Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Adresse?«
Sie nannte sie ihm und hoffte, keinen allzu großen Fehler begangen zu haben, dann legte sie auf und kehrte in die Vorhalle zurück.
»Ich habe noch einige Termine«, sagte sie und streckte ihre Hand aus. »Aber ich möchte mich noch einmal bei Ihnen bedanken, Detective Matthews. Das war wirklich sehr nett von Ihnen.«
»Nennen Sie mich Will«, erwiderte er, ergriff ihre Hand und hielt sie fest.
Alicia entzog sie ihm und öffnete die Tür. »Okay … Will.«
Sie fühlte sich ganz schrecklich, da sie ihn regelrecht vor die Tür setzte, aber sie hatte plötzlich den überwältigenden Drang, allein zu sein.
»Sie hören von mir«, versprach er, als er hinausging.
»Hoffentlich nur angenehme Neuigkeiten.«
Sie brachte ein freundliches Lächeln zustande, während sie die Tür schloß. Dann ließ sie es versiegen und lehnte den Kopf gegen die rauhe Oberfläche der Türinnenseite. Plötzlich fühlte sie sich unsagbar erschöpft.
Strafanzeige … ein Zivilprozess … eine Beschwerde bei der Krankenhausverwaltung. Was konnte denn sonst noch schiefgehen?
Und dieser Besuch von einem Detective der Polizei – was hatte das überhaupt zu bedeuten? Er hätte sie auch anrufen und ihr all das am Telefon erzählen können. Warum hatte er sich die Mühe gemacht, herüberzukommen und ihr alles persönlich mitzuteilen?
Alicia stöhnte gequält auf. »Ich hoffe, er hat es nicht auf mich abgesehen.«
Aber je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie, daß es sich tatsächlich so verhielt. Das persönliche Interesse von Detective Matthews an diesem Fall war genau das und sonst nichts … rein persönlich.
»Vergiß es, Will«, murmelte sie. »Du hast ja keine Ahnung, auf was du dich einlassen würdest.«
2
Jack stürmte die Stufen hinauf und klopfte an die stabile Eichentür – genauer gesagt, an die zahllosen Farbschichten, die die Details des geschnitzten Türblatts verbargen.
Vier A lautete die Messingschrift in Augenhöhe, und er fragte sich, warum man es mit ›A‹ bezeichnet hatte. Dies war das einzige Apartment auf der Etage.
Er hatte sich beeilt, sie zu treffen, denn er wollte mehr erfahren über die rätselhafte Dr. Alicia Clayton – Wohltäterin unschuldiger Kinder mit Aids, Vernichterin von Kinderschänderschädeln und leidenschaftliche Feuerspenderin für alte Familiensitze.
Die Tür schwang in die Wohnung, und Alicia stand dort und schaute ihn an – ein wenig prüfend, wie er meinte – mit einem kühlen Ausdruck in den stahlgrauen Augen. Ihr schwarzes Haar war zu einem kurzen Pferdeschwanz nach hinten gerafft, wodurch sie fast mädchenhaft wirkte. Sie trug erdverschmierte Gartenhandschuhe.
»Sie atmen ja kaum schneller«, stellte sie fest.
»Nun, ich gebe zu, Sie sind durchaus attraktiv, aber ich glaube nicht …«
Sie lächelte. »Nein-nein. Ich meine den Weg die Treppe herauf. Die meisten Leute sind außer Atem, wenn sie hier oben ankommen.«
Außer Atem? Warum?
»Oh, ja«, beeilte er sich zu versichern. »Ich auch. Ziemlich außer Atem. Darf ich reinkommen und mich ausruhen?«
Sie zögerte.
»Ich beiße nicht«, sagte er. »Ehrenwort.«
»Tut mir leid«, meinte sie und machte Platz, um ihn einzulassen. »Es ist nur, daß man heutzutage nicht vorsichtig genug sein kann, wissen Sie?«
Während sie hinter ihm die Tür schloß, ließ Jack den Semmerling aus seinem Ärmel rutschen und reichte ihn ihr. Es verschlug ihr den Atem, als sie die winzige Pistole sah.
»Nehmen Sie sie«, forderte er sie auf. »Sie ist geladen. Der kleinste vierschüssige 45er der Welt. Halten Sie sie in Reichweite, während ich hier bin.«
Sie starrte die Waffe an, als wäre sie etwas Lebendiges und würde jeden Moment losgehen. »Das ist schon okay. Wirklich.«
»Bestimmt?«
Als sie nickte, verstaute er die Pistole wieder in seiner Tasche. Er hatte keine Ahnung, wer in diesem Moment erleichterter war: Alicia, weil er ihr die Waffe angeboten hatte, oder er selbst, weil sie sie nicht angenommen hatte. Er sah es überhaupt nicht gern, wenn jemand Fremdes mit seiner Semmerling herumhantierte.
Sie führte ihn durch den Vorraum. »Kommen Sie. Wir können hier drin reden.«
Jack folgte ihr bis zur Schwelle, dann blieb er stehen und schaute sich um.
Ein Dschungel. Ein hoher Raum, fast ein Loft, mit riesigen Oberlichtern und einer Unmenge von Grünpflanzen. Es waren keine typischen Zimmerpflanzen, sondern Bäume. Kleine Bäume, ja, aber Bäume. Bei einigen war die Krone in durchsichtige
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