Handyman Jack 02 - Der Spezialist
hatten, sind tot. Vielleicht gibt es da eine Verbindung. Aber überlegen Sie mal folgendes: Wenn jemand Leute eliminiert, die sich zwischen den Betreffenden und dieses Haus stellen, warum haben sie dann nicht das größte Hindernis entfernt – Sie?«
»Glauben Sie nur nicht, daß mir das seit Freitag keine schlaflosen Nächte bereitet hätte. Ich weiß nichts über das Testament. Ich habe an der Verlesung nicht teilgenommen. Und als ich Leo engagierte – den Anwalt, der ermordet wurde –, ließ ich einfach eine Kopie vom Büro des Testamentvollstreckers an ihn schicken. Daher habe ich das verdammte Ding nie zu Gesicht bekommen. Aber das wird sich ändern. Ich werde mir eine eigene Kopie besorgen und mir ansehen, wie die Bedingungen lauten. Ich erinnere mich daran, daß Leo meinte, das Testament wäre ›ziemlich ungewöhnlich‹.«
Eine Frage schoß ihm durch den Kopf. »Haben Sie jemals dort gewohnt? In dem Haus, meine ich.«
Sie rührte sich nicht, aber Jack hatte plötzlich das Gefühl, als wäre Alicia unendlich weit von ihm entfernt.
»Bis zu meinem achtzehnten Geburtstag. Warum?«
Er zuckte die Achseln. »Reine Neugier. Ich weiß immer noch nicht, was Sie von mir wollen. Ich arbeite nicht als Bodyguard, daher …«
»Ich möchte, daß Sie das Haus anzünden und abbrennen.«
Jack starrte sie an und versuchte, seinen Schock zu verbergen. Nicht über die Bitte an sich – viele Leute waren im Laufe der Jahre zu ihm gekommen, um ihn als Brandstifter zu engagieren –, sondern darüber, daß dieses Ansinnen so völlig unerwartet geäußert wurde. Damit hatte er weiß Gott nicht gerechnet.
Er massierte umständlich seine Schläfen, um ein wenig Zeit zu gewinnen. »Entschuldigen Sie. Ich dachte, Sie hätten soeben erklärt, Sie wollten von mir, daß ich ein Haus niederbrenne, für das man Ihnen bereits vier Millionen Dollar geboten hat.«
»Das habe ich.«
»Darf ich wissen, weshalb?«
»Nein.«
»Sie werden mir schon irgendeine Erklärung geben müssen.«
Alicia rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Warum interessiert Sie das?«
»Das ist meine Arbeitsweise.«
Sie seufzte. »Na schön. Vielleicht bin ich nur müde. Ich mag zwar Ärztin sein, aber ich verdiene nicht sehr viel Geld. Ich könnte sicherlich mit einer privaten Praxis sehr viel mehr verdienen, aber das Center ist der Platz, an dem ich bleiben möchte. Alles, was ich nach Abzug meiner Lebenshaltungskosten und der Rückzahlung der Ausbildungsbeihilfen sparen konnte – und glauben Sie mir, da ist noch ein sechsstelliger Betrag offen –, floß in die Anzahlungen für den Privatdetektiv und für den Anwalt. Ich bin praktisch pleite, Jack. Ich möchte nicht mit einem neuen Anwalt ganz von vorne anfangen. Und ehrlich gesagt habe ich ein wenig Angst. Ich möchte nur diese ganze Sache endlich hinter mich bringen.«
Angst? Jack hatte Schwierigkeiten, sich diese Frau als ängstlich vorzustellen. Er hatte eher das Gefühl, daß sie vor nichts davonlief.
»Aber die Lösung all Ihrer finanziellen Probleme könnte durch ein einziges Telefongespräch mit Ihrem Bruder erreicht werden.«
»Halbbruder. Aber ich möchte nicht an Thomas verkaufen. Und er hindert mich daran, an irgend jemand anderen zu verkaufen.«
Jack war völlig verwirrt. »Aber wenn Sie, wie Sie sagen, das Haus gar nicht wollen und sich auch nicht dafür interessieren, warum verkaufen Sie es ihm dann nicht?«
Alicias Augen schienen plötzlich Funken zu sprühen, als sie mit zusammengebissenen Zähnen hervorstieß:
»Weil … er … es … will!«
Und fast genauso schnell erlosch das Feuer wieder.
»Und dafür werden Sie keine Erklärung hören«, sagte sie ruhig.
Jack lehnte sich zurück und betrachtete sie prüfend. Was sollte er jetzt tun? Sein Instinkt teilte ihm mit, daß er vor sich eine Lady hatte, an deren Fernsteuerung offenbar ein paar Knöpfe fehlten, und daß er schnellstens verschwinden und sich nicht mehr umdrehen sollte.
Ein guter Rat. Sie hatte ihm bereits gestanden, daß sie praktisch pleite war, ergo würde sie auch nicht sein Honorar zahlen können. Das wiederum bedeutete, daß bei der ganzen Affäre für ihn nichts anderes zu holen war als Ärger.
Aus dieser Sache herauszukommen war ganz einfach. Er brauchte ihr nur zu erklären, daß Brandstiftung nicht sein Ding wäre – was der Wahrheit entsprach –, und das wäre es dann.
Warum also sagte er es nicht? Warum hatte er es nicht gesagt, als sie zum erstenmal den Wunsch äußerte, das Haus
Weitere Kostenlose Bücher