Handyman Jack 02 - Der Spezialist
– einer war mit SPRECHEN, der andere mit SUMMER beschriftet. Sie drückte auf SPRECHEN.
»Ja, bitte?«
»Miss Clayton?« fragte eine männliche Stimme. »Hier ist Will Matthews, der Detective von gestern. Kann ich Sie kurz sprechen?«
Detective Matthews, dachte sie erschrocken. Was will der denn?
Er hatte gestern ihre Aussage aufgenommen. Er war noch ziemlich jung, etwa in ihrem Alter, vielleicht auch ein wenig älter. Er war gestern sehr freundlich und verständnisvoll gewesen, hatte geduldig gewartet, während sie sich allmählich beruhigte und sich von dem Adrenalinschock erholte, der sie so heftig hatte reagieren lassen.
Aber warum war er hier? Und warum ausgerechnet jetzt?
Absurderweise hatte sie plötzlich Angst, daß er von ihrem Plan erfahren haben könnte, das Haus ihres Vaters in Brand zu stecken. Sie hatte keine Ahnung, wie das hätte passieren sollen, aber vielleicht hatte er sie verfolgt, hatte sie mit Jack oder mit den Leuten in Verbindung gebracht, die sie nach der Adresse eines potentiellen Brandstifters gefragt hatte. Falls …
»Miss Clayton?« fragte er. »Sind Sie noch da?«
»Ja«, antwortete sie. »Ja, ich bin da. Sie haben mich nur überrascht. Mehr nicht. Ich hatte Sie nicht erwartet. Worum geht es?«
»Können wir uns oben unterhalten … in Ihrer Wohnung?«
»Natürlich«, sagte sie. »Entschuldigen Sie.«
Sie drückte auf den SUMMER-Knopf und hielt ihn ein paar Sekunden lang fest, dann ließ sie los und begann, auf und ab zu gehen.
Sei ganz ruhig, sagte sie sich. Es geht um dieses Schwein von gestern. Das muß es sein. Dieser Detective konnte unmöglich mehr von ihr wissen.
Sie schaute an sich hinab und stellte entsetzt fest, daß sie nur eine Strumpfhose trug. Sie eilte ins Schlafzimmer und schlüpfte hastig in die Hose ihres Jogginganzugs. Dabei betrachtete sie sich im Spiegel über der Frisierkommode.
Du siehst furchtbar aus, dachte sie. Sieh dir nur mal dein Haar an.
Sie nahm eine Bürste zur Hand und versuchte, die beim Schlafen entstandenen Knoten zu entwirren. Nicht, daß sie den New York Police Detective Third Grade William Matthews mit ihrem Äußeren beeindrucken wollte – alles andere als das –, aber sie wollte wenigstens halbwegs präsentabel aussehen.
Ein zweiter Blick in den Spiegel, dann ein Achselzucken – Was machst du hier eigentlich? Du kannst nur mit dem arbeiten, was du hast.
Sie ging zur Wohnungstür und öffnete sie. Sie konnte die Schritte des Detectives auf der Treppe hören, während er sich zu ihr hochbemühte. Schließlich erschien sein Kopf über dem Absatz. Sein Gesicht war gerötet, und sein Mantel lag auf seiner Schulter. Er blieb stehen und sah sie an.
»Wie oft am Tag machen Sie das hier?« fragte er ein wenig außer Atem.
»Mindestens viermal.«
Er überwand die letzten Stufen und ging auf sie zu.
»Dann müssen Sie ja in Topform sein.«
Alicia lächelte. »Das ist mein persönlicher Trimm-dich-Pfad.«
In einem vierstöckigen Haus ohne Fahrstuhl zu wohnen, hatte seine Nachteile – allein der Einzug war eine Strapaze gewesen, und es war auch keine reine Freude, wenn sie mit Einkäufen bepackt war, aber sie würde für nichts in der Welt den Studiobereich mit seinen Oberlichtern eintauschen.
Der Detective blieb vor ihrer Tür stehen. »Darf ich?«
»Natürlich«, antwortete sie und machte ihm Platz.
Während er an ihr vorbeiging, sah Alicia, daß sich sein blondes Haar auf beiden Seiten über den Schläfen bereits lichtete. Gestern war es ihr nicht aufgefallen. Wahrscheinlich, weil er es so kurz trug. Trotzdem hatte er etwas Jungenhaftes an sich, vor allem, wenn er lächelte. Hochgewachsene sportliche Figur, reine, glatte Haut mit roten Wangen und hellblauen Augen. Die meisten Frauen fanden ihn sicherlich unwiderstehlich.
Nicht Alicia.
»Was kann ich für Sie tun, Detective?« fragte sie, während sie die Wohnungstür schloß und sich zu ihm umdrehte. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
Sei ganz locker, sagte sie sich. Gaaaanz … locker.
»Ja und nein.« Er schaute sich um, als suchte er nach einem Platz, wo er seinen Mantel ablegen konnte. Alicia sagte nichts. Bitte ihn nicht herein. Sie wollte nicht, daß er sich zu wohl fühlte.
»Wegen gestern?«
»Richtig. Floyd Stevens, der Mann, den Sie wegen Kindesmißbrauchs angezeigt haben – er stößt Drohungen aus.«
»Aus dem Gefängnis?«
»O nein, er ist nicht im Gefängnis. Sein Anwalt hat eine Freilassung auf Kaution erwirkt, und er war schon zum Abendessen wieder zu
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