Blätter, die immer noch an den Ästen und Zweigen hingen, waren braun und eingerollt und mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Was war das – etwa das, was sich eine Mumie unter einem Blumenfenster vorstellte?
    Jenseits der ausgetrockneten Pflanzen herrschte die Schwärze des interstellaren Raums. Noch nicht einmal Sterne funkelten dort.
    Aber das war die Adresse, die er ihr genannt hatte, und dieser Laden hieß tatsächlich Julio’s …
    Alicia trat zurück und schaute sich auf der Straße um. Sie war mit einem Taxi hergekommen und hatte daher kaum Gelegenheit gehabt, sich zu vergewissern, ob die graue Limousine sie wieder verfolgte. Auf der Straße sah sie den Wagen nicht. Vielleicht hatte sie sich das Ganze nur eingebildet.
    Und vielleicht sollte sie sich gar nicht mit diesem Jack abgeben. Sie hatte keine Lust, die ganze Situation noch einmal erklären zu müssen und wachsam darauf zu achten, welche Details sie weitergeben konnte und welche nicht. Und sich dann den Fragen stellen – den unausweichlichen Fragen.
    Weil für jemanden, der nicht wußte, was sie wußte, ihre Aktionen völlig irrational erscheinen mußten. Thomas war die einzige andere lebende Person, die alle Fakten kannte, und sogar er hielt sie für verrückt.
    Sie konnte diese Fragen nicht beantworten. Und so mußte sie sich damit abfinden, daß die Leute in ihr eine Spinnerin sahen.
    Wollte sie Jack dieser Liste hinzufügen?
    Eigentlich nicht. Aber sie wußte nicht mehr, an wen sie sich sonst noch hätte wenden können, und sie hatte das Gefühl, daß »Einfach Jack« genau der Typ Mann war, der sofort zum Kern eines Problems vorstieß. Sie hatte sich einen medizinischen Bericht über den Dieb besorgt, der die Spielsachen gestohlen hatte. Die Polizisten hatten nicht übertrieben. Er war gründlichst durch die Mangel gedreht worden … zahlreiche Knochenbrüche, zahllose Prellungen. Was ihr verriet, daß »Einfach Jack« nichts gegen eine berechtigte Anwendung von Gewalt hatte.
    Und nachdem sie gesehen hatte, was mit Leo Weinstein geschehen war, könnte dies genau das sein, was sie jetzt brauchte.
    Aber das Risiko, daß sie ihn in die Gefahr brachte, genauso zu enden wie der arme Leo, ließ sie zögern.
    Sie hatte nach anderen Möglichkeiten Ausschau gehalten, aber »Einfach Jack« schien im Augenblick die beste zu sein. Sie war alles so furchtbar leid, was mit dem Testament und dem Haus zu tun hatte, und gestern hatte sie geglaubt, einen Weg gefunden zu haben, wie die ganze Affäre erledigt werden könnte. Aber so etwas konnte kein Anwalt übernehmen. Sie war sich ziemlich sicher, daß es eher in Jacks Tätigkeitsbereich fiel.
    Aber hatte sie den Mut, ihn darum zu bitten?
    Alicia holte tief Luft, zog die Tür auf und trat ein.
    Während sie darauf wartete, daß sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnten, hörte sie, wie die allgemeine Unterhaltung leiser wurde und erstarb … genauso wie die Pflanzen im großen Fenster.
    Allmählich bekam der Raum Konturen. Zuerst der Fernseher, auf dem offenbar gerade ESPN oder ein Abklatsch davon lief, dann die Neon-Bierreklamen – nur Bud, Rolling Rock und Miller, aber kein Bass Ale oder Zima –, die hinter der Bar leuchteten und deren Licht sich in dem Glas der Flaschen brach, die in langen Reihen auf den Ablagen aus Spiegelglas standen. Ein Schild über der Bar, dunkle Lettern, die in helles Holz geschnitzt waren … MORGEN FREIBIER …
    Und dann die Gäste, ein halbes Dutzend grauhaariger Männer, die an der Bar lehnten, Bier- und Schnapsgläser vor sich, alle ihr zugewandt und sie anstarrend.
    Was war das? Eine Schwulenbar? Hatten sie noch nie eine Frau hier drinnen gesehen?
    »Sie wollen zu Jack, nicht wahr?«
    Alicia musterte den kleinwüchsigen, muskelbepackten Hispanic, der aus dem Dunkeln auftauchte. Er hatte einen bleistiftstrichdünnen Schnurrbart und schwarze, wellige, mit Gel zurückgekämmte Haare. Seine Stimme war leise, die

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