Handyman Jack 02 - Der Spezialist
daß er es in letzter Zeit eigentlich gar nicht mehr bewußt wahrgenommen hatte.
»Julio benutzt die Pflanzen als Totems. Um böse Geister abzuhalten.«
»Das soll wohl ein Witz sein. Was für böse Geister?«
»Geister von der Sorte, die am liebsten Chardonnay trinken.«
Ihr Lächeln wirkte ein wenig gezwungen. »Oh, ich verstehe. Eine Macho-Bar … ein Testosteron-Tempel.«
Jack zuckte die Achseln. »Das ist einzig und allein Julios Sache. Er bevorzugt nun mal eine bestimmte Art von Gästen und versucht, andere abzuschrecken. Aber manchmal geht der Schuß nach hinten los. Manchmal locken die Pflanzen die falschen Typen geradezu an, denn sie meinen, daß dieser Laden so ›authenthisch‹ ist … was immer das heißen soll. Aber zurück zu Ihnen.«
Sie seufzte und spürte, wie ihre Anspannung wuchs. Also los.
»Es ist eine lange und komplizierte Geschichte, und ich möchte Sie nicht mit allen Details langweilen. Ganz kurz gefaßt: Ein Mann namens Ronald Clayton kam vor zwei Monaten bei einem Flugzeugabsturz ums Leben und hinterließ mir alles, was er besaß.«
»Wer war er?«
»Mein Erzeuger.«
»Ihr Vater? Das tut mir leid …«
»Das braucht es nicht. Wir haben einige gemeinsame Gene, aber das ist auch schon alles. Wie dem auch sei, als ich den Anruf von dem Anwalt bekam, der als Testamentsvollstrecker eingesetzt wurde, erklärte ich ihm, daß ich an seinen Gütern und allem anderen, was mit ihm in irgendeiner Verbindung steht, nicht interessiert wäre. Dann erklärte er mir, ich wäre die Alleinerbin.«
Jack hob die Augenbrauen. »Nicht Ihre Mutter?«
»Sie starb schon vor über zwanzig Jahren – und darüber dürfen Sie ruhig ihr Bedauern äußern, wenn Sie wollen.«
Alicia erinnerte sich kaum an ihre Mutter. Wenn sie doch nur nicht gestorben wäre … dann wäre einiges bestimmt ganz anders gewesen …
»Nun, egal, ich war jedenfalls geschockt. Ich hatte mindestens ein Dutzend Jahre nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich hatte noch nicht einmal an ihn gedacht.« Sie hatte sich ganz bewußt dagegen gewehrt. »Ich erklärte dem Testamentsvollstrecker, daß ich mit dem verdammten Haus nichts zu tun haben wollte, und legte auf.«
Jack schwieg. Er wartete immer noch darauf, endlich etwas über das »Problem« zu erfahren, vermutete Alicia.
Keine Sorge, dachte sie. Das kommt schon.
»Das Nächste, was passierte, war, daß ich plötzlich meinen Halbbruder Thomas am Telefon hatte, und er …«
»Moment mal«, sagte Jack. »Halbbruder?«
»Richtig. Er ist vier Jahre älter als ich.«
»Welche Hälfte – die mütterliche oder die väterliche?«
»Ronald Clayton ist sein Vater.«
Jack legte den Kopf schief. »Und er stand offenbar im Regen.«
»Richtig. Er bekam keinen Penny.«
»Gibt es noch andere Hälften inner- oder außerhalb der Clayton-Familie?«
»Nein. Nur Thomas. Der reicht mir auch, vielen Dank. Thomas ist also am Telefon und meint, wenn ich das Haus nicht will, ob er es dann haben könne. Ich sage nein. Ich sage, ich hätte es mir anders überlegt. Ich möchte es jetzt doch haben. Ich erzähle ihm, ich würde es dem Aids-Center spenden, um es als Außenstation zu nutzen. Er könne sich seine Pläne aus dem Kopf schlagen.«
»Ich nehme an, Sie sind mit Ihrem Bruder genausogut ausgekommen wie mit Ihrem Vater, oder?«
»Noch schlechter, wenn das überhaupt möglich ist. Am nächsten Tag ist Thomas wieder am Telefon und bietet mir zwei Millionen für das Haus an.«
Jacks Augenbrauen ruckten hoch. »Wo steht das Haus?«
»In Murray Hill.«
Er lächelte. »Also ehrlich, für Murray Hill wäre das sogar ziemlich billig.«
»Es ist ein dreistöckiger Backsteinbau. Jeden Penny wert.«
»Bis jetzt kann ich nicht erkennen, weshalb Sie mich brauchen. Nehmen Sie das Geld und werden Sie damit glücklich.«
Jetzt kam der heikle Teil der Geschichte. Jetzt fing er sicherlich an, sich Gedanken zu machen. Aber Alicia hatte die wichtigen Fragen – die unmöglichen Fragen – bei Leo Weinstein vermieden, und sie würde sie auch bei Jack vermeiden.
»Aber ich habe es nicht getan. Ich habe sein Angebot abgelehnt.«
»Sie wußten, daß der Preis steigen würde.«
»Überhaupt nicht. Aber der Preis stieg tatsächlich. Thomas meldete sich erneut und bot mir vier Millionen an. Und ich gab ihm dieselbe Antwort. Und dann sagte er, er wäre es leid, gegen sich selbst zu bieten, und ich sollte ihm endlich den verdammten Preis‹ nennen – seine Worte –, und ich legte einfach auf.«
»Sie haben ihn
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